Landkreis fördert Sprachvermittlerdienst dauerhaft

Der Jugendhilfeausschuss will die erfolgreiche Arbeit des Sprachvermittlerdiensts fortsetzen: Einstimmig beschloss das Gremium in seiner Sitzung am Mittwoch die Einrichtung eines dauerhaften Diensts beim Erlenbacher Verein „Frauen für Frauen“.

Der Ausschuss hatte 2014 den Sprachvermittlerdienst für eine Pilotphase von zwei Jahren mit 3000 Euro pro Jahr für Organisation, Koordination und Aufwandsentschädigung der Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler finanziert. Nun konnten die Vorsitzende des Vereins, Nilüfer Aktürk, und Silke Buhleier die Nachricht überbringen: Es läuft gut, die Nachfrage nach Sprachvermittlern zur Bewältigung von Verständigungsproblemen im Alltagsleben steigt – auch aufgrund der Flüchtlinge – ständig.

Nach umfangreichen Vorbereitungen hatte der Verein 2015 mit der Arbeit begonnen. Mittlerweile kann der Dienst – Stand Ende März – bereits 206 Einsätze vermelden, gut ein Drittel (62) auf Anforderung der Schulen, 52 vom Landratsamt, 35 von der Casa Flueki sowie 28 von der Caritas. Die meisten Anfragen seien Silke Buhleier zufolge für arabisch sprechende Menschen gestellt worden, in der Rangliste folgten Farsi (22), Dari und Türkisch (jeweils 20) sowie Russisch (11). Die zurzeit 38 Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler, die eine Aufwandsentschädigung bekommen, würden auf ihre Eignung geprüft und geschult, bevor sie eingesetzt werden, berichtete Buhleier. Interessenten am Dienst füllen ein Formular aus, bekommen vom Verein eine Zu- oder Absage und bestätigen dem Sprachvermittler nach Ende des Auftrags den Einsatz. Die Helfer rechnen anschließend mit dem Dienst ab. Die Einsätze erstreckten sich über den gesamten Landkreis, zeigte Buhleier. Gesucht würden noch Sprachvermittler mit den Sprachen Dari und Farsi, da man hier nur zwei Übersetzer habe. Akut fehlten Menschen, die Pashtu, Portugiesisch, Lettisch und Ukrainisch beherrschen sowie mehrere weitere Sprachen. Der Verein bittet alle Interessenten, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Dass rege Nachfrage nach dem Dienst herrscht, zeige sich daran, dass alleine in diesem Jahr bereits 123 Anfragen gestellt worden seien, so Buhleier. „Wir wollen, dass das Projekt weitergeht und ausgebaut wird“, sagte sie. Das sah auch der gesamte Ausschuss so, als er einem Vorschlag von Stefan Adams (Landkreisverwaltung) zustimmte, wonach die Förderung künftig so aussehen sollte: Der Landkreis stellt dem Sprachvermittlerdienst pro Monat 450 Euro für Organisation und Koordination bereit, Aufwandsentschädigungen und Fahrtkosten für die Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler werden fallgenau abgerechnet und vom Landkreis bezahlt. Pro Jahr wird dies den Kreis – ausgehend von der derzeitigen Situation – geschätzt 12.000 bis 15.000 Euro kosten.

Der Ausschuss gab darüber hinaus einstimmig seine Zustimmung zu zwei Projekten zur Förderung von Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe. So förderte der Kreis den „Elterntalk“ für drei Jahre befristet mit jeweils maximal 3800 Euro pro Jahr. Dieses ebenfalls beim Verein Frauen für Frauen angesiedelte niedrigschwellige Projekt richtet sich an alle Eltern von Kindern bis 14 Jahren und will vor allem Eltern mit Migrationshintergrund sowie Eltern in belastenden Lebenslagen ansprechen. Dabei treffen sich Eltern in privatem Rahmen und tauschen sich, begleitet von einem Moderator, über wichtige Erziehungsthemen rund um Medien, Konsum und Suchtvorbeugung aus. Der Staat fördert das Projekt in den ersten drei Jahren mit maximal 7600 Euro jährlich, maximal 3800 Euro trägt der Landkreis bei. Ab dem vierten Jahr wird die staatliche Förderung auf ein Drittel der Gesamtkosten reduziert. Der Verein Frauen für Frauen sei sehr gut als Träger geeignet, da er über einen sehr guten Zugang zu Familien mit Migrationshintergrund verfügt, erklärte Claudia Joos vom Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie.

Auch die Teilnahme von Eltern an Elternkursen wird vom Juli 2016 an vom Landkreis gefördert. Der Ausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, Eltern jeweils zur Geburt und zur Einschulung jedes Kindes zwei Wertgutscheine im Wert von je 20 Euro für die Teilnahme an Elternkursen zu geben. Damit will der Landkreis das Engagement der Eltern in der Erziehung würdigen, Anreize für eine Teilnahme an Kursen setzen und das Angebot für Familien ausbauen. Im vergangenen Jahr haben 125 Mütter oder Väter solche Kurse besucht, wusste Claudia Joos, so dass bei der Ausgabe von Gutscheine Kosten von 2500 Euro entstanden wären. Nach Ausgabe der Gutscheine gehe man von höheren Teilnehmerzahlen aus und rechne mit Kosten von 5000 Euro pro Jahr.

Einstimmig beauftragte der Ausschuss die Jugendhilfeverwaltung, Verhandlungen mit den Jugendämtern, der Kinderklinik Aschaffenburg und der Landgerichtsärztin Ulla Schäfer zur Gründung einer Kinderschutzgruppe am Klinikum Aschaffenburg aufzunehmen. Die Initiative der Landgerichtsärztin hat ein koordiniertes und standardisiertes Vorgehen bei Verdachtsfällen von Kindesmisshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch zum Ziel. In der Kinderschutzgruppe sollten die regionalen Kliniken zusammenarbeiten. Eine feste Personengruppe, bestehend aus Klinikmitarbeitern mit Kompetenzen sowie Erfahrungen in Diagnostik und Einschätzungen von Kindeswohlgefährdungen, soll gebildet werden, aber auch Pflegepersonal und Sozialdienst sollen eingebunden werden. Darüber hinaus soll eine Koordinationsstelle für die Kinderschutzgruppe an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Aschaffenburg eingerichtet werden.

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