Ursprung und Bedeutung
Fastenzeit positiv erleben

Durch Fasten kann man üben, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren, beispielsweise Freunde oder die Familie. | Foto: Pexels / Elina Fairytale
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  • Durch Fasten kann man üben, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren, beispielsweise Freunde oder die Familie.
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Ein einfaches Aschekreuz auf der Stirn – ein Symbol, das in vielen Gottesdiensten am vergangenen Mittwoch auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet wurde. Dieser Tag war der Aschermittwoch. Er macht nicht nur deutlich, dass die Faschingszeit zu Ende ist, sondern markiert den Beginn der Fastenzeit. In vielen Religionen hat das Fasten eine zentrale Bedeutung und wird in unterschiedlichen Ritualen zelebriert. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Läuterung und Besinnung. Seit dem 2. Jahrhundert fasteten die Menschen aus Trauer am Karfreitag und am Karsamstag. Eine Fastenzeit von 40 Tagen ist seit dem 4. Jahrhundert überliefert.

Beginn Aschermittwoch

In der westlichen Kirche beginnt mit dem Aschermittwoch die vierzigtägige Fastenzeit. Es ist eine Zeit der Buße, die auf das wichtigste Fest der Christenheit vorbereitet – Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Höhepunkt der Fastenzeit ist Karfreitag.

Warum 40 Tage?

Wer genau nachzählt, kommt von Aschermittwoch bis zum Samstag vor Ostern allerdings auf insgesamt 46 Tage. Warum also spricht man dann von 40 Tagen? 40 Tage deshalb, weil bei der Fastenzeit die Sonntage – insgesamt 6 an der Zahl – nicht mitgezählt werden. Der Sonntag soll als Erinnerung an die Auferstehung Jesu ein Tag der Freude sein und zählt daher nicht zu den Fastentagen.

40 – Zahl mit besonderer Bedeutung

Außerdem hat die Zahl 40 sowohl im Alten als auch im Neuen Testament eine besondere Bedeutung. Moses blieb insgesamt 40 Tage auf dem Berg Sinai, bis er von Gott die Zehn Gebote bekam. Der Regen der Sintflut dauerte 40 Tage und Noah wartete ebenfalls 40 Tage, bevor er ein Fenster seiner Arche öffnete und einen Vogel fliegen ließ. Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste. Der Prophet Elias war 40 Tage unterwegs zum Gottesberg Horeb. Dort sprach Gott mit ihm. Am bekanntesten dürfte die Zeit sein, die Jesus mit Beten und Fasten in der Wüste verbrachte, um sich auf sein Wirken in der Öffentlichkeit vorzubereiten. Auch diese Zeit dauerte 40 Tage.

Wie wird gefastet?

Geprägt ist die Fastenzeit durch Verzicht in Form des Fastens. Traditionell geschieht dies zumeist durch den Verzicht auf Essen. So wird zumeist auf Fleisch verzichtet. Dafür gibt es in dieser Zeit spezielle Fastenspeisen. Auch der Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol zählt dazu. Daneben gibt es auch eine Reihe von Fastenkuren, die gerne in dieser Zeit angewendet werden.

Konsum- und Klimafasten

Heutzutage steht der Verzicht auf Essen nicht mehr so sehr im Vordergrund. Viele Menschen verzichten in der Fastenzeit heute eher auf Konsum, was sich im Einschränken bzw. Vermeiden von Internet, sozialen Medien, Handy und Smartphone oder auch Rauchen äußert. Und noch ein Trend wird immer beliebter: das Klimafasten. Bei diesem Fasten wird ebenfalls auf Fleisch, aber auch auf Autofahren oder Flugreisen verzichtet. Diese Aktionen haben zum Ziel, neben den persönlichen Einschränkungen etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Nicht selten stellt sich sowohl bei dieser Form des Fastens als auch beim Konsumfasten der Gedanke ein, dass man viele Dinge für sein Leben gar nicht braucht.

Warum Fasten?

Fasten heißt aber auch, sich ganz bewusst einzuschränken und sich dadurch von Dingen oder Zwängen zu befreien. So gelingt es, Freiräume zu schaffen für das, was jedem Einzelnen im Leben wichtig ist. Letztlich geht es vielen Christen auch darum, durch Fasten und Verzicht den eigenen Glauben zu reflektieren und bewusst zu erleben.

Marcus Schuck, Betriebsseelsorger der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Aschaffenburg | Foto: Markus Hauck / POW
  • Marcus Schuck, Betriebsseelsorger der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Aschaffenburg
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Konzentration auf das Wesentliche im Leben

„Fasten hört sich zunächst eher negativ an“, sagt Marcus Schuck. Er ist Betriebsseelsorger der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Aschaffenburg. „Es bedeutet verzichten, entsagen oder selbstkasteien und wird daher in erster Linie als Opfer gesehen. Doch diese Sichtweise ist nur ein Teil des Fastens. Beim Fasten geht es auch um etwas ganz anderes. Durch den Verzicht, beispielsweise auf Konsumgüter, wird man frei für andere Dinge. Man kann durch das Fasten üben, dass man von Dingen nicht abhängig ist und konzentriert sich dadurch auf das Wesentliche im Leben. Für mich ist die zentrale Frage der Fastenzeit: ´Was ist für mich wichtig?´ Bei dieser Frage kann es helfen, sich konkret etwas vorzunehmen. Beispielsweise, dass man sich verstärkt um Freundschaften kümmert oder für den Ehepartner oder die Kinder da ist. Das kann etwas ganz anderes sein, an das man bisher nicht bewusst gedacht hat. So bekommt das Fasten eine spirituelle Dimension.“

Spirituelle Dimension des Fastens

„Diese spirituelle Dimension des Fastens“, so Marcus Schuck weiter, „bedeutet, dass es im Leben mehr gibt, als das, worauf wir uns festlegen oder was uns beschäftigt. Die Konzentration auf das Wesentliche gibt unserem Leben Tiefe.“

Dr. Gregor Kreile, evangelischer Pfarrer von Erlenbach | Foto: Helios Klinik Erlenbach

Auf sich selbst achten

Ähnlich sieht es auch Dr. Gregor Kreile, evangelischer Pfarrer von Erlenbach. „Für mich hat das Fasten den Aspekt, dass man auf sich selbst achtet. Es geht nicht in erster Linie darum, auf etwas zu verzichten um des Verzichtens willen, sondern darum, es aus freien Stücken für sich selbst zu tun und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ein Zitat von Dante Alighieri (1265 – 1321), dem bekannten italienischen Dichter und Philosophen, bringt das sehr schön auf den Punkt: ´Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.´ Gerade die Augen der Kinder haben für mich eine starke Wirkung, denn sie leuchten immerzu und berühren uns dadurch auf ganz besondere Weise. Unsere Unachtsamkeit steht uns leider oft im Weg, selbst zu leuchten und zu einem Licht für andere Menschen zu werden. Stattdessen laufen wir Gefahr, beispielsweise durch Klimafasten mit dem Verzicht auf Fleisch oder Flugreisen uns zu sehr unter Druck zu setzen, weil wir meinen, einer allein kann ohnehin nichts ausrichten, weil wir nicht perfekt sind oder weil wir nichts auf die Reihe bringen. Wenn man den positiven Gedanken des Fastens in den Vordergrund rückt und sich und andere nicht verurteilt, dann fällt das Ganze leichter.“

Fastenaktionen und Impulse

In der evangelischen und in der katholischen Kirche steht die Fastenzeit meist auch unter einem besonderen Motto.

„Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“

So hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Fastenaktion in diesem Jahr unter das Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ gestellt. Eine gute, aber erklärungswürdige Sache, wie Dr. Gregor Kreile meint. „Das Motto der Fastenaktion 2023 gefällt mir sehr gut. Es bricht aus den alten Mustern wie Verzicht auf Rauchen oder Verzicht auf Süßigkeiten ganz bewusst aus und kehrt den Verzicht in etwas Positives um: nicht verzagt zu sein, Hoffnung zu haben, selbst zu leuchten. Wir leben in einer Zeit, in der es allen Grund gibt, verzagt zu sein. Der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, die Flüchtlingssituation, die Corona-Pandemie und nicht zuletzt ganz aktuell das furchtbare Erdbeben in der Türkei und in Syrien bringen ein Gefühl der Ohnmacht und die scheinbare Erkenntnis: ´Ich schaffe das alles nicht! Und jetzt soll ich auch noch fasten?´ Es sind dunkle Zeiten, in denen wir uns bewegen. Doch Jesus Christus spricht: ´Ihr seid das Licht der Welt.´ Wenn wir uns daran erinnern und jeder von uns auf seine Weise leuchtet, dann schaffen wir es, nicht verzagt zu sein und die Krisen unserer Zeit zu meistern.“

„Frau. Macht. Veränderung.“

Die katholische Kirche hat mit Misereor, dem katholischen Werk für Entwicklungszusammenarbeit, den Leitgedanken „Frau. Macht. Veränderung.“ zum diesjährigen Thema der Fastenzeit gemacht. Durch diese Aktion soll gezeigt werden, wie Frauen weltweit am gesellschaftlichen Wandel mitwirken und diesen gestalten. Als Beispiele werden in diesem Zusammenhang Projekte zur Stärkung von Frauen in Madagaskar vorgestellt. Bei dieser Aktion soll deutlich werden, dass Frauen unterschiedlichen Alters mit ganz unterschiedlicher Willenskraft und unterschiedlicher Stärke überzeugen und ihre Überzeugungen umsetzen. Schon seit vielen Jahren stehen die Aktionen von Misereor unter dem Blick der Entwicklungszusammenarbeit und zeigen die weltweite Solidarität der Menschen untereinander.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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