Ehen stehen heute immer häufiger vor dem Aus
Statistiken zeigen, dass die Zahl der Scheidungen zunimmt. Dass häufig auch langjährige Ehen geschieden werden, erklären Psychologinnen und Psychologen mit dem heutigen Lebensstil, der stärker von Eigenständigkeit und Individualität geprägt ist. Einerseits profitieren Beziehungen davon, denn auf dieser Basis sind sie stabiler.
Deshalb kommt es meist deutlich später zu einer Scheidung als noch vors 20 Jahren. Andererseits erklärt dieser Aspekt möglicherweise auch die steigende Anzahl der Scheidungen. Unklar sind aktuell auch die Auswirkungen von Corona auf diese Entwicklung.
Die Anzahl der Scheidungen in Deutschland stieg erstmalig wieder an. 2019 nahm verglichen zum Vorjahr die Anzahl der Scheidungen durch richterlichen Beschluss um 1.000 zu. 2019 wurden 149.000 Ehen rechtskräftig beendet. Seit 2012 ist das der erste Anstieg, der mit 0,6 Prozent eher gering ausfällt. Es ist noch nicht absehbar, ob sich daraus ein längerfristiger Trend ergeben könnte. Unklar ist auch, ob sich die Corona-Pandemie als Stressfaktor negativ auf Beziehungen auswirkt. Einige Expertinnen und Experten erwarten eine starke Zunahme der Trennungen von Paaren oder Ehepaaren.
Durchschnittliche Dauer der Ehen
Interessant ist der statistische Blick auf die durchschnittliche Dauer der geschiedenen Ehen, die 2019 bei 14 Jahren und 10 Monaten lag. Knapp 17 Prozent der geschiedenen Paare feierten bereits die Silberhochzeit. Ein Vergleich mit Statistiken der 90er Jahre zeigt, dass die durchschnittliche Ehedauer im Falle einer Scheidung damals bei knapp 12,5 Jahren lag. Damals wurden eher kürzere Ehen geschieden, Langzeitehen hingegen seltener. Eine Scheidung sollte wohlüberlegt sein. Sie verändert das gesamte Familienleben, gerade dann wenn jüngere Kinder betroffen sind. Mehr als die Hälfte der 2019 geschiedenen Ehen betrafen Familien mit minderjährigen Kindern.
Ob die Corona-Pandemie einen zusätzlichen Einfluss auf die Entwicklung hat, bleibt abzuwarten. Familien mit einem oder mehreren Kindern standen vor besonderen Herausforderungen, die das Privat- und Eheleben stark beeinflusst haben: Homeoffice, keine Schule oder Kinderbetreuung in der Kita, geschlossene Spielplätze und ausbleibende Unternehmungen. Laut Expertise ist noch unklar, welche langfristigen Auswirkungen diese Ausnahmesituation auf einzelne Familien hat.
Trends und Entwicklungen noch nicht absehbar
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte die bisherigen Zahlen für 2020. Trends und Entwicklungen lassen sich aus den Zahlen noch nicht eindeutig ableiten, da es sich um absolute Zahlen handelt.
Prozentuale Angaben sind mit der Datenlage nicht möglich. Aktuell ist unklar, ob im Laufe des Jahres tatsächlich eine Scheidungswelle in Deutschland zu erwarten ist. All diejenigen, die sich Gedanken über das Thema machen und die Ehe nicht leichtfertig aufgeben möchten, können sich jetzt wieder an Paartherapeuten wenden. So lassen sich Konflikte und Probleme langfristig erfolgreich lösen.
Wenn es zur Scheidung kommt
Kommt es tatsächlich zur Scheidung, sind viele Aspekte zu klären. Wichtig ist, miteinander zu kommunizieren und strittige Punkte sachlich zu diskutieren. Vor der tatsächlichen Scheidung gibt es ein Trennungsjahr mit räumlicher Trennung. Besitzen beide ein gemeinsames Haus ist zu klären, wie damit verfahren wird. Das Nutzungsrecht an der zuvor gemeinsam genutzten Wohnung kann beantragt werden.
Im gegenseitigen Einvernehmen kann eine Scheidung auch ohne Gerichtsverfahren erfolgen. Das spart Zeit, Geld und Nerven. Unterhaltsfragen müssen geklärt werden. Bereits im Trennungsjahr hat der Ehepartner mit dem geringeren Gehalt einen Anspruch auf Unterhaltszahlungen.
Für minderjährige Kinder gilt: Der Elternteil, der die Kindesbetreuung übernimmt, erfüllt bereits seine Unterhaltspflicht. Der andere Elternteil ist verpflichtet, Unterhalt an den Elternteil zu zahlen, bei dem ein oder mehrere Kinder leben. Liegt die berechtigte Vermutung eines Unterhaltsbetrugs vor, ist dieser meist schwierig nachzuweisen. Detekteien sind eine hilfreiche Unterstützung und helfen dabei, solche eine Vermutung zu widerlegen oder zu bekräftigen.
Bildnachweis: https://pixabay.com/de/illustrations/familie-scheidung-trennung-ehe-3090056/ (Kein Bildnachweis notwendig.)
Autor:Sebastian Daecher aus Miltenberg |
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