Bildergalerie und Essay
Zauber- und sagenhafter Dreifaltigkeitssonntag.
Frommtag, Farrensamensuche, Flurprozessionen.
Sagen erzählen: An Trinitatis soll die goldene Wunderblume mit magischer Kraft erblühen.
Der „Gnadenstuhl“ ist ein beliebtes Motiv in Kirchen und auf Bildstöcken.
Am ersten Sonntag nach Pfingsten wird von Katholiken und Protestanten
ein besonderes Fest gefeiert: Trinitatis, zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit.
Kein Ereignis aus dem Leben Jesu ist der Bezug, sondern die Glaubenslehre von der Seinsweise des einen Gottes in drei Personen.
Seit dem Hochmittelalter zog man am sogenannten Frommtag acht Tage nach dem „lieblichen Pfingstfest“ in Prozessionen, Flurumgängen und Wallfahrten mit geschmückten „Prangerstangen“ zu frommen Zielen.
Fahnenträger traten bei einem solchen „Pfingstgelag“ in die Roggenfelder und schwenkten die Banner über den grünen Halmen. Das sollte Segen bringen und Wachstum verleihen.
Heilbringender Kräutersonntag.
Unterwegs erfreuten sich die Gläubigen nicht nur an der erwachten, blühenden Frühlings-Flur, sondern auch an den wachsenden, heilbringenden Kräutern. Eine Auswahl gesundheitsfördernder Pflanzen wurde wie Wachs und Salz in der Kirche geweiht: so erklärt sich der Name „Kräutersonntag“ am Trinitatisfest.
Dreifaltigkeitssonntags-Regen sammelte man in Schüsseln auf und wurde dem Weihwasser gleichgeachtet.
Glückskinder können mehr sehen als andere.
Am Dreifaltigkeitsfest Geborene galten bei unseren Altvorderen als Glückskinder: diese sahen am „Goldenen Sonntag“ mehr als andere.
Alle an diesem ersten Sonntag nach Pfingsten Geborenen sollen als „Glückskinder“ durch das Leben gehen dürfen: als besondere Gabe seien sie imstande, Geister sehen zu können - erzählt der Volksglaube.
In der Nacht zum „goldenen Sonntag“ sollte zur Mitternacht der „Farrensamen“ , dem man die Macht zuschrieb, unsichtbar zu machen, Glück im Spiel zu verleihen und jeden abgegebenen Schuss treffen zu lassen, zur vollen Reife gelangen und abfallen, hernach freilich verschwinden.
Wer es sich jedoch zutraute, solchen Samen mitternächtens zu holen (ohne ein Wort zu sagen), , dem lächelte mit diesem Samen in der Tasche das Glück - heißt es in Volksphantasie.
Die besonderes in Franken heimischen Sagen vom Farnkraut beschäftigen sich eingehend mit diesen Vorgängen.
Was ist die magische Wunderblume?
Der „Goldene Sonntag“ ließ ebenso die Wunderblume erblühen. Auch öffneten sich an diesem Sonntag schließlich verschiedene Berge. Sonntagskindern war es möglich, verwünschte Jungfrauen zu erlösen. Bewachte Schätze unter Tage wurden freigegeben.
Die Heiligkeit des hohen Festtages Trinitatis legte unseren Vorfahren mancherlei Verbote und Gebote auf. So dürfte man nicht nähen oder flicken, um nicht fahrlässig Gewitter anzulocken oder vom Blitz erschlagen zu werden.
An diesem Tag waren früher Baden, Jagen, Reisen oder Klettern verboten - was unsere gegenwärtige-Corona-Generation wohl nicht so gerne hören möchte.
Die Grundlage für die Dreifaltigkeitsfeier liefert die im Neuen Testament nicht ausdrücklich bezeugte Lehre von der mystischen Einheit dreier trotzdem wohlgeschiedene Personen: Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist.
Diese Lehre wurde unter dem Einfluss hellenistischer Philosophie geformt und 381 zum Dogma erhoben.
Geheimnisvolle Gottesnähe.
Gott ist nach theologischer Auffassung nicht nur der Jenseitige und Geheimnisvolle sowie der Ursprung der Welt, der durch einen unendlichen Abstand von der Welt getrennt und unterschieden ist.
„Vielmehr ist Gott im Sohn und im Geist der Welt dem Menschen näher als es die Nähe zwischen Menschen, zwischen Mensch und Welt gibt“ - erläutert ein Pfarrer aus unserer Region.
Magische Zahl Drei.
Abstrakte Aussagen über die Dreifaltigkeit haben eine Entwicklung von bildhaften Elementen erschwert. Dennoch gibt es eine plausibel wirkende Symbolik.
Die Zahl „Drei“, das Dreieck, die dreimalige Wiederholung von Gebeten und von Flurumgängen, die drei Fenster, schließlich die drei Hasen, die so angeordnet sind, dass sie zusammen nur drei Ohren haben, sollen an die Dreifaltigkeit erinnern.
Vor allem seit dem 18. Jahrhundert, im Barock, ist immer wieder versucht worden, die Dreifaltigkeit darzustellen. Diese Bilder haben sicher stark die Vorstellung von Gott beeinflusst:
Der Vater als alter Mann, der Sohn am Kreuz, der Geist als Taube.
Es gibt aber auch noch abstraktere, sinnbildliche Darstellungen:
das Dreieck, drei konzentrische Kreise, Sonne-Licht-Strahl.
Insbesondere der sogenannte Gnaden-Stuhl lässt sich in Franken in Kirchen und auf Bildstöcken an Reliefseiten von Martern immer wieder entdecken: Der Vater hält das Kreuz mit dem Sohn, zwischen oder über beiden schwebt der Geist als Taube.
Die Volkskunde deutet dieses Motiv auch als Hinweis auf die eine oder andere Dreifaltigkeits-Wallfahrtskirche in der näheren oder ferneren, zum Beispiel Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz.
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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