Nicht nur an Erntedank-
Wie selbstverständlich ist das tägliche Brot?
Am 02.10.22 wurden in der Pfarrkirche St. Jakobus Miltenberg das Erntedankfest und eine Kindertaufe begangen. Wenn eine Taufe während einer Messfeier gefeiert werde, seien die einzelnen Elemente der Taufe auf die Messfeier verteilt, sagte Pfarrer Jan Kölbel zur Begrüßung der Gläubigen und der Familie des Täuflings. Er wünschte dem Kind, dass sein Glaube so groß sein möge wie ein Senfkorn, das zwar eine relativ kleine Frucht sei, in dem aber viel Kraft stecke, wenn es wachse und gedeihe. In seiner Predigt ging er auf ein Schild ein, das er vor einigen Jahren zu Erntedank in einer Bäckerei entdeckt und auf dem gestanden habe: „Altes Brot ist nicht hart. Gar kein Brot – das ist hart.“ Dieses alte Schild bewahre die Erinnerung an schlechte Zeiten. 1947 hätte es einen heißen Sommer und einen harten Winter gegeben; viele Menschen hätten gehungert – eine Situation, die für die meisten nur eine böse Erinnerung sei. Wir wären es gewohnt, dass alles im Überfluss und sehr preiswert zur Verfügung stehe. Angesichts der in diesem Jahr drastisch gestiegenen Energiepreise und einer unterdurchschnittlichen Ernte sei fast alles sehr viel teurer geworden. Zwar sei es nicht so schlimm wie 1947, aber die Zeiten würden eindeutig schwieriger. Das Erntedankfest erinnere uns daran, dass es nicht selbstverständlich sei, im Wohlstand zu leben und genug zu essen zu haben. In diesem Jahr hätten wir allen Grund, ganz bewusst Danke zu sagen. Erntedank mahne uns, dass wir nicht alles selbst in der Hand hätten – weder die Natur, noch unser Leben. Gott sei der Adressat für unseren Dank und für unseren Kummer. Weil Gott unser Vater sei, könnten wir dem Leben vertrauen, auch wenn es uns schwere Zeiten zumute. Brot sei für uns ein Bild für alles, was der Mensch zum Leben brauche. Gott selbst schenke sich uns in einem Stück Brot. Er wolle uns Kraft für unseren Lebensweg geben und in unserem Leben so wichtig und selbstverständlich sein, wie das tägliche Brot. Ältere Menschen erinnerten sich noch daran, dass der Gang zur Kommunion früher etwas ganz besonderes gewesen sei. Man habe den Leib des Herrn nur wenige Male im Jahr und nur nach vorheriger Beichte empfangen. Dahinter stecke das Bewusstsein, dass es nicht selbstverständlich sei, dass sich Gott uns in einem alltäglichen Zeichen schenke. „Eucharistie“ bedeute „Danksagung“. In jeder Messfeier dürften wir Gott dankbar sein für alles, was Jesus für uns getan habe und für alles Gute, was wir persönlich empfangen dürften. Gott schenke sich uns in einem Stück Brot – wenn wir dieses Brot nicht hätten, das wäre wirklich hart. Nach der Predigt wurde die Heiligenlitanei gebetet. Dann weihte Pfarrer Kölbel das Taufwasser und spendete die Taufe. Zur Erinnerung an seine Taufe erhielt der Täufling ein bunt bemaltes Wandkreuz und die Eltern konnten das abgefüllte Taufwasser mitnehmen. Am Ende des Gottesdienstes segnete der Pfarrer die Erntegaben und dankte Christa Winkler, die den Altarraum zu Erntedank sehr schön geschmückt hatte.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.