Bildergalerie und Essay.
Vorfreude auf Doppeljubiläum.
Intendantin freut sich auf Doppeljubiläum-Inszenierungen: 75 Jahre Burgfestspiele Jagsthausen und 500 Jahre Bauernkrieg.
Külsheim. Nach einer 45-minütigen Anreise war sie da, erzählte und faszinierte alle: Eva Hosemann ist seit vielen Jahren eine prägende Kraft in der deutschen Theaterlandschaft.
Mit ihrem unermüdlichen Engagement, mit innovativen Inszenierungen und mit einem Gespür für Kultur schafft sie es, Tradition und Moderne auf einzigartige Weise zu verbinden.
Unter ihrer Leitung begeistern die Burgfestspiele in Jagsthausen jedes Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland.
Mit humorvollen Anekdoten, eigenen Lebenserfahrungen und reichlich Hintergrund-Informationen weckte sie am vergangenen Freitagabend bei mehr als 30 Gästen im Schloss Külsheim vielseitiges Interesse und gespannte Vorfreude zum startenden Spielplan im März 2025.
Gleichzeitig bewies die sympathische Intendantin bei diesem Kamingespräch der Wirtschaftsjunioren Main-Tauber Fachwissen, Kompetenz und Herzblut zugleich für „die Bretter, die Welt bedeuten“.
„Was reizt Sie an ihrem Engagement in Jagsthausen besonders?“, wurde sie gefragt.
Für Eva Hosemann sei Freiluft eine völlig neue Erfahrung gewesen:
„Ich habe in Stuttgart eher eine experimentelle Autoren-Theaterbühne geleitet.
Das war ganz etwas anderes.
Ein anderes Medium, ein anderes Genre.
Das in Jagsthausen hat mich total gereizt.
Und: Es macht mir nach wie vor ungeheuren Spaß, mit diesem Originalschauplatz umzugehen,
mit der Geschichte,
und was ganz toll ist, wie dieser Ort mitzieht,
wie die Menschen, die hier leben von den Festspielen durchdrungen sind.
Das ist was ganz Besonderes.“
Das freute auch Wirtschaftsjunior Jonas Marker, der anschließend kurzweilig den zweistündigen Abend moderierte und die meisten Fragen an den prominenten Gast aus Jagsthausen stellte.
Der Külsheimer Bürgermeister Thomas Schreglmann ging zuvor nach seiner Begrüßung auf die hiesige städtische Geschichte und Gegenwart ein.
Götz von Berlichingen, der alljährliche Held der Burgfestspiele, habe nicht nur in Jagsthausen und in der Umgebung vor einem halben Jahrtausend agiert, sondern auch in der Brunnenstadt in seinem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit eine besondere Rolle gespielt.
1525 weilte der berühmte deutsche Reichs-Ritter „mit der eisernen Hand“ mit seinem Protest-Heer des Neckartal-Odenwälder Haufens auch in der Stadt Külsheim.
Vor allem in seiner Funktion als Anführer galt er später als Vorbild der gleichnamigen Hauptfigur in Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel „Götz von Berlichingen“.
Ulrich Boelke vom Freundeskreis der Burgfestspiel Jagsthausen e.V. betonte, dass Geschichte durch kulturelle Veranstaltungen wieder lebendig werden könne, nachhaltig in Erinnerung bleibe und so gewinnbringende Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden können.
Das Theater sei im Allgemeinen wie auch im Besonderen viel mehr als nur eine Versammlungsstätte, sondern auch ein Ort für Emotionen, eine Stätte, wo Sprache, Musik, Inszenierung, Rollenspiel und der Umgang mit Unerwartetem verknüpft werden.
Vor allem die Burgfestspiele sorgten auf hohem Niveau für spannende und unterhaltsame Highlights im Alltag und seien wichtige Farbtupfer in Leben.
Seit 75 Jahren seien die Freilichtspiele in Jagsthausen ein herausragendes kulturelles Ereignis in der Region Heilbronn-Franken und zugleich eine der traditionsreichsten Freilichtbühnen in Deutschland.
Das Engagement der Akteure lohne sich auch für die Menschen in der Region.
Seit 1987 würden mehr als 450 Privatpersonen und Unternehmen im Verein der Festspielfreunde eine finanzielle Unterstützung leisten.
Gemeinsam konnte der Freundeskreis rund 3,6 Millionen Euro den dortigen Burgfestspielen zukommen lassen: für Bühnenbild, Technikausstattung, Schauspieler und Laien und immer wieder mal, um etwas Besonderes zu wagen und zu fördern.
Reichhaltig ist der künftige Spielplan.
Für Jung und Alt sei zwischen dem 1. März und dem 24. August sicherlich etwas Besonderes, berichtete Susanne Heck, die Geschäftsführerin der Freunde der Burgfestspiele Jagsthausen e.V.:
Auf dem Programm stehen traditionell das Schauspiel Götz von Berlichingen,
dann „Dancing Queen“- Konzertabende mit den Hits von ABBA,
„Jesus Christ Superstar“ (Tim Rice / Andrew Lloyd Webber / Timothy Roller),
das Dreikonstellations-Bühnenstück „Kunst“ im Burggraben
sowie insbesondere für Kinder verschiedene Live-Programm-Aufführungen („Der Sonnenkönig“, "Reineke Fuchs“, “Die drei???“ und die bisher sehr erfolgreichen Schultheatertage.
„Es war ein inspirierender Abend in gemütlicher Atmosphäre, bei dem Eva Hosemann Einblicke in ihre Arbeit gab, erlebnisreiche Episoden teilte und über die Bedeutung von Theater in der heutigen Zeit sprach, resümierte ein anwesender Külsheimer.
Eine Zuhörerin schmunzelte: „Am liebsten wäre ich gleich mit nach Jagsthausen gegangen und hätte mich dort als Komparsin oder Laiendarstellerin beworben, so motivierend, überzeugend und authentisch waren die Reflexionen der professionellen Regisseurin, Schauspielerin und Kultur-Insiderin.
Fazit: Spannende Inszenierungen sind seit Herbst 2024 in Vorbereitung. Ab dem kommenden 1. März dieses Jahres ist Jagsthausen für fünf Monate wieder das „Mekka“ für Kultur- und Konzertfans sowie Bühnenfreunde aller Couleur und für jegliches Alter. Das Doppeljubiläum lädt dazu mit vielseitigen Veranstaltungen und Gesprächen zwischen Bühne und Burggraben ein.
Roland Schönmüller
Hintergrund:
Eva Hosemann, gebürtig in Augsburg, schloss 1986 ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien mit Auszeichnung ab.
Sie spielte an zahlreichen Theatern, u. a. an der Landesbühne Hannover, am Wiener Burgtheater und am Theater Rampe in Stuttgart, das sie von 1998 bis 2013 als Intendantin leitete.
Seit 1991 inszeniert sie an verschiedenen Bühnen, u.a. Stücke von Friedrich Schiller, Jean Genet, R. W. Fassbinder, Dea Loher, Sibylle Berg, Lutz Hübner, Eugen Ruge und Jenny Erpenbeck.
Sie war als Schauspieldozentin in Köln sowie Stuttgart tätig und arbeitet seit 1990 als Hörspiel-Sprecherin und Moderatorin für diverse Rundfunkanstalten.
Ab 2017 war Eva Hosemann im Leitungsteam der „Kriminächte Stuttgart“ und seit 2019 hat sie die künstlerische Leitung der Burgfestspiele Jagsthausen inne, wo sie bereits seit 2014
als stellvertretende künstlerische Leiterin, Regisseurin und auch Schauspielerin fungierte.
Sie ist also keine Unbekannte bei den Burgfestspielen Jagsthausen.
Sie kennt den Burghof bestens. Ab 1. September 2019 übernahm sie die künstlerische Leitung bei den Burgfestspiele Jagsthausen.
Mit einem Konzept, das sich wieder verstärkt auf die Kern-Kompetenz der Burgfestspiele und Stärken der Region konzentrierte, ging sie ab 1.9.2019 an die Arbeit.
Traditionsbewusst und trotzdem fortschrittlich startete Eva Hosemann in die Zukunft.
Die Geschäftsleitung war schon damals überzeugt, dass Eva Hosemann genau die richtige Frau für die Burgfestspiele sei.
Eva Hosemann brachte also die idealen Voraussetzungen mit, um den Plan, sich wieder verstärkt auf das zu konzentrieren, was die Burgfestspiele ausmacht, Theater vor einer einzigartigen Kulisse, in die Tat umzusetzen.
Das Publikums sollte begeistert werden und auf besondere Bedürfnisse eingegangen werden.
„In Zeiten des wachsenden Kulturangebots heißt es, sich zu besinnen auf die Ursprünge der Burgfestspiele und die originäre Kraft, die einzigartige Ausrichtung wieder zu stärken und in ein neues modernes Zeitalter zu führen. Die Einbindung der regionalen Energien wird auch künftig die kommende Aufgabe sein und darauf freue ich mich sehr“, so Eva Hosemann abschließend.
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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