Der Hl. Hubertus -
Vom Jäger des Wildes zum Jäger des Seelenfriedens
„Christus, du allein, du sollst König sein, für alle Welt und Zeit, für alle Ewigkeit.“ In dieses Lied, das in der Vorabendmesse des Christkönigssonntags am 19.11.22 in der Pfarrkirche St. Jakobus Miltenberg gesungen wurde, hätte auch der Hl. Hubertus einstimmen können. Die Feier des Christkönigssonntags stehe dafür, dass Gläubige ihr Leben nicht auf weltliche Herrscher ausrichten, sondern auf Christus bauen sollten, so wie es der Hl. Hubertus in seiner zweiten Lebenshälfte getan habe, sagte Pfarrer Jan Kölbel zu Beginn des Gottesdienstes. Er begrüße ganz besonders das Jagdhornbläserkorps Miltenberg, das sein musikalisches Können in der Hubertusmesse präsentieren werde. In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf das Leben des Hl. Hubertus ein. Dieser habe dem Hochadel des Frankenreichs angehört und lange Zeit am Königshof zu Paris gelebt. Die in Adelskreisen verbreitete Jagd sei ihm ein wahres Vergnügen, gar eine Sucht gewesen. Der Legende nach habe Hubertus sein Leben erst nach der Begegnung mit dem weißen Hirsch mit dem Kreuz im Geweih radikal verändert. Er habe den Königshof verlassen, sei Einsiedler und schließlich Bischof von Lüttich geworden. Der eigentliche Auslöser für den Lebenswandel sei jedoch eher der frühe Tod von Hubertus Frau bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes gewesen. Es sei sehr passend, den Hl. Hubertus am Christkönigssonntag zu feiern. Hubertus habe in seiner Lebensmitte erkannt, dass er nicht mehr dem König der Franken, sondern dem König des Himmels dienen wollte, weil alle irdischen Ehren und Vergnügungen allzu vergänglich seien und man sein Leben nicht darauf bauen könne. Der Hl. Hubertus habe sich aus den Abhängigkeiten seines Standes gelöst, um frei zu werden. Auch heute noch gebe es viele Abhängigkeiten. Die Jagd-Sucht sei mittlerweile kein Problem mehr. Vielmehr sei es die Sucht nach dem Smartphone, welche die Alkohol- und Drogensucht noch übertreffe. Menschen bekämen regelrecht Entzugserscheinungen, wenn sie ihr „Wischkästchen“ mal nicht in greifbarer Nähe hätten. Die Jagd auf das Wild sei ersetzt worden durch eine Jagd nach Wichtigkeit und Anerkennung von Menschen, die man gar nicht persönlich kenne. Vielen Menschen täte es gut, sich wie der Hl. Hubertus für eine gewisse Zeit in die Einsamkeit zurückzuziehen – ohne technischen Schnickschnack. Wir verehrten an diesem Wochenende Christus als König und zwar nicht als Krieger-König wie die Herrscher zu Zeiten des Hl. Hubertus vor 1.300 Jahren, sondern als Guten Hirten, als Fürst des Friedens. Hubertus habe in seiner zweiten Lebenshälfte auch gejagt, aber nicht mehr nach Erfolg und Anerkennung, sondern nach dem Seelenfrieden. Er sei somit nicht nur Schutzpatron der Jäger, sondern aller Menschen, die dem Frieden nachjagten. Ein Dank erging an das Jagdhornbläserkorps Miltenberg (Ltg.: Karl-Otto Steiniger) und an Michael Bailer (Orgel) für die klangvolle, musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sowie an Christa Winkler für den herbstlichen Kirchenschmuck.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
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