Träume sind allgegenwärtig, sie gehören zu uns.“ Mädchen und Jungen zwischen 12 und 18 beweisen Kreativität in Geschichten und Gedichten

OStD Fertig konnte mehr als 200 Zuhörer in der Aula des JBG Miltenberg bei der Präsentation des „Träume“-Buches begrüßen.
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  • OStD Fertig konnte mehr als 200 Zuhörer in der Aula des JBG Miltenberg bei der Präsentation des „Träume“-Buches begrüßen.
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„Träume sind Schäume?“ Von wegen! Selbst die Initiatoren, Anne Hassel und Katharina Menne-Beck, hätten sich nicht träumen lassen, dass ihre Idee auf so viel Resonanz stoßen würde. Sie hatten die Jugendlichen im Landkreis dazu aufgerufen, Ihre Träume niederzuschreiben. Rund 70 Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 18 Jahren schickten eine Geschichte, ein Gedicht, einen Poetry-Slam-Text oder Dialoge zu diesem Thema ein. Gut die Hälfte von fanden Platz in einem Buch finden mit dem Titel „Von kleinen und großen Träumen“. Hier können Leser jeden Alters einen wunderschönen Blick in die Vorstellungswelten, in die Träume, Wünsche, auf Ängste und Hoffnungen von Schülerinnen und Schüler der vier Landkreisgymnasien, von zwei Realschulen und von mehreren Mittelschulen werfen – und auch einige Teilnehmer aus Nachbarlandkreisen schickten ihre Texte ein. Die beiden Initiatorinnen bildeten zusammen mit Heinz Linduschka die Jury, die sich – oft schweren Herzens – für die letztlich 36 Beiträge entschieden, die den Weg ins Buch fanden.
Der große Präsentationsabend in der Aula des JBG Miltenberg bewies: Sie hatten eine gute Auswahl getroffen. Ca. 200 Besucher hörten gespannt, oft fasziniert zu, als elf junge Autoren ihren Text gekonnt, klar artikuliert und pointiert vortrugen und damit die Qualitäten der Prosa und der Lyrik besonders gut zur Geltung brachten. Beifall nach jedem Vortrag, auch nach jedem der drei Auftritte des Klarinettentrios, das den Abend stilvoll musikalisch umrahmte. Dass Clara Schmid, Klara Paulus und Charlotte Hinz mit ihren Instrumenten das breite Spektrum zwischen harmonischer Klassik und experimenteller Musik der Gegen-wart ausloteten, bot eine gelungene Parallele zum breiten Spektrum der Literatur, die in 90 Minuten zu hören war.
Die Texte waren sprachlich, formal und inhaltlich so facettenreich wie es Träume, Vorstellungen, Pläne und Lebenswelten von Jugendlichen nun mal sind – eine wunderbare Voraussetzung für Literatur mit Fantasie und Kreativität, aber auch ein eindrucksvoller Spiegel der jugendlichen Seele, der mehr offen legt als so manche umfangreiche soziologische Studie über die Welt von Kindern und Jugendlichen. Viele Teilnehmer machten klar, wie wichtig in ihrem Leben Träume – auch scheinbar unrealistische – sind, oft ist die Beziehung zu einem anderen Menschen das zentrale Motiv in Prosa oder Lyrik, Eltern, Geschwister, Freunde oder Zufallsbegegnungen spielen immer wieder eine große Rolle, Hobbies und oft lang gehegte Pläne sind den Jugendlichen sehr wichtig. An diesem Abend hätten alle elf Beiträge einen Sonderpreis verdient – auch wegen des Muts, sich vor großem Publikum mit den eigenen Texten zu „outen“ und die Zuhörer einen Blick in Wünsche und Träume werfen zu lassen, die man sonst selbst den eigenen Eltern nicht verrät. So manche Mutter, so mancher Vater schien an diesem Abend jedenfalls von dem überrascht, was ihre Tochter oder ihr Sohn in sprachlich ausgefeilter Form in der JBG-Aula hören ließ.
Dass vom Publikum am Ende drei der elf Autoren mit einem Preis ausgezeichnet wurden, war ein schöner Abschluss der Lesung, ändert aber nichts daran, dass sich jeder der 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am „Träume“-Projekt als Sieger fühlen darf. Immerhin zeigt ein Blick auf die drei Texte mit den meisten Punkten noch einmal das breite Spektrum der Einsendungen und deren hohe Qualität: Die 13-jährige Linda Kolb zeichnet in ihrer Erzählung im Tagebuchstil mit dem Titel „Mein Veränderung“ sehr sensibel und sehr authentisch den schwierigen, aber erfolgreichen Weg der Integration in einer neuen Klasse auf. „Man darf nur nie aufhören, daran zu glauben“ lautet der letzte Satz und beschwört den Glauben an die Kraft der Wünsche. Sabine Pitters, 17 Jahre alt und inzwischen eine sehr erfolgreiche Poetry Slammerin, trug ihren sprachlich dichten und hochintelligenten Text „Drei Arten des Lachens“ vor. Einfühlsam, ganz unpathetisch und ehrlich schildert sie da, wie durch Krankheit das Leben aus den Fugen geraten kann: „Wir wissen, dass du nie wieder die Blumen unter deinen Füßen spüren wirst.“ Die „Drei Arten des Lachens“ sind so intensiv, so
mehrdeutig und voller Anspielungen, dass viele Feinheiten tatsächlich erst beim Nachlesen oder noch bes-ser: beim mehrmaligen lauten Vortragen deutlich werden. Ein Nachlesen in aller Stille verdient auch die Geschichte, die in Tagebuchform in das Jahr 1943 entführt. Die spannende und einfühlsame Erzählung der 15-jährigen Clara Scheer, „Für Paul“, die sich am Ende als Traumsequenz entpuppt, erzählt den Plan eines Hitlerattentats, wie man ihn ganz selten lesen kann – sehr persönlich, sehr sensibel und überhaupt nicht pathetisch. Die Prosa – von der jungen Autorin sehr klar und eindrucksvoll vorgetragen – mündet wieder in das Thema, das sich wie in roter Faden durch den Abend zog: „Ich weiß nur, dass sich mein Traum erfüllt hat.“
An diesem Abend in der JBG-Aula haben sich viele Träume erfüllt – für die jungen Autoren, für viele Zuhörer, für die Initiatoren und für diejenigen, die für die perfekte Organisation der Veranstaltung gesorgt haben. Ganz wichtig für das Gelingen war auch der engagierte Verleger Paul Wellhöfer, der ein sorgfältig lektoriertes Buch zu einem Preis anbietet, der keine finanziellen Hürden vor diesen „kleinen und großen Träumen“ errichtet. Dass Zeichnungen und Bilder von 14 jungen Künstlerinnen und Künstler aus dem Landkreis die Texte bereichern, macht das Buch noch attraktiver. Ohne das großzügige Sponsoring des kulturell engagierten Unternehmers Johannes Oswald wären alle diese Träume allerdings nicht wahr geworden. Auch so kann effektive Regionalförderung aussehen, wie der letzte Satz im Vorwort des Buches unterstreicht: „Fantasie und Kreativität sind nicht alles, aber ohne Fantasie und Kreativität ist alles nichts.“ Das letzte Wort soll die 15-jährigen Olivia Hösch haben, die den Abend mit ihrer Geschichte beschloss. Sie wählte die programmatische Überschrift: "Träume sind allgegenwärtig, sie gehören zu uns."
Das Buch: Von kleinen und großen Träumen. 36 Geschichten und Gedichte von Mädchen und Jungen zwischen 12 und 18 Jahren. Hg. von Anne Hassel und Katharina Menne-Beck. 184 Seiten, zahlreiche s-w Abbildungen, 9,80 Euro. ISBN: 978-3-95428-194-7. Es ist in den regionalen Buchhandlungen erhältlich.

Autor:

Katharina Menne-Beck aus Miltenberg

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