Tiefgründige Karikaturen über Sterben und Trauer
Kann und darf man über Sterben und Trauer lachen? Die Wanderausstellung der Hospiz-Akademie Bamberg mit dem Titel „Sie hat mir der Himmel geschickt“ gibt im Foyer des Landratsamts darauf eine klare Antwort: Ja!
Das Sterben sei ein Thema, das man oft auf die Seite schiebt, befand Landrat Jens Marco Scherf bei der Vernissage am Montagabend, dennoch sei der Tod ein Teil des Lebens. Der Humor sei dabei nicht fehl am Platz, denn Humor helfe, in schwierigen und belastenden Situationen Entlastung zu finden. Die ausgestellten Werke von 45 Karikaturisten aus Deutschland, West- und Osteuropa und dem Iran „werfen einen humoristischen, aber doch sensiblen Blick auf die eher schwierigen Themen Trauer und Tod.“ Gleichzeitig helfen sie Scherf zufolge den Betrachterinnen und Betrachtern, eine realistische und zugleich hoffnungsvolle Sicht von Sterben und Tod zu finden. Er wies darauf hin, dass der zweite Teil der Karikaturenausstellung im Martinushaus in Aschaffenburg zu sehen ist.
Für Dr. Matthias Salefsky vom Ökumenischen Hospizverein „sind alle Gefühle am Le-bensende zugelassen“ – auch der Humor. Die Karikaturen böten eine realistische, aber auch hoffnungsvolle Sicht auf das Sterben, sagte er.
„Lachfalten des Todes – Humor am Sterbebett“ hatte Professor Dr. Werner Burgheim sei-nen 20-minütigen Vortrag betitelt, in dem er auf die wichtige Rolle des Humors für den Menschen hinwies. Humor brauche man nicht nur am Morgen vor dem Spiegel, sondern auch bei schlechter Laune oder wenn einem zum Heulen sei, stellte er fest. Humor am Sterbebett sei ein empfindliches Thema, denn oft verbinde man Humor mit dem Verletzen von Gefühlen und stelle die Frage, wo die Grenzen des Humors liegen. Dennoch, so Burgheim, gelte der Spruch „Wer bis zuletzt lacht, lacht am besten.“
„Humor hilft Heilen“, zeigte er sich überzeugt und zitierte den Buchtitel „Am Ende ist nicht Schluss mit Lustig.“ Auch für Helferinnen und Helfer der Hospizarbeit sei Humor wichtig, denn „immer nur traurig trägt nicht zur Motivation bei.“ Er wies zudem auf den Galgenhu-mor hin sowie den Humor, der sich in den Internierungslagern entwickelt habe und den Menschen geholfen habe, ihre Situation besser zu meistern. Gerade aus dem Kindermund kämen häufig unschuldige Betrachtungen des Todes, wusste Burgheim und nannte etwa den Kinderspruch „Omas halten heute länger.“ Mittlerweile gelte der Humor als Beitrag zu einer qualitativen Therapie in der palliativen Versorgung, informierte Burgheim und sagte voller Überzeugung: „Aufheiterung hilft auch in der Pflege.“ Burgheim, der 40 Jahre lang an der Hochschule Darmstadt Sozial- und Krisenpädagogik lehrte und bereits zahlreiche Bücher zum Thema Sterben und Hospiz veröffentlicht hat, diskutierte anschließend mit den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern und signierte Bücher.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von der Akkordeonspielerin Christina Lüder. Die vielfach mit Preisen bedachte Lehrbeauftragte für das Fach Akkordeon an Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt brachte unter anderem mit zwei Tangos viel Gefühl in die Veranstaltung.
Die Karikaturen, die sich mit den Themen Tod, Demenz, Todesängsten und Begräbniskultur auseinandersetzen, sind noch bis einschließlich Donnerstag, 30. November, zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamts Miltenberg zu sehen.
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