Stehende Ovationen für Canadian Brass
Stehende Ovationen am Ende und drei Zugaben: Das Konzert des kanadischen Blechbläserensembles Canadian Brass am Sonntagabend im Bürgerzentrum Elsenfeld hat dem Quintett einen triumphalen Abschluss beschert. Die rund 150 Gäste wollten die Musiker gar nicht von der Bühne lassen. Sogar als das Saallicht anging, kamen die fünf Herren nochmals vor den Vorhang, um ein letztes Stück zu spielen.
Toronto, Montreal, Houston, Boston, London – und nun auch Elsenfeld: Dass es die fünf Blechbläser in den Landkreis Miltenberg verschlagen hat und sie Teil des Kulturwochen-herbstes des Landkreises Miltenberg geworden sind, ist den Bemühungen des Kulturreferats im Landratsamt Miltenberg zu verdanken.
Das Quintett, das 1970 von Chuck Daellenbach gegründet wurde und seitdem mehrere Personalwechsel hinter sich hat, hat dennoch nie an Qualität verloren. „Sensationell“, lautete deshalb das Urteil eines erfahrenen Blechbläsers im Publikum, der hingerissen war von der sauberen Intonation, dem perfekten und fehlerfreien Zusammenspiel und der sauberen Atemtechnik, die selbst schwierig zu spielende Musikpassagen scheinbar mühelos erschienen ließen.
Geboten wurde eine bunte Mischung aus Klassik, Musicalmelodien und Pop-Elementen, dazu etwas Jazz und sogar ein Tribut ans Ballett. Ob die bekannte „Toccata und Fuge in d-Moll“ von Johann Sebastian Bach oder Mozarts „Türkischer Marsch“ – stets trafen die
Herren aus Kanada den richtigen Ton. Während klassische Musik sonst eher steif daher-kommt, zelebrierten die Blechbläser das genaue Gegenteil. Schon die weißen Turnschuhe zeigten, dass dies kein gewöhnliches Klassikensemble ist – auch wenn jeder Musiker wohl problemlos in jedem Klasse-Orchester mitspielen könnte. Das Rätsel, warum die Musiker in weißen Schuhen auftreten, löste Gründungsmitglied Chuck Daellenbach, der humorvoll durch das Programm führte: Die Musiker beherrschen nämlich auch Ballettfiguren. Das stellten sie beim „Tribut ans Ballett“ unter Beweis, als sie auf Zehenspitzen wie Ballerinen tanzten und dabei fehlerlos musizierten. Daellenbach gab dazu spektakulär den sterbenden Schwan, Achilles Liarmakopoulos schwebte scheinbar schwerlos im rosafarbenen Tütü über die Bühne.
Tribute an Leonard Bernstein (unter anderem mit dem Song „America“ aus „West Side Story“) und George Gershwin (unter anderem mit „Summertime“ aus „Porgy and Bess“) ließen große amerikanische Musicalmelodien lebendig werden, ein Can-Can brachte Schwung in den Saal. Auch Trompetenkunst wurde geboten: Ex-Beatle Paul McCartney wäre sicher begeistert, hätte er die mitreißende Blechbläserversion des Klassikers „Penny Lane“ mit dem sensationellen Caleb Hudson an der Piccolo-Trompete erlebt. Minutenlanger Applaus zeigte, dass die Musiker mit dieser Version voll ins Schwarze getroffen hatten.
Nach dem Konzert signierten die Musiker geduldig CDs und heimsten noch viel Lob von den Besucherinnen und Besuchern ein, die auf ein baldiges Wiedersehen mit dem Bläserquintett hoffen.
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