Spannende Einblicke in die Bilderbuchwelten des Tobias Krejtschi
Großer Andrang am Montagabend in der Kochsmühle in Obernburg: Dicht gedrängt standen die Kunstinteressierten bei der Ausstellungseröffnung mit Werken von Tobias Krejtschi. Bereits zum dritten Mal sind die Illustrationen des in Amorbach aufgewachsenen Künstlers in Obernburg zu sehen.
Krejtschis Bilderbücher sind keine Bilderbücher im üblichen Sinn. Sie sind hochpolitisch und spiegeln zeitlose Themen wie den Krieg – so wie im Buch „Der rote Schuh“ – wider. Sie sind zudem, wie der Illustrator und Autor am Montagabend sagte, eher für ältere Kin-der geschrieben.
„Politik beginnt nicht erst mit dem Sozialkundeunterricht in der zehnten Klasse, sondern schon viel früher“, erkannte auch Landrat Jens Marco Scherf in seinem Grußwort und steuerte Erfahrungen aus seinem Leben als Familienvater bei: „Auch für meine Kinder spielen Themen wie Krieg und Flucht, Verlust von Familienmitgliedern durch Gewalt eine Rolle, wenn der Spielkamerad aus Syrien, die Banknachbarin aus dem Iran oder Afghanistan stammen.“ Wie stark der Andrang auf die Werke Krejtschis ist, dokumentierte Scherf mit der Tatsache, dass die sogenannten aktiven Führungen bereits komplett ausgebucht seien. Er dankte in diesem Zusammenhang dem gesamten Team von „Abenteuer Kunst“ – Barbara Bertlwieser, Margarete Bernhard, Elke Fieger, Barbara Klietsch und Thea Nodes – das die Kinder durch die Ausstellung führt, aber auch den Helferinnen für die umfangreichen Arbeiten im Vorfeld der Ausstellung. Die Sparkasse Miltenberg-Obernburg sei ein treuer und verlässlicher Partner in Sachen
Kulturförderung, sagte der Landrat an die Adresse von Konrad Weis (Sparkasse) gerich-tet, der der Vernissage beiwohnte. Der Landrat freute sich besonders über die musikali-sche Umrahmung durch Nils Hübenbecker am E-Piano, der Musik für und mit geflüchteten Menschen macht. Gemeinsam mit Hussein Mahmoud – er spielte die Langhalslaute Saz – setze das Duo musikalisch ein Zeichen für Integration, Achtsamkeit, Respekt und würdevolles Miteinander.
Der Hausherr der Kochsmühle, Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger, freute sich über die schon 28 Jahre andauernde Zusammenarbeit zwischen der Stadt Obernburg und dem Kulturreferat des Landkreises Miltenberg, die auch die aktuelle Ausstellung ermöglicht habe. Er begrüßte die zahlreichen Besucherinnen und Besucher, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Schulen und Kindergärten, deren Kinder die Ausstellung bereits besucht haben oder noch besuchen werden.
Welche Techniken hinter Krejtschis Werken stecken, erläuterte Krejtschis ehemaliger Kunstlehrer am Amorbacher Karl-Ernst-Gymnasium, Professor Dr. h.c. Wolfgang Zwirner. Er erklärte den Umgang des Künstlers mit Flächen, Linien und Perspektiven. Farbe setze Krejtschi ganz gezielt ein, um punktuelle Aufmerksamkeit zu erzielen – zu sehen etwa beim roten Turnschuh im Buch „Ein roter Schuh“.
Der Künstler selbst musste nicht lange überlegen, als das Publikum ihn aufforderte, mehr über seine Arbeitsweisen zu erzählen. An Beispielen aus seinem Buch „Ein roter Schuh“, das er gemeinsam mit der Autorin Karin Gruß veröffentlichte, erklärte er nicht nur seine Arbeitstechnik, sondern verriet auch die Herangehensweise an seine Illustrationen. Viel Recherche stecke dahinter, belegte er am Beispiel des genannten Buches mit dem Blick auf Kriegsberichterstatter. Hier habe ihn etwa der amerikanische Dokumentarfotograf und Fotojournalist James Nachtwey stark beeinflusst, der in allen Kriegsgebieten unterwegs war und stets ganz nah an seine Motive herangerückt sei.
Die Ausstellung in der Kochsmühle zeigt unter anderem Illustrationen aus den Bilderbüchern „Was WÜRDEst du tun?“ und „Ein roter Schuh“, aber auch aus „Kleopatra“ und „Nis Randers“. Sie ist noch bis zum 17. November geöffnet; jeweils freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr. Die aktiven Führungen für Kinder und Jugendliche sind bereits ausgebucht.
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