Osterbrauchtum: Rund um’s Ei
Sinnbild der Auferstehung, der Fruchtbarkeit und der ewigen Wiederkehr des Lebens
Das Ei genoss bereits in vielen Religionen eine ganz besondere Verehrung. Im christlichen Sinn ist das Osterei ein Sinnbild der Auferstehung. Die Schale symbolisiert das Grab. Aus ihr geht lebendiges Wasser hervor.
Bereits bei unseren Altvorderen, den Germanen, galt das Ei als ein Zeichen der Fruchtbarkeit und der ewigen Wiederkehr des Lebens.
Beliebtes Brauchtums-Element
Sowohl im Frühling- als auch im Erntebrauchtum tauchen die Eier auf. Sie sind farbenprächtige Bestandteile eines Ostereier-Straußes, aber auch des herbstlichen Erntekranzes. Gelegentlich fand man Eier als Dekor sogar am Weihnachtsbaum.
Nach altem Reglement musste der Grund- und Bodenzins früher in Form von Eiern erbracht werden. Weil der Stichtag für die Zinseier Ostern war, sehen Brauchtumsforscher dafür eine Erklärung, dass der Begriff „Osterei“ und die Sitte, zu Ostern Eier zu verschenken, auf diese Tatsache zurückgeht.
Bunte Eier sind uralt
Bereits vor fünftausend Jahren haben die Chinesen farbig verzierte Eier zum Frühlingsanfang verschenkt.
Bei uns waren weiße Eier der ursprüngliche Brauch. Sie wurden ungefärbt verschenkt. Erst seit dem Mittelalter, ab dem zwölften Jahrhundert existieren Berichte, dass sie bemalt wurden.
Rote Eier werden bevorzugt gegessen
Übrigens rotgefärbte Eier sind uns schon aus dem alten Ägypten überliefert. Denn Rot gilt ja als die Farbe des Lebens, als Farbe des besonderen Lichtes und der Sonne.
Bei den Germanen hatte der Gewittergott Donar die Farbe Rot als Erkennungszeichen. Im Christentum verweist Rot auf die Farbe des Blutes hin, das Christus für uns vergossen hat.
Das Ei als Symbol des Erlösers, der aus dem Grabe zum Leben ersteht, damit alle, die an ihn glauben, durch ihn zu, neuen Leben auferstehen können, hat so der Tradition, Eier zu schenken, neuen Sinn gegeben.
Besonders schön gemalte und verzierte Eier bekamen einst die Kinder von ihren Paten geschenkt. Heute gehören sie zur Festvorbereitung. Gerade in Familien mit (Klein-)Kindern ist man hier wieder besonders kreativ tätig und bindet die Jüngsten ein, schöpferisch mitzuwirken.
Warum gibt es den Osterhasen?
Der Osterhase ist die umstrittene Person des Osterfestes. Bekanntlich bringt er den Kindern wohl erst seit dem 16. Jahrhundert allein die Eier. Vorher besaß er allerlei Mitbewerber um dieses Amt.
In Sachsen und in Holstein war es der Hahn, im Elsass der Storch, in Hessen der Fuchs und in der Schweiz der Kuckuck, der den braven Kindern die Eier in ein Nest legte.
Der Hase aber gewann zum Schluss das Rennen, weil er unter allen Tieren der heimischen Felder und Wiesen wohl der fruchtbarste gewesen ist, also das beste Frühlingssymbol darstellt.
Außerdem gilt der Hase als Begleiter der germanischen Erdgöttin Hulda und der griechischen Liebesgöttin Aphrodite.
Und wer war nun zuerst da, das Huhn oder das Ei? Eduard Mörike hat die Frage in einem Vers beantwortet: „Die Sophisten und die Pfaffen stritten sich mit viel Geschrei: Was hat Gott zuerst geschaffen, wohl die Henne, wohl das Ei? Wäre das so schwer zu lösen? Ernstlich ward’ ein Ei erdacht, doch weil noch kein Huhn gewesen, Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.“
Osterhase und Osterei
Für die Verbindung von Ostern, Hase und Ei kann es also zwei Gründe geben: Zunächst war der Hase das erste freilegende Tier,das schon im zeitigen Frühjahr (als viele Landschaften noch tief verschneit waren) Junge gebar (die sogenannten Märzhasen).
So wurde er zum Bild des neuen Lebens nach den kalten Winternächten und damit zum Auferstehungssymbol, womit die Verbindung zu Ostern gegeben war.
Vielleicht ist von daher das Amt des „Eierbringers“ auf ihn übergegangen.
Wahrscheinlicher aber ist, dass für die Verbindung von (Oster-) Hase und Ei der Zinstermin Ostern (Gründonnerstag) maßgeblich war. Denn der Hase war - wie Brot, Geflügel und Eier eine der Realabgaben an den Gutsherren und Besitzer der Ländereien. Ein Holzschnitt aus dem Jahr 1479 belegt das. Er zeigt einen Bauern bei der Zinsabgabe von Kreuzbrot, Geflügel und Eiern.
Eierpecken - ein beliebtes Spiel
Da zu Ostern die Wiesen meist trocken, aber noch nicht begrünt sind, hatte die Freude und Muße des Festes zahlreiche Gemeinschaftsspiele geschaffen.
Weit verbreitet waren früher Eierspiele wie Werfen und Rollen, das Anschlagen und Eierlaufen.
Beim „Eierpecken“ schlagen zwei Teilnehmer ihre Ostereier mit den spitzen und stumpfen Enden gegeneinander. Wessen Ei nicht bricht, ist Sieger. Es gab aber auch Lausbuben, die mit Gips-, Porzellan- und anderen Harteiern arbeiteten. Wurden sie erwischt, setzte es eine gehörige Tracht Prügel ab.
Roland Schönmüller
Interview 1: Ostern ist für uns stets ein spannender Familien-Event
Regina Graßmann, Bürgstadt:
„Unsere Ostervorbereitungen sehen so aus:
Mit meinen zwei Kindern färben wir, mein Mann und ich, zusammen die Eier.
Osterlämmer werden selbst gebacken. Die Nester für die Kinder gestalte wir als Eltern rechtzeitig, am Ostermorgen verstecken wir die Körbchen mit Eiern, Osterhasen und weiteren Süßigkeiten im Garten. Dann ist bei den Kids die große Suche angesagt.
Danach machen wir ein gemeinsames Osterfrühstück. Bald treffen auch Oma und Opa ein.
Für uns ist Ostern immer ein spannender Familien-Event für alle!“
Interview 2: Wir feiern Ostern traditionell
Hellmut Lang, Miltenberg:
„Auf die bunten, selbst bemalten Ostereier werden wir auch dieses Jahr nicht verzichten. Auch bekommen wir farbige Eier von unseren Familienmitgliedern geschenkt. Außerdem holen wir aus unserem Magazin schön verzierte Eier hervor, die wir von unseren Reisen, beispielsweise nach Sachsen, als Souvenir mit nach Hause gebracht werden. Sie schmücken an einem Blumen-Strauß und an Forsythien-Zweigen unseren Frühlingstisch oder unsere Fenster. Auf gekaufte Ostereier verzichten wir. Wir mögen es lieber traditionell!“
Interview 3: Ostereier-Suche am Main
Bernd Ulshöfer - hier mit Ehefrau Ellen Ulshöfer, Miltenberg
„Ich wohne mit meiner Familie im Elternhaus in Miltenberg, wo ich bereits meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Wenn ich an Ostern in früheren Zeiten zurückdenke, gab es bei uns ausschließlich selbstgefärbte Eier, die wir aber erst einmal finden mussten. Dazu war ein Ausflug mit der Familie nach Miltenberg-Nord zum MSV-Sportplatz üblich, wo meine Eltern die Osterkörbe zwischen Mainufer und Wiesengelände versteckten. Nach dem Osterspaziergang frühstückten wir zu Hause, ein Kirchenbesuch folgte anschließend. Meine Frau stammt aus Großheubach. Dort gab es ähnliche Traditionen.“
Interview 4: Wir backen Osterkekse
Ivonne Becker mit Ehemann André Herschke und gemeinsamer Tochter Lia-Elaine aus Kleinwallstadt:
„Wir färben und verzieren unsere Ostereier selbst! Da darf unsere eineinhalbjährige Tochter schon ein wenig mithelfen. Außerdem haben wir österliche Ausstechformen für unser besonderes Gebäck: aus dem Teig stechen wir entsprechende Motive aus. Nach dem Backen freut sich jeder in der Familie über unsere tollen Osterkekse!"
Interview 5: Verzierte Ostereier sind ein besonderer Blickfang in der Wohnung
Ingrid Hahn aus Aschaffenburg, in Obernburg:
„Ich bin hier in Obernburg auf dem Frühlingsfest und helfe bei einem Verkaufsstand mit. Zuhause gehören selbst gekochte und bemalte Ostereier traditionell zum Frühstück am ersten Feiertag, Die roten Eier sind besonders beliebt. Ausgeblasene, mit Ornamenten verzierte Eier sind natürlich ein besonderer Blickfang in den Wohnräumen und werden immer wieder von meinen Gästen bewundert!“
Interview 6: Vegetarisches Ostern
Marlene und Herbert Breuning aus Wörth:
„Wir kommen gerade von einem Radausflug und machen Stopp in Obernburg. Beruflich fehlt uns die Zeit zum eigenen Ostereier-Dekorieren. Für Ostern stehen gekaufte Eier auf dem Programm und wir freuen uns auf ihr buntes Aussehen, wenn sie in einem Körbchen schön arrangiert werden. Unser Essen selbst ist auch an Ostern eher vegetarisch!“
Roland Schönmüller
Weitere Informationen und Bilder folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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