Bildergalerie und Essay
„Sankt Kathrein lässt den Winter herein."
Die heilige Katharina gehört zur beliebten Gruppe der vierzehn Nothelfer.
Miltenberg-Mainbullau. Man findet die bekannte Heilige mit ihrem markanten Rad-Attribut nicht nur im Miltenberger Höhenstadtteil, sondern auch in vielen Gotteshäusern Frankens, beispielsweise in der oberfränkischen Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen unweit von Lichtenfels.
Ihr Namenstag ist der 25. November im zu Ende gehenden Kirchenjahr. Jetzt ist Herbst-Ausklang – eine nicht unbedeutende Zäsur im bäuerlichen Arbeitsjahr, wo der Winter schneller da ist als erwartet und frühere Feste vor der baldigen Adventszeit ihren Abschluss finden mussten.
Bauernregeln und Redewendungen nehmen zum Tag von Sankt Kathrein Bezug:
"Katharinenschnee tut den Saaten weh." –“Wie's Wetter ist zu Sankt Kathrein, wird auch der nächste Frühling sein." Oder: "Sankt Kathrein läßt den Winter herein." Schließlich: „Sankt Kathrein sperrt die Geige ein (stellt den Tanz ein)." Sowie: "Kathrein stellt Schiffahrt und Musik ein."
Wer war die heilige Katharina?
Katharina von Alexandria soll zu Beginn des vierten Jahrhunderts in Ägypten gelebt haben. Die junge Frau stammte aus einer vornehmen, wohlhabenden Familie.
Ihre besonderen Eigenschaften waren eine außergewöhnlich hohe Intelligenz und ein übermäßiger Stolz. Gespräche mit einem Einsiedler sollen in der selbstbewussten Frau eine tiefe Nachdenklichkeit hervorgerufen und sie überzeugt haben, Christin zu werden.
Den Kaiser in Verlegenheit gebracht!
Während eines Opferfestes für eine römische Gottheit soll es der auffallend schönen jungen Frau Katharina durch ihre außergewöhnliche Redegewandtheit und Schlagfertigkeit gelungen sein, Kaiser Maxentius in Verlegenheit zu bringen.
Verärgert soll dieser daraufhin die 50 besten Philosophen und Meister der Rhetorik an den Hof gerufen haben, wo sie mit der jungen Christin über die römische Götterreligion und das Christentum diskutieren sollten.
Katharina widerlegte - zumindest erzählt das die Legende - die Argumente der weisen Männer mit einer solchen Brillanz und Eindringlichkeit, dass sich alle fünfzig Philosophen zum Christentum bekehrten.
Daraufhin ließ, so wird weiter berichtet, der vor Wut rasende Kaiser die Christin Katharina auspeitschen und rädern, d.h. auf ein mit Nägeln besetztes Rad flechten.
Katharinas Martyrium fand wahrscheinlich im Jahr 306 statt.
Legende und Verehrung.
Die Legende erzählt, Engel hätten den Leib der Märtyrin auf den Berg Sinai getragen, wo im 6. Jahrhundert das berühmte Katharinenkloster entstand.
Katharina ist eine der drei weiblichen Nothelfer, Patronin der Schulen, Lehrer, Studenten, Philosophen, Redner, Universitäten, Bibliotheken und Bibliothekare, Buchdrucker u.a.m.
In Paris, wo sie als Schutzheilige der Näherinnen und Modistinnen, der "Cathérinettes", gefeiert wird, gibt es noch heute am Tag der Heiligen ein lebendiges Brauchtum.
Im Volksmund ist der Merkspruch überliefert: „Kathrein stellt den Tanz ein“. Der Gedenktag der hl. Katharina ist eines der letzten Heiligenfeste vor dem Advent.
Der Advent dient (analog zur Fastenzeit vor Ostern) als Bußzeit und sogenannte geschlossene Zeit zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. In diesen geschlossenen Zeiten waren früher öffentliche Tanzveranstaltungen verboten. Deshalb feierte man gerne vor dem Beginn des Advents den Kathreintanz.
Attribute der heiligen Katharina sind das Rad, Kreuz und Buch, die Krone, der Palmzweig und das Schwert.
Die Krone steht als Symbol des Sieges. Die Heraldik verwendet das Katharinen-Kreuz.
Für die Märtyrerinnen und Nothelferinnen Margareta, Barbara und Katharina gibt es den folgenden Merkspruch:
Margareta mit dem Wurm,
Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl,
das sind die drei heiligen Madl.
Vielfältiges Brauchtum.
Um den Gedenktag der hl. Katharina weiß oder weißgelb blühende Blumen, werden auch „Katharinenblumen“ oder „Katharinablumen“ genannt. Es handelt sich um Linaria vulgaris, das gewöhnliche Leinkraut. Diese Blumen werden im November bereits am Allerseelentag auf die Gräber der Verstorbenen gebracht.
Mit dem Trivialnamen „Katharinenblume“ wird wegen seiner radförmigen Blüte auch der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa) bezeichnet. Diese Blüte ähnelt dem Marterrad der heiligen Katharina.
Ebenso wird die Herbstzeitlose wegen ihres späten Blühpunktes im Volksmund als „Katharinenblume“ bezeichnet.
Am und um den Katharinentag wurden einst in einigen Städten und Gemeinden zur Gewöhnung an die dunklere Jahreszeit „Katharinenmärkte“ in Form eines Volksfestes abgehalten.
Im Volksglauben ist sie Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, der Philosophen, Theologen, Gelehrten, Lehrer, Studenten, Anwälte und Notare sowie der Handwerksberufe Wagner, Müller, Bäcker, Töpfer, Gerber, Spinner, Tuchhändler, Seiler, Schiffer, Buchdrucker, Waffenschmiede, Schuhmacher, Frisöre, Näherinnen und Scherenschleifer.
Weiterhin schützt sie die Kirchengebäude, Universitäten und Hochschulen, Bibliotheken und Krankenhäuser. Schließlich wird ihr Beistand auch zum Schutz der Feldfrüchte, bei Migräne, bei Krankheiten der Zunge und bei der Auffindung Ertrunkener angerufen.
Wegen ihrer Gelehrsamkeit wurde sie zur Patronin vieler katholischer Bildungseinrichtungen. So war Katharina gelegentlich auch Heldin in manchen Aufführungen von Schultheatern.
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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