Bildergalerie und Essay
Säusack, Schmalzgebackenes, Schandle und Bletzlehäs.
Ursprünge und Traditonen der Fastnacht.
Sie hat wohl weniger mit der Vertreibung der (Winter-) Dämonen zu tun, sondern ihre Anfänge liegen eher im ständischen Bürgertum.
Darüber sind sich viele Experten neuerdings nach jahrelanger Forschung so ziemlich einig.
Die ersten Maskierungen und Umzüge entstanden mit Zunftbräuchen im Mittelalter.
In scherzhafter und spöttischer Weise traten Handwerksgesellen und Lehrlinge vermummt der Obrigkeit gegenüber, um unerkannt ihrem Unmut Luft zu machen.
Nicht von ungefähr erklärt man sich das Wort „Fastnacht“ von „faseln“, also Unsinn treiben.
„Karneval“ kam als Bezeichnung erst um 1700 aus dem Italienischen zu uns: “Carne vale“ heißt so viel wie „Fleisch, lebe wohl“ und weist auf die mit dem Fasten kommende fleischlose Zeit hin.
Übrigens - die Kirche sah im Narren eine Antifigur und meinten: Der Narr hält den Menschen einen Spiegel vor, der ihm zeigt, wie ein Mensch nicht sein soll. Er lärmt und tobt, führt lästerliche Reden, ist übermäßig in Essen und Trinken, macht sich hässlich und schmutzig, verhält sich streitsüchtig und richtet sich gegen die Obrigkeit.
Doch für die sechs Tage vor Beginn der Fastenzeit wurde dieses Verhalten einst von weltlicher und kirchlicher Seite gebilligt. Der Christ sollte erkennen, dass er in der Abwendung von Moral und Gesetz in die Ausweglosigkeit gerät, in das Reich des Teufels und nicht in das Reich Gottes.
Egal ob Fastnacht, Fasching oder Karneval – es ist jedenfalls die Vorfeier der Fastenzeit.
Mit dem „schmotzigen“, schmalzigen“ oder fetten“ Donnerstag“ und der Einleitung fetter Mahlzeiten“ begann nachweislich schon vor 750 Jahren eine „verkehrte Welt“:
Mit närrischem Treiben, mit Maskierung und ausgelassenem Spiel, mit einer bunten Palette von Narrengestalten wie Hexen, Teufel, Riesen und Schreckgespenster aller Art.
Ihre Requisiten waren bereits bei unseren Altvorderen Fuchsschwänze, Saublasen, Pfeifen, Peitschen, Schellen und alle nur denkbaren Lärminstrumente, die das närrische Treiben begleiteten.
Regional bildeten sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Festformen und Fastnachtsgestalten heraus.
Straßen-Fastnachten präsentieren noch heute skurrile Figuren wie Narros, Hansele, Gole, Schandle mit Masken, Schlaraffen, Larven und Butzengesichtern, ausgestattet mit Kostümen, die Kleidle, Narrenhäs oder Bletzlehäs heißen.
Zünfte, Burschenschaften und Gilden waren einst die Träger dieser närrischen Veranstaltungen. So vielseitig und bunt wie die Masken, Kostüme und Gestalten sind auch die Bräuche, Sitten um die Fastnacht früher wie heute und Traditionelles vermischt sich mit Neuem.
„Echte“ Fastnacht auf dem Lande.
Hier hatte der Fastnachtsdienstag, auch „echte Fastnacht“ genannt, durch Jahrhunderte hindurch seine besondere Bedeutung.
Noch weit ins 19. Jahrhundert hinein pflegte die bäuerliche Bevölkerung an diesem Tag besondere Bräuche: die Jäger gingen an diesem Tag nicht in den Wald, weil sie den Teufel draußen vermuteten.
Die Bäuerin musste an Fastnacht den ersten Salat säen. Auch die Obstbäume sollten ausgeputzt werden, damit sie gut tragen. Dem Fuchs legte man ein Küchle hinaus, damit er die Hühner in Ruhe ließ.
Das Wichtigste aber war das Schmalzgebackene. In jedem Haus wurde vor Beginn der Fastenzeit noch einmal kräftig in den Schmalztopf gegriffen und schüsselweise das je nach Landschaft typische Kleingebäck aufgetischt.
Im deutschsprachigen Raum wurden die Fastnachtsküchle meist zusammen mit gekochten Hutzeln (Dörrobst) zur Hauptmahlzeit gegessen.
Am Fastnachtsdienstag zogen die Kinder von Haus zu Haus und baten mit einem Spruch um Küchle: „Sitzt ein Vögelein auf dem Dach,/ gucket, wie man Küchlein backt, / Vögelein, darfst net gucken,/ s’ist ja nur Wassersuppen.“
Auch Pfarrer und Lehrer wurden einst mit Küchle bedacht. Mit dem Backen verbanden sich allerlei Bräuche: das Schmalz, aus dem Küchle gebacken wurden, hielt man für besonders heilkräftig. Es wurde deshalb bei Mensch und Tier als Arznei angewandt.
Mit der Asche, die beim Backen zurückblieb, wurden die Ställe bestreut, damit das Vieh nicht krank werden sollte.
An der Fastnacht soll schwarzes Brot gebacken werden, denn der Fastnachts- Sauerteig schütze vor Schimmel – meinten unsere Altvorderen.
Besonders zur Fastnacht sollen viele Küchlein, Feuer- oder Bauernspatzen, Krapfen und Bretzen gebacken werden. Man bäckt sie in ungerader Zahl. Die ersten drei musste der Bauer essen, dann blieb er das ganze Jahr nicht stecken – hieß es im Volksglauben.
„Doch der Mensch lebt nicht vom Brot allein, es muss auch Wurst und Schinken sein“ – so hieß es um diese Zeit ein lustiger Spruch.
Da man in Franken großen Wert auf gutes und reichliches Essen legte, hatten viele Bauern vorgesorgt und rechtzeitig ein Schwein geschlachtet:
übrigens am Faschingsdienstag gab es mit Vorliebe Schweinefleisch, Blutwurst und Säusack, damit man gesund bleibt und Geld ins Haus kommt.
Gern wurden einst auch Kartoffelklöße, Bohnenkern oder Hirsebrei gegessen, auch gab es am Faschelmontag Kartoffelschnitz mit einem extra großen Stück Dörrfleisch darin.
Die Landbevölkerung hatte für diesen Tag auch ihre Wettersprüche:
„Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, so kommt ein Winter nachgegreint“. Oder: „Die Eiszapfen um Fastnacht /dem Flachs lange Zöpfe macht.“
Erst nach 1900 wurde auch auf dem Lande nach städtischem Vorbild die neue Sitte der Maskerade mit Tanz und Lustbarkeiten eingeführt, mit Kappenabenden und „Maskenkränzchen“ in den Vereinen.
Heute wird bis hinein ins kleinste Dorf wochenlang zu Jubel, Trubel und Heiterkeit eingeladen, auch wenn keine Tradition und Verwurzelung mit den ursprünglichen Faschingsbräuchen mehr vorhanden sind.
Doch überall ist am Aschermittwoch alle Narretei vorbei und die Fastenzeit beginnt.
Roland Schönmüller
Weitere Bilder und Anmerkungen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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