Perfektes Musikvergnügen mit „Max und Moritz“
Auch über 150 Jahre nach der Erstveröffentlichung hat Wilhelm Buschs Geschichte von den zwei bösen Buben Max und Moritz nichts von ihrer Faszination verloren. Rund 150 Gäste, darunter sehr viele Kinder, verfolgten am Sonntagnachmittag im Elsenfelder Bürgerzentrum gebannt das Familienmusical, das im Rahmen des Kulturwochenherbsts des Landkreises Miltenberg aufgeführt wurde.
„Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich“ –dem Auftakt der Knaben-streiche folgten rund 70 unterhaltsame Minuten, die nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen viel Vergnügen bereiteten. Das Ensemble der Kleinen Oper Bad Homburg verstand es meisterhaft, Unterhaltung mit Bildung zu kombinieren. Schließlich ist es der Anspruch der Künstlerinnen und Künstler, nicht nur den Saal zum Lachen zu bringen, sondern die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer an die Musik heranzuführen – aber nicht nur mit klassischen Melodien aus Opern und Operetten, sondern auch mit modernen Hip-Hop-Klängen. Auf diese Weise wurde aus einem klassischen Bilderbuch ein modernes Musical. So entstand etwa aus dem „Wiener Blut“ (Johann Strauss) das Lied „Sauerkraut“, Mozarts Vogelfänger-Arie wurde genutzt, um den Maikäferstreich musikalisch zu umrahmen. Viele weitere bekannte Melodien wie etwa aus Rossinis „Wilhelm Tell“ begleiteten die Szenen aus „Max und Moritz“ – passend umgetextet und gesungen von den ausgebildeten Sängerinnen und Sängern auf der Bühne. Musikalisch begleitete Markus Neumeyer alias Lehrer Lämpel die Szenen am Klavier und fungierte auch als Erzähler.
Farbenfrohe Kostüme, die durchdachte und mit Lust am Detail entwickelte Bühnenausstattung sowie engagierte Darstellerinnen und Darsteller, denen man die Lust am Spiel anmerkte, ließen die Zeit schnell vergehen. Aufmerksam verfolgten die Zuschauerinnen und Zuschauer, wie die Witwe Bolte, Lehrer Lämpel, Schneider Böck, der Müller und Onkel Fritze Opfer der beiden bösen Burschen wurden. Die Streiche wurden vom Ensemble gekonnt inszeniert: mal in Form eines Knalleffekts, als die Pfeife des Lehrers explodierte, mit Nebel oder mit einem rauchenden Backofen, als die bösen Buben in einen Backofen geschoben wurden und vorübergehend als Brotlaibe endeten.
Als nach rund 75 Minuten das Stück zu Ende ging, atmeten so manche Eltern auf: Denn die Kleine Oper hatte auf das von Wilhelm Busch konzipierte Ende verzichtet: Statt in einer Mühle kleingemahlen und den Hühnern zum Fraß vorgesetzt zu werden, überlebten Max und Moritz. Sie gelobten Besserung und überstanden das Familienmusical lebend. Statt Buschs Fazit „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei“ hieß es in Elsenfeld angesichts der geheilten Übeltäter „Als man dies im Dorf erfuhr, gab es eitel Freude nur...“
Mit einem schwungvollen Lied aller Künstlerinnen und Künstler entließ die Kleine Oper ihre Gäste und wurde für ihre Beiträge mit kräftigem Applaus belohnt.
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