Beitrag 3 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Miltenbergs Mutterkirche und Domkapitel
Bürgstadt war seit dem frühen Mittelalter ein Stützpunkt der Mainzer Erzbischöfe. Sowohl der Kontakt mit den Besitzungen im Taubertal, als auch die kirchliche Organisation entlang von Main und Erf liefen über den Ort.
Das Domkapitel, das den Erzbischof wählte, verstand es, sich nach und nach Rechte und Einkünfte in diesem Raum zu sichern, u.a. zur Verbesserung der Sitzungsgelder, wie es in einer Urkunde von 1351 hieß. Damals wurde die Bürgstadter Kirche dem Domkapitel übergeben, das jetzt hier mächtiger war als der Erzbischof selbst (Wolfgang Meister). Die Patronatsrechte hatte man schon früher erhalten. Damit waren die Geistlichen in Miltenberg dem Pfarrer der Mutterkirche Bürgstadt nachgeordnet. Der in einer Urkunde von 1285 genannte Pleban von Miltenberg war also kein selbständiger Pfarrer.
Der erzbischöfliche und der domkapitelische Besitz waren vom Mittelalter bis 1803 streng getrennt. Auf einem großen Areal zwischen Hauptstraße, mainseitiger Stadtmauer, Ankergasse und Adamsgasse richtete das Domkapitel in Miltenberg seine Wirtschaftsverwaltung (Domkellerei) ein, deren Zentralbau mit dem spätgotischen Treppengiebel noch heute die umliegenden Bürgerhäuser überragt. Hinzu kamen weitere Wohngebäude, Scheunen, Ställe und große Weinkeltern. Der verantwortliche Domkapitelische Faktor ist als Beamter mit dem mainzischen Amtskeller zu vergleichen und gehört zu den angesehensten Bürgern der Stadt. Zielstrebig hatte man seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts weitere Zehntrechte (in der Hauptsache auf Wein) zwischen Mondfeld und Weilbach an sich gebracht. Der Termin für die Weinlese musste jedes Jahr mit dem Domkapitel vereinbart werden. Man begann an den Hängen des Südspessarts und endete im Tal der Mud. Der Zehnt wurde direkt am Weinberg erhoben und zum Keltern nach Miltenberg gebracht. Die Nähe zum Main erleichterte den An- und Abtransport In jedem Herbst reisten Domkapitulare an, um die Durchführung der Zehnterhebung zu kontrollieren.
Das östliche Stadtviertel nannte man „uff der Cent“. Denn das Gericht der Cent Bürgstadt tagte auf dem heutigen „Engelplatz“ unter einer großen Linde. Dieser Bereich vom Wammesser Tor bis zum Würzburger Tor hatte einen Sonderstatus, denn „Die Stat und die Zent ist von einander geteilt. Darumb do richtet die Stat vor sich selbs und die Zent richtet auch vor sich selbs“. Die Stadt stellte zu den Sitzungen der Cent zwei Schöffen ab. Es war der Stadt also nicht gelungen, die östliche Vorstadt ihrem Stadtgericht zu unterstellen.
Ich schreibe dies dem weitreichenden Einfluss des Mainzer Domkapitels zu, dessen Domkellerei einen großen Anteil des Viertels „uff der Cent“ ausmacht.
Wilhelm Otto Keller
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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