Beitrag 4 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Miltenbergs Blütezeit im Spätmittelalter
Seit dem 13. Jahrhundert erlebt Miltenberg eine erste Blütezeit. Die Mainzer Erzbischöfe erkennen die Chancen für eine Handelsstadt. Bereits 1237 wird sie als Stadt erwähnt. Um 1250 kommen Juden in die Stadt – als Kreditgeber für Handelsgeschäfte. 1273 sitzt der Mainzer Schultheiß schon einem Schöffengericht aus Bürgern vor. Wenig später ist von eigenem Maß und Gewicht die Rede. Die Bevölkerungsentwicklung führt um 1300 zur Erweiterung der Stadtmauer bis zum Wammesser Tor und zum Schwertfeger Tor.
Erzbischof Peter von Aspelt (1306 – 1320) stiftet ein Spital (Manggasse) mit einer Kapelle St.Petri cathedra in der Hauptstraße beim „Riesen“. Zu seiner Finanzierung lässt der erfahrene Politiker an der Ostseite des Marktplatzes das „Brothaus“ errichten, das auf drei Ebenen Fleischbänke für die Metzger, acht Läden für die Krämer und Platz für den Tuchhandel an Jahrmärkten bietet. Auch an der Außenmauer der Kirche werden Kramläden vermietet. Eine Hälfte der Mieten behält der Erzbischof, die andere kommt dem Spital zugute.
1346 erhält die Stadt ein Steuerprivileg auf den Weinverkauf. Die Einnahmen sollen in Baumaßnahmen investiert werden. 1354 lässt sich Erzbischof Gerlach von Nassau vom Kaiser das Münzrecht in seinem aufstrebenden Ort verleihen.
Am Dreikönigsfest 1367 erwirkt der Erzbischof vom Kaiser ein Privileg für eine zehntägige Messe (5. - 15. August). Der Zeitpunkt ist nicht gut gewählt, denn kurz zuvor liegt der populäre Kirchweihjahrmarkt an Jakobi (25. Juli). Die Messe wird 1425 deshalb als Jahrmarkt auf Michaelis am 29. September verlegt. Diese Tradition besteht in der Miltenberger Michaelismesse bis heute fort.
1379 schafft Miltenberg durch den Bau des Alten Rathauses einen weiteren Handelsplatz innerhalb der Mauern.
Um 1389 wird die Stadtmauer ein letztes Mal so großzügig erweitert, dass der ummauerte Raum bis ins 19. Jahrhundert ausreichen sollte. Das Würzburger und das Mainzer Tor werden erstmals erwähnt.
Am Ende des 14.Jahrhunderts ist Miltenberg die wirtschaftlich stärkste Stadt des Mainzer Oberstifts und zahlt rund 25% mehr Landsteuer als Aschaffenburg. Am Beginn des 16. Jahrhunderts sind es immerhin noch 18%. Miltenberg löst Bürgstadt als Mainzer Zentrale am Untermain ab.
Ihre Wirtschaftskraft verdankt die Stadt dem umfangreichen Weinbau und der optimalen Lage im Verkehrsnetz, die den Direktverkauf fördert. Zudem hat „der Miltenberger“ einen guten Ruf. Im Jahr 1600 bauen rund 550 Bürger auf etwa 260 Hektar Fläche Wein an. Sie verkaufen diesen entweder direkt an durchreisende Käufer oder beliefern damit mainabwärts gelegene Weinmärkte, z.B. den am Frankfurter Mainufer.
Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts versuchen die Mainzer und Miltenberg den Warenverkehr von und nach der Reichsstadt Nürnberg auf die Straße zu zwingen bzw. vom Main fernzuhalten. Auf diesen Straßen- und Umladezwang, auch Stapelrecht genannt, können sich die Kaufleute nicht einlassen. Bis hinauf zum Kaiser reichen die Interventionen zusammen mit den Würzburger Bischöfen und anderen Mainanliegern gegen diese Schikane. Der Kaiser ist in der Klemme. Einerseits ist die Reichsstadt einer der wichtigsten Lieferanten von Kriegswaffen, andererseits ist der Mainzer Erzbischof der wichtigste Kurfürst. Die Nürnberger boten den stets geldbedürftigen Erzbischöfen 1539 und 1562 Geld an und lösten so das Problem.
Wilhelm Otto Keller
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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