Miltenberg ist nun um einige historische Kostbarkeiten reicher: Übergabe der Tagebücher des Welt-Abenteurers und städtischen Förderers Johann Robert von Capitain
Miltenberg ist um historische Kostbarkeiten reicher:
Tagebücher des Abenteurers und Stadtmäzens Johann Robert von Capitain zurückgekehrt
MILTENBERG. Am vergangenen Freitagnachmittag schlug für die hiesigen Geschichtsfreunde eine Sternstunde.
Im Sitzungssaal des Miltenberger Rathauses unterzeichnete Bürgermeister Helmut Demel mit Hermann Hotop eine beachtenswerte Schenkungsurkunde: hierin wurde der Erhalt wertvoller Unterlagen eines berühmten Bürgers der Stadt bestätigt.
Nach über hundert Jahren kamen mehr als ein Dutzend Tagebücher von Johann Robert von Capitain wieder zurück nach Miltenberg.
Lange galten Teile der Aufzeichnungen Capitains als verschollen und verloren. An den Abenteurer und Weltenbummler Johann Robert von Capitain erinnerte nur noch ein imposantes Grabmal auf dem Miltenberger Laurentiusfriedhof.
Vor rund zehn Jahren begab sich der Förderkreis „Historisches Miltenberg“ auf die Suche nach den geheimnisvollen Tagebüchern und beauftragte das Vorstandsmitglied Klaus Hench mit der Recherche.
Gemeinsam mit Nachfahren Capitains, insbesondere mit Herbert Hotop und dem jetzigen Besitzer des weißen Schlösschens Michael Söller, gelang es Klaus Hench die 15 Tagebücher und weitere Dokumente aufzuspüren.
Das erste Ergebnis der Quellen-Auswertung bekam die Öffentlichkeit im September 2011 in Buchform mit 342 Seiten und zahlreichen Illustrationen zu sehen: “Johann Robert von Captain - seine Abenteuer, sein Leben im Orient, Bürger von Miltenberg“ lautete der Titel des Redaktions-Trios.
Verfasser waren Klaus Hench, Herbert Hoftop und Michael Söller. Als Herausgeber fungierte der Förderkreis "Historisches Miltenberg" e.V.
Bürgermeister Helmut Demel bedankte sich im Namen der Stadt Miltenberg über die erhaltenen Tagebücher sowie die weiteren Fundstücke des einstigen Miltenberger Bürgers Johann Robert Capitain.
Nach über 100 Jahren seien die kostbaren Dokumente wieder nach Miltenberg zurückgekehrt und könnten von interessierten Heimatforschern vor Ort in Augenschein genommen werden.
Was hat es mit den Tagebüchern und J.R.Capitain auf sich?
Johann Robert Capitain wurde 1824 in Frankfurt geboren. Er verbrachte dort seine Jugendzeit und erlernte den Beruf des Gerbers.
Begeistert von den Reiseberichten Alexander von Humboldts, entschloss er sich den Orient zu erkunden.
Zu Fuß machte Johann Robert Capitain sich auf den Weg nach Konstantinopel (Istanbul) und studierte die Sitten und Gebräuche des Orients. Zwei Erkundungsreisen führten ihn bis nach Indien.
Abenteuer im Morgenland folgten. Seine spannenden Reiseerlebnisse schrieb der Abenteuer in 15 Tagebüchern nieder.
Nach seinen Reisen kehrte er wieder nach Frankfurt zurück.
Bei einem weiteren Aufenthalt in Konstantinopel, rettete Capitain 1854 den
Schwiegersohn des osmanischen Sultans (Damad) al-Hami Pascha vor dem Ertrinken im Bosporus.
Aus Dankbarkeit machte al-Hami ihn zu seinem persönlichen Adjutanten und übertrug ihm die Verwaltung seines gesamten Serails. Capitain baute daraufhin ein umfangreiches Handelsnetz zwischen Frankfurt und Konstantinopel auf.
Sein neues Domizil in der Heimat wurde Miltenberg. Johann Robert Capitain wählte dazu ein Gebäude - das weiße Schlösschen - hoch über der Stadt Miltenberg aus und erweiterte es großzügig. Bis zu seinem Tod im Jahre 1881, war Miltenberg sein Lebensmittelpunkt.
In Miltenberg engagierte sich die Familie von Johann Robert Capitain sehr in der Stadt mit Spenden und sozialem Einsatz. Man unterstützte die Waisenkinder und beteiligte sich beim Bau des Instituts der Ordensgemeinschaft der "Armen Schulschwestern", indem die Institutskapelle finanziert wurde.
Wie Johann Robert Captain schon zur Stadtgeschichte gehört, sieht man heute auch bei historischen Stadtführungen, wo er leibhaftig in Uniform von seinen Abenteuern, von seinem Mut, seinem Gottvertrauen und einem intensiven Leben erzählt.
Fazit: Die neuen persönlichen Zeugnisse von Johann Robert Captain vermitteln vor allem, was Menschen einst empfunden und gedacht haben. Sie geben unmittelbare Einsichten in das abwechslungsreiches Leben seines Verfassers. Die Tagebücher, die sicherlich einen Ehrenplatz im Stadtmuseum erhalten werden, erlauben bedeutsame Einblicke in die einst fremde Welt des Orients.
rsc
Bild: Bürgermeister Helmut Demel bedankte sich im Namen der Stadt Miltenberg über die erhaltenen Tagebücher sowie die weiteren Fundstücke des einstigen Miltenberger Bürgers Johann Robert Capitain. Foto: Roland Schönmüller
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1. Fassung:
Am Freitag, dem 23. Februar 2018, um 14.00 Uhr war es im Sitzungssaal des Miltenberger Rathauses am Engelplatz 69 soweit:
Nach über hundert Jahren kamen die 15 Tagebücher von Johann Robert von Capitain wieder zurück nach Miltenberg.
Lange galten Teile der Tagebücher Capitains als verschollen und an den Abenteurer Johann Robert von Capitain erinnerte nur noch ein stattliches Grabmal auf dem Miltenberger Laurentiusfriedhof.
Vor rund zehn Jahren begab sich der Förderkreis Historisches Miltenberg auf die Suche nach den geheimnisvollen Tagebüchern und beauftragte das Vorstandsmitglied Klaus Hench mit der Spurensuche.
Gemeinsam mit Nachfahren Capitains (Herbert Hotop) und dem jetzigen Besitzer des weißen Schlösschens (Michael Söller), gelang es Klaus Hench die 15 Tagebücher zu "bergen" und eine Vielzahl weiterer Dokumente zu sichern.
Am 11.September 2011 wurde eine erste Zusammenfassung im Buch " Johann Robert von Capitain; seine Abenteuer, sein Leben im Orient, Bürger von Miltenberg; Redaktion: Klaus Hench, Herbert Hotop, Michael Söller; Herausgeber: Förderkreis "Historisches Miltenberg" e.V.[1], Miltenberg 2011, ISBN 978-3-00-034912-6" vorgestellt.
Am Freitag, dem 23. Februar 2018, um 14.00 Uhr, wurden im Sitzungssaal des Miltenberger Rathauses nun die Tagebücher sowie die weiteren Fundstücke von den Münchner Nachfahren Herbert Hotop an die Stadt Miltenberg und Bürgermeister Helmut Demel übergeben. Nach über 100 Jahren fanden die kostbaren Dokumente damit wieder zurück nach Miltenberg.
Doch was hat es mit den Tagebüchern und J.R.Capitain auf sich?
Johann Robert Capitain wurde 1824 in Frankfurt geboren. Er verbrachte hier seine Jugendzeit und erlernte den Beruf des Gerbers.
Fasziniert von den Reiseberichten Alexander von Humboldts, entschloss er sich den Orient zu erkunden.
Zu Fuß machte er sich auf den Weg nach Konstantinopel
( Istanbul ), beobachtete dort einige Monate die Sitten und Gebräuche des Orients.
Danach brach er zweimal zu langen Erkundungsreisen auf, die ihn bis nach Indien führten.
Im Gegensatz zum Schriftsteller Karl May, der seine Geschichten seiner Fantasie entspringen ließ, erlebte "JRC" einige unglaubliche Abenteuer im Orient. So wurde bei der Überfahrt von Persien nach Indien sein Schiff von Piraten gekapert.
Alle Fahrtteilnehmer außer Capitain wurden ermordet. Er überlebte nur, weil der Piratenhäuptling in ihm einen Arzt vermutete. Capitain sollte den erkrankten Sohn des Häuptlings gesund pflegen, was ihm auch gelang.
Dank eines Angriffs englischer Kanonenboote auf das Piratenlager konnte Capitain fliehen und seine Reise nach Indien fortsetzen. Diese und andere spannende Reiseerlebnisse schrieb der Abenteuerer in 15 Tagebüchern nieder.
Nach seinen Reisen kehrte er wieder nach Frankfurt zurück.
Bei einem weiteren Aufenthalt 1854 in Konstantinopel, rettete Capitain den
Schwiegersohn des osmanischen Sultans (Damad) al-Hami Pascha vor dem Ertrinken im Bosporus.
Aus Dankbarkeit machte al-Hami ihn zu seinem persönlichen Adjutanten und übertrug ihm die Verwaltung seines gesamten Serails. Capitain baute daraufhin ein umfangreiches Handelsnetz zwischen Frankfurt und Konstantinopel auf.
Aus der Unsicherheit heraus, dass Frankfurt 1866 preußisch wurde, suchte sich Capitain, wie viele andere Frankfurter auch, außerhalb von Frankfurt ein neues Domizil.
Er wählte dazu ein Gebäude - das weiße Schlösschen - hoch über der Stadt Miltenberg aus und erweiterte es großzügig. Bis zu seinem Tod im Jahre 1881, war Miltenberg sein Lebensmittelpunkt.
In Miltenberg engagierte sich die Familie sehr in der Gemeinde, mit Spenden und sozialem Wirken. Er unterstützte die Waisenkinder und beteiligt sich beim Bau des Instituts der Ordensgemeinschaft der "Armen Schulschwestern", indem er die Institutskapelle finanzierte und überwachte.
Unter seiner zahlreichen Nachkommenschaft finden sich:
Enkel Luitpold Steidle (*1896 +1984, Oberbürgermeister in Weimar 1960 -1969),
Urenkel Gerhard M. Hotop (Graphikdesigner in München *1924 +2014),
Ururenkel Rainald Goetz (*1954 Schriftsteller in Berlin/München, ausgezeichnet mit dem Georg Büchner Preis 2015)
Weitere Bilder und Infos folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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