Bildergalerie und Essay.
„Lieber zwei Sommer als einen Winter!“
Szenenwechsel auf Mariä Lichtmess zu.
Weihnachten ist spätestens am Anfang Februar, an Mariä Lichtmess, passé. Dann endet in der Kirche der wohl schönste Festkreis im Jahr.
Geblieben ist die Pandemie mit Lockdowns und Lockerungen.
Auch den Winter haben wir noch mit Schnee, Kälte und Glatteis zeitweise bei uns in der Region.
Schon früher war der Januar eine besondere Herausforderung. Nicht umsonst gab es bei unseren Altvorderen die Redewendung „Lieber zwei Sommer als einen Winter!“
Bis Mariä Lichtmess (2. Februar), dem Ende des Weihnachts- Festkreises, konnte die Krippe in den katholischen Gotteshäusern bewundert werden.
Der Christbaum selbst wurde in vielen Familien schon Mitte Januar, nach Dreikönig oder spätestens an Sebastian (20. Januar) entleert.
Das Dienstjahr für die Mägde und die Knechte fand bei unseren Altvorderen jetzt Ende Januar seinen Abschluss: der Jahreslohn wurde ausbezahlt und ein neues Arbeitsjahr vereinbart.
Auch war für manchen Dienstboten jetzt um Dreikönig oder spätestens an Mariä Lichtmess die Zeit gekommen, den Arbeitsplatz zu wechseln und „sein Bündel zu packen“.
Neben dem Jahreslohn erhielt die Magd ein paar Bettbezüge und der Knecht Sonntagsschuhe, Socken, Hemd und Unterwäsche.
Auch wenn nun nach den „Zwölften“ (von Weihnachten und Dreikönig) wieder gewaschen, gestrickt und gesponnen werden durfte, war bei der ländlichen Bevölkerung bis Aschermittwoch eigentlich eine stille Zeit auf den winterlichen Bauerndörfern eingekehrt.
Die Natur war erstarrt und ein dickes Schneekleid bedeckte oft monatelang das Land.
Neben den Ausbesserungsarbeiten in Stall und Scheune gab es dennoch immer etwas zu tun: Strohseile wurden für die nächste Ernte gerichtet, Korbflechten stand auf dem Winterprogramm und wenn es die Witterung erlaubte, wurde Stangenholz geschlagen und als Brennholz vorbereitet.
Alte und kranke Obstbäume wurden abgesägt und nach dem Trocknen aufgestapelt.
Auch Treibjagden in Wald, Feld und Flur fanden statt. Danach gab es in einer Gaststätte für Jäger und Treiber ein gemeinsames Essen, zum Beispiel den beliebten Hasen-Pfeffer.
Ein wichtiges Ereignis im winterlichen Jahreslauf war auch das Schlachtfest. Je nach Größe der Familie schlachtete ein Bauer früher ein bis vier Schweine im Jahr.
Monatelang - über den Fasching hinaus - reichte dann das Fleisch, die Leber- und Griebenwürste, der rote Preßsack oder Schwartenmagen, der weiße Preßsack, die Dosenwürste und der geräucherte Schinken.
Längst gegessen waren schon vorher die selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen, die großen Neujahrsbrezeln und auch der Dreikönigskuchen, ein mit einer goldenen Karton-Krone versehener Kranzkuchen mit kandierten Zitrusfrüchten.
Durch die derzeitigen Pandemie-Bestimmungen ist die Bewegungsfreiheit in den nächsten Tagen und Wochen wohl auch bei uns in der Region sehr eingeschränkt.
Dennoch dürfte der eine oder andere Winterspaziergang an der frischen Luft nicht verkehrt sein.
Trotz der bekannt-berüchtigten sprichwörtlichen Rauheit hat sich unser Mittelgebirgs-Klima als besonders heilkräftig erwiesen:
Gesundheit, Hygiene, Abstand und Maskenpflicht sind weiterhin absolute Priorität.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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