BILDERGALERIE
Lesen heißt mehr erleben
Impressionen auf der Fahrt von Miltenberg nach Frankfurt am Main und Eindrücke von der gegenwärtigen Buchmesse dort. Weitere Bilder und Informationen folgen!
Die Zukunft im Blick
Vom Wert des Lesens - Macht Lesen intelligenter?
Stimmt! Lesen macht manchmal nicht jedem Spaß. Und: manch einer wird wohl nur das Nötigste lesen. Aber kaum jemand wird bezweifeln, dass das Lesen im Lauf des Lebens wichtig ist und dass man von Büchern sehr wohl profitieren kann.
Das hat am vergangenen Sonntag die zu Ende gegangene fünftägige Büchermesse in Frankfurt bestätigt. Das gedruckte Buch behauptet sich im Zeitalter der Digitalisierung und was noch viel wichtiger ist: Noch nie wurde so viel gelesen wie heute.
Ohne Konkurrenz
Lesen - die wohl wichtigste Kulturtechnik - bleibt also konkurrenzlos und ist weder durch das Fernsehen noch durch Computer, Tablets und Smartphones, Internet und Soziale Medien bedroht.
Im Gegenteil: Nie hat die Menschheit soviel Text produziert und rezipiert wie heute. In Deutschland ist nicht nur der Anteil der Menschen, die regelmäßig ein Buch lesen, seit Ende der 1990er Jahre in allen Altersgruppen stabil.
Fast die Hälfte der Aktivitäten im Internet erfordert Lesen (und Schreiben). Erwachsene beschäftigen sich hierzulande über dreißig Minuten länger pro Tag mit Texten als um die Jahrtausendwende. Und: Jugendliche sind nahezu täglich online.
Was ist Lesen?
Lesen gilt als eine komplexe Tätigkeit, wenn wir einem fremden Text begegnen, ihn entschlüsseln und uns mit ihm beschäftigen.
Lesen ist eine Kulturtechnik, die dazu anleitet, näher hinzusehen und Schlüsse zu ziehen. Lesen hat viel mit kognitiven Fähigkeiten zu tun. Aber Lesen umfasst noch eine zweite Dimension, die den Bereich Bildung, die Phantasie und Kreativität betrifft.
Texte leiten immer dazu an, den eigenen Kosmos zu verlassen und einer fremden Welt zu begegnen. Sie sind stets eine Chance, die Grenzen der eigenen Welt zu erweitern. Das gilt insbesondere für historische und biographische Texte. Man liest, weil man neugierig auf andere Sichtweisen ist und weil man möglicherweise über sich hinauskommen will.
Wer liest, lebt in mehr als nur in einer Welt
Für ein, zwei Stunden nimmt man Platz und versinkt in einer anderen Zeit, ist an anderen Orten, fühlt mit anderen Figuren mit und gewinnt Abstand zu seinem Alltag.
Lesen ist wie ein kleiner Urlaub und eine Möglichkeit, sich aus den Zwängen des eigenen Lebens zu befreien.
Wer jeden Tag Abend in einem Buch liest, freut sich vielleicht den ganzen Tag darauf, dass es neben den Anstrengungen, Sorgen und Nöten des Tages noch etwas anderes gibt, das die Aufmerksamkeit fesselt und das einen für diese Augenblicke des Lesens von allen sonstigen Pflichten und Bedrückungen befreit.
Kehrt man dann ins eigene Leben zurück, hat man vielleicht die eine oder andere Nuance dazu gewonnen und so bietet sich einem ein etwas anderer Anblick - und manches, was schwierig erschien, ist vielleicht ein bisschen leichter geworden.
Fördert Lesen die Intelligenz?
Wissenschaftler sind sich einig: Lesen steigert unsere Intelligenz und erzeugt besondere Effekte. Beim Einfühlen in andere Roman-Personen wird nicht nur die Empathie erhöht, sondern eigene Ängste gelöst und Entspannung zur Schlafvorbereitung erzeugt.
Vor allem Frauen nehmen mehrmals in der Woche ein Buch zur Hand. Mit Büchern wird mehr Geld umgesetzt als mit Musik oder Filmen.
Am beliebtesten sind belletristische Bücher für Erwachsene sowie Kinder- und Jugendbücher. Zusammen macht das fast die Hälfte aller verkauften Bücher aus. Das Lesen gehört nach wie vor zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, knapp hinter dem Wunsch, sich mit Haustieren zu beschäftigen und kurz vor der Liebe zum Gärtnern.
Das Buch ist deshalb so erfolgreich, weil viele Leute dem digitalen Lesen weiterhin misstrauen. Das Lesen auf Bildschirmen sei flüchtig, meinen viele. Wer behalten will, was er liest, müsse auf Papier lesen.
Beim Lesen werden auch Hirnareale angesprochen, die für das räumliche Lesen zuständig sind, weshalb wir uns in einem Buch wie in einem Raum bewegen.
Viel-Leser und Lese-Leidenschaften
Noch nie haben in der etwa 5000-jährigen Geschichte des Lesens die Menschen so viel gelesen wie heute, auch wenn damit nicht die Bibel oder Weltromane gemeint sind.
Unzählige Informationen kommen digital auf Facebook, per SMS und E-Mail, über What’s-App und Blog-Einträgen. Das Lesen ist allgegenwärtig, das Leben ohne die Fähigkeit zu Lesen erscheint kaum vorstellbar.
Lesen ist mehr als Konsum. Lesen ist Teilhabe an der Gesellschaft, am Wissen und Fühlen der schreibenden und lesenden Menschheit.
Nicht nur Bestätigung zu suchen, sondern Neues, Überraschendes, Provozierendes, Fremdes - auch das erwarten wir heute von einer Lektüre.
Lesen ist auch Begegnung. Lesen ist Kontaktaufnahme zum Autor, zu seinen Figuren, zur Welt.
Und daran dürfte sich auch in in Zukunft nichts ändern. Es geht beim Lesen von Büchern vornehmlich um Begegnungen. Egal ob beim „tiefen Lesen“ oder beim superschnellen Lesen eines Textes, der am Auge vorbeifährt macht ein Buch, ein Text ein Gedanke selbst ein einzelner Satz zwei Menschen miteinander bekannt. Und deshalb gehört dem Lesen in welcher Form auch immer die Zukunft.
FAZIT: Lesen wird nicht überflüssig - im Gegenteil es war noch nie in der Geschichte der Menschheit so unentbehrlich wie heute.
rsc
Hintergrund: Die Frankfurter Buchmesse 2019
Mit über 7 500 Ausstellern aus 109 Ländern und mehr
als 4 000 Veranstaltungen war die Frankfurter Buchmesse die größte Fachmesse für das internationale Publishing.
Fünf Tage, vom 16. bis 20. Oktober 2019, kamen Literaturbegeisterte , Autoren, Verleger und weitere Buchbranchen-Akteure zusammen. Sie informierten sich, diskutierten, entwickelten gemeinsame neue Ideen bzw. Projekte und feierten Preisträger.
Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert.
In diesem Jahr ließ sich Norwegen vor allem im Ehrengast-Pavillon, aber auch anderorts, entdecken.
Mit der Kampagne CREATE YOUR REVOLUTION - INITIATIVE FOR THE FUTURE OF CULTURE stellte die Frankfurter Buchmesse die Menschen in den Mittelpunkt, die mit revolutionären Ideen den Herausforderungen unserer Zeit positiv begegnen:
angesichts von Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel und dem Aufkommen extremistischer und nationalistischer Strömungen sieht sich die Weltgesellschaft vor Herausforderungen gestellt, die sie in einer gemeinsamen Anstrengung bewältigen muss (www.cyr.world).
Anregende Vorträge und Workshops gab es für Lehrkräfte und Schulträger rund um das Thema Digitalpakt. Familien und Kinder erlebten am vergangenen Wochenende kurzweilige Events und Aktionen mit bekannten Kinderbuchautor/innen und Illustrator/innen. Den beliebten Kinderbuchfiguren (Grüffelo, kleiner Drachen Kokosnuss, Rabe Socke, Conny, Alea Aquarius, Liliana Sausewein und die Warrior Cats konnte man persönlich begegnen.
Klimawandel im Kinderbuch
Deutlich wurde auf der Frankfurter Buchmesse 2019 bei der Präsentation der Kinder- und Jugendliteratur ein merklicher Anstieg der Bücher zum Thema „Umwelt und Natur“.
„Nach dem Lesen ist auch die Anschluss-Kommunikation wichtig“, betonte Alina Bambeck von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. So müssten Eindrücke im Gespräch mit den Eltern vertieft werden.
Das könne eine Herausforderung für die Eltern sein. Eine Möglichkeit sei, entweder die Bücher der Kinder selbst zu lesen oder Fragen zum Inhalt oder den Eindrücken des Nachwuchses zu stellen.
Andererseits gibt es erfolgreiche Kinderbücher, die regelmäßig Fortsetzungen bekommen und die Kleinen beim Großwerden begleiten.
Was die Jugend lesen soll
Schwer ist bei der steigenden Zahl der Bücher das Ablesen echter Trends. Neben den aktuellen Themen zu Natur und Umwelt gibt es empfehlenswerte, tiefgreifende Bücher zu Flucht, Mobbing und Rassismus. Bestsellerlisten notieren Tagebücher von Rupert und Greg: „Die drei ???“ Kids“ oder Lotta-Leben“. Insgesamt gehe es - so Alina Bambeck - bei allen Werken darum, dass Kinder lesen. Ziel sei auch nicht, digitale Medien vorzuhalten, sondern ein Nebeneinander zu ermöglichen, so dass Kinder sich auch in Zukunft in fantasievolle Welten zurückziehen können.
Lebenshilfe : Wir schaffen das!
Wer eine herausfordernde Situation meistern muss, fühlt sich damit häufig allein und stößt manchmal an persönliche Grenzen. Gut, das es auf der Frankfurter Buchmesse auch Neuerscheinungen gab, die auf viele wichtige Fragen des Lebens eine Antwort geben und damit wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe bieten.
„Lebensschwellen“ von Wolfgang Krähe und Heinz-Jürgen Weigt ist ein Buch, das Menschen helfen soll, das eigene Leben als großes Ganzes anzunehmen mit Krisen, Erfolgen, Blockaden und Aufbrüchen.
Annette Dröge verspricht mit ihrem Ratgeber „Fühlen ist gesund“ eine Heilung durch Balance von Körper, Seele und Immunsystem.
Claudia Hagge gibt hilfreiche Tipps und interessante Interviews für Menschen, die sich in der Lebensmitte noch einmal so richtig verlieben möchten und ihren Traumtyp suchen: Der Titel lautet: „Wir küssen nicht mehr jeden!“
rsc
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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