Kunst kommt bei uns an und fasziniert nach wie vor jung und alt
Emsiges Treiben in heimischen Schulen, Galerien, Ateliers und Museen
Ein kühler Samstagnachmittag präsentiert sich mit typischem Aprilwetter: mal regnet es, mal scheint die Sonne. Dennoch herrscht reges Treiben am Miltenberger Schnatterloch vor dem österlich geschmückten Marktbrunnen.
Ein überregionaler Sportwagentreff hat hier Halt gemacht und sorgt in einer sonderbaren Performance für Aufmerksamkeit mit schnittige Flitzern, selbstbewussten Fahrern und lautem Motoren-Geheule.
Auch zahlreiche Binnenkreuzfahrt-Besucher zieht es vom Schiffs-Anlegeplatz über das Schwarzviertel zum Marktplatz. Sie bewundern schon eher das Fachwerk-Ensemble und fotografieren es und sich eifrig.
Andere Ausflügler hören aufmerksam einer Touristenführung zu. Miltenberg kommt an bei den Gästen mit seiner historischen Szenerie.
Preiswerte Kombi-Karte für Kunst und Kultur in zwei Museen
Einige Urlauber haben für das Stadt- und Burgmuseum eine preisgünstige Kombi-Karte gelöst: zum Beispiel Heike Merz und Reiner Hamburger aus Michelstadt.
Die beiden Odenwäldler sind ganz angetan von der Altstadt und ihrem Ambiente .
"Der doppelte Ticket-Kauf hat sich gelohnt“, berichten sie. Fasziniert nehmen sie sich viel Zeit für die städtische Geschichte und Gegenwart Miltenbergs. Im regen Zwiegespräch bewundern sie in beiden Museen die Exponate aus früherer Zeit und aus der modernen Kunst.
Aktuelle Sonderausstellung im Burg-Museum
Das aus Miltenberg stammende Geschwisterpaar Bernd Lutz und Heike Demel wandelt auch hoch über der Altstadt durch die renovierte Mildenburg. Sie wie andere kunstinteressierte Erwachsene freuen sich über die abwechslungsreich gestalteten Ausstellungsräume, die immer wieder eine Überraschung parat haben, beispielsweise in der aktuellen Sonderschau der in Buchen beheimateten Künstlerin Gertrude Reum.
„Derzeit überwiegt noch die Beschaulichkeit in den musealen Räumen Miltenbergs. Kunst lässt sich hier in der Tat in aller Ruhe genießen und hinterfragen“, registriert ein Ausstellungsbesucher aus Nordeutschland.
Attraktive Atelier-und Galeriestadt Klingenberg
Schon mehr Betriebsamkeit herrscht dagegen in Klingenberg, wo am Wochenende stets gleich mehrere Galerien geöffnet haben. Die Besucher dort wissen nicht nur den weltberühmten Rotwein zu schätzen, sondern fühlen sich neuerdings auch wohl in den Räumlichkeiten mit moderner Kunst.
Besonderer Blickfang sind einladende Schaufenster mit imposanten Artefakten und farbig bemalte, bei einer Kunstaktion dekorierte Schuhe sowie Stühle im Freien. Drinnen in den Galerien und Ateliers herrscht frohes Schaffen, Agieren und Diskutieren. Der Künstler Joseph Beuys hätte hier seine wahre Freude daran, wie kommunikativ, publikumsnah und experimentierfreudig mit Kunst umgegangen wird.
Kommunikation mit Künstlerinnen und Künstlern
Die 20-jährige Hobbykünstlerin Sina Dostal, dreifache Jugend-Kunstpreisträgerin des Miltenberger Landkreises, malt in ihrem Klingenberg Fachwerkhaus-Atelier mit Acrylfarben ansprechende, filigrane Muster auf Leinwand, während ihre Mutter Petra gerade erzählt, wie ihre Tochter zum Malen kam und besondere Förderung bei einem hiesigen Kunstkreis erfuhr.
Als „Dritte im Bunde“ hat sich Galeristin und Künstlerin Yvonne M. Klug hinzugesellt: sie ist kurz für ein kleines Schwätzchen vorbeigekommen. Minuten später wird sie schon wieder einige hundert Meter weiter in ihrer eigenen Kunst-Werkstatt sein und interessierten Besuchern ihre originellen Werke erklären: es sind bemalte, neu strukturierte und verfremdete Schallplatten, die zwar jetzt nicht mehr auf dem Plattenspieler gelegt werden und dort zu hören sind, sondern an der Wand neue Farbwirkungen und Deko-Effekte ausstrahlen.
Mainabwärts in der unteren Klingenberger Altstadt schafft Frank Ziese in seinem Atelier: fast fertig ist in leuchtenden Orange- und Blau-Farbtönen sein neues Stimmungs-Bild: mit weißer Kreide skizziert er gerade noch weibliche Wesen, die durch eine magischeTraumlandschaft schweben.
Sehenswerte Kunst in Galerien und im Freien
Einen ehemaligen Laden hat der Kunst-Autodidakt in eine Galerie nebst Werkstatt verwandelt. Draußen vor der großen Fenster-Fläche kann man man auf hölzernen Sitzgelegenheiten Platz nehmen und angemaltes, an Ästen hin und her baumelndes Schuhwerk wie ein Mobile bewundern.
Nachbarin Jaqueline Fillipp kommt gerade vom Einkaufen mit dem Auto zurück und muss beim Einparken aufpassen, dass sie die auf der Straße platzierten, bei einer Performance namens „Uff der Strass’ “von jungen Passanten eingefärbten Kunstschuhe, nicht überfährt. Doch vielleicht haben die Kunst-Objekte auf dem Pflaster und im Baum mehrere Schutzengel.
Farbig glasierte Engel, nämlich aus Ton geformt, gibt es zuhauf, mehr als zwei Dutzend, zwischen dem Klingenberger Rathaus und Rosengarten ausgestellt - sie sind wunderschön gestaltet von hiesigen Mittelschülern unter der Regie von Margareta Bernhard.
Nicht nur diese Schülerinnen und Schüler werden an der Herstellung der aktuellen Klingenberger Kunstobjekte, ihren besonderen Spaß gehabt haben.
Beliebtes Fach Kunsterziehung
Übrigens: Kunsterziehung in den Schulen gilt neben Sport als Lieblingsfach bei Kindern und Jugendlichen. Zeichnen, Malen, Modellieren und Fotografieren bereiten Schülerinnen und Schülern riesigen Spaß und viel Freude.
Das beweisen imposante Schulprojekte sowie vielfältige und sehenswerte Ergebnisse in der Öffentlichkeit, zum Beispiel bei Malwettbewerben und Ausstellungen im Landkreis Miltenberg.
Auch im Erwachsenen- und Seniorenalter sind Gestaltungs-Kurse im bildnerischen Bereich sehr beliebt und gefragt. Interessante und kurzweilige Veranstaltungen zur Förderung der Kreativität bieten diverse Organisationen und Institutionen mit großem Erfolg an.
Nicht nur zur Weihnachtszeit, auch vor Ostern oder zu anderen Anlässen erfreuen Bilder und Plastiken aus Laienhand die Gäste von Gemeinschaftsausstellungen zwischen Amorbach und Niedernberg, Mömlingen und Faulbach.
Fazit:
„In jedem Menschen steckt ein Künstler !“ - das betonen immer wieder Fachleute. Man solle sich nur nicht entmutigen lassen und mit den eigenen Ergebnissen zufrieden sein. „Übung macht den Meister!“ Dies ist bekannt und gleichzeitig ein Aufruf sowie eine Ermutigung, sich im Malen und Gestalten wieder einmal selbst zu entdecken - wie damals in der frühen Kindheit.
Die Begegnung mit Kunst startet bereits in jungen Jahren und in vertrauter Umgebung. In konzentrischen Kreisen lassen sich Eindrücke und Erfahrungen erweitern - eben durch den Besuch von Museen, Galerien, Ausstellungen, Kursen mit Gleichgesinnten!
Hintergrund:
Warum ist Kunst (vor allem für Kinder) wichtig?
Kinder sind wunderbare Geschöpfe. Sie sind von Natur aus neugierig, lernbegierig, offen und spontan.
Die Aufgabe von Erwachsenen ist es, dafür sorgen, dass sie sich diese Fähigkeiten aneignen, erhalten und sie weiter entwickeln.
„Wenn wir Kinder nicht planvoll und konsequent dabei unterstützen, ist die Gefahr in unserer mediendominierten und an widerstreitenden Eindrücken überreichen Welt sehr groß, dass sie diese wertvollen Eigenschaften verlieren und nicht für die Entwicklung einer harmonischen Persönlichkeit einsetzen können“. betont eine Expertin.
Denn in der Tat gewinnt der Mensch in der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit überall seine Sinne Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse. Durch vielfältige Sinneswahrnehmungen wird seine Phantasie und Einbildungskraft in Gang gesetzt, verändert dabei die Wirklichkeit im Kopf und macht sich ein eigenes Bild von der Welt.
Schon Konfuzius meinte:
„ Sage es mir, und ich vergesse es.
Zeige es mir, und ich erinnere mich.
Lass es mich tun, und ich begreife es.“
Roland Schönmüller
Ungewöhnliche Eindrücke in beiden Miltenberger Museen
Interview 1 / 2:
Heike Merz und Reiner Hamburger aus Michelstadt
Reiner Hamburger: „Wir haben mit einem Kombi-Ticket beide Museen in Miltenberg besucht und waren völlig überrascht, was sich hinter den Mauern und in den Räumlichkeiten zu entdecken gab. Wir sind nicht nur von den vielen historischen, sondern auch von den zeitgenössischen Exponaten sehr fasziniert. Der Besuch war für uns eine wahre Bereicherung.“
Heike Merz: “Der Miltenberger Museenbesuch war für mich wie ein Eintauchen in eine geheimnisvolle Märchenwelt, wo sich immer wieder neue Türen mit persönlich ansprechenden Inhalten öffneten. Faszinierend fand ich auch das Ambiente und die Ausblicke zur Stadt. Trotz mancher inhaltlicher Gegensätze konnte ich dennoch ein harmonisch abgestimmtes Konzept und ein gelungenes Gesamtkunstwerk im Burg- und Stadtmuseum entdecken.“
Publikumsmagnet und Künstlerstadt Klingenberg
Interview 3: Jaqueline Fillipp aus Klingenberg.
„Ich wohne seit einem Jahr in der Klingenberger Altstadt und mir gefällt es hier sehr gut. Die neugeschaffenen Galerien und Ateliers sind eine besondere Attraktion für Einheimische und Gäste. Klingenberg ist damit bunter, kreativer und lebenswerter geworden. Bei besonderen Festen und Kunstaktionen sind alle Besucher eingeladen, gestalterisch mitzuwirken. Das kommt an! Überall kann man schöpferische Ergebnisse von jung und alt bewundern: Farbige Keramik-Engel, angemalte Schuhe und Stühle sowie verfremdete Alltagsgegenstände. Klingenberg ist in der Tat eine Künstlerstadt geworden!“
Entspannung und Ausgleich mit Malen
Interview 4:
Sina Dostal aus Klingenberg:
Seit meiner Kinderzeit male ich. Farben und Formen faszinieren mich noch heute. Derzeit mache ich im Anschluss an das Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe. Hier komme ich mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen. Den Kontakt mit Menschen mag ich, aber ebenso das bildnerische Gestalten. In der Acrylfarben-Technik entstehen auf Leinwänden viele Kompositionen mit filigranen, farbigen Strukturen, Mustern und Ornamenten. Das erfordert Konzentration und Ausdauer, schafft aber einen gewissen Ausgleich und reichlich Entspannung.
Besucher meines Ateliers freuen sich über meine Arbeiten und kommen gerne mit mir darüber ins Gespräch. Galerie und Werkstatt sind ein Raum, der so zu Kontemplation und Kommunikation einlädt.“
Interview 5:
Ideale Arbeitsbedingungen als Hobbykünstler
Frank Ziese aus Klingenberg-Rollfeld:
„ Meine Künstlerwerkstatt ist sehr geräumig. Hier lässt es sich großartig malen und man kann alles Geschaffene toll präsentieren. Ursprünglich war das alles hier ein Laden mit Nebenraum. Aus der einstigen Verkaufsfläche entstand meine Galerie. Günstig ist hier die große Schaufensterfläche, die wie der Vorplatz als anziehender Blickfang dient. Den Nebenraum habe ich als Atelier eingerichtet: hier entstehen meine großformatigen Acrylfarben-Bilder auf Leinwand. Eine mehrteilige Fensterreihe lässt reichlich natürliches Licht herein, was vorteilhaft auf die entstehenden Werke scheint. Viel Grün im Garten und auf der Strass’ schaffen einen zusätzlichen Antrieb für florale und belebte Motive. Gut gefällt mir in Klingenberg nicht nur die Arbeitsatmosphäre als Hobbykünstler, sondern auch auch der Austausch mit anderen Kunstschaffenden.“
rsc
WEITERE BILDER UND INFORMATIONEN FOLGEN!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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