Beziehungspflege
Kontakte zu Miltenbergs Partnerstadt Dux wiederbelebt
Klavierkonzert im Schloss Waldstein
Im April besuchte eine 23-köpfige Delegation von Miltenberger Rotariern die Stadt Duchcov (Dux) in Nordböhmen/Tschechien, zu der bekanntlich jahrzehntelange Beziehungen bestehen, und die sowohl Paten- (seit 1960) und Partnerstadt (seit 2005) Miltenbergs ist. Zahlreiche Duxer und ihre Nachkommen leb(t)en seit Kriegsende in Miltenberg.
Nachdem die Kontakte zwischen den beiden Städten in letzter Zeit etwas sporadischer geworden waren, nutzte Miltenbergs Bürgermeister Kahlert die ihm gebotene Gelegenheit und gab dem ehemaligen Stadtrat Karl Enk ein Geschenk und einen handgeschriebenen Brief für den Duxer Bürgermeister mit, die dann auch feierlich übergeben wurden (Foto). Eine persönliche Einladung an das hiesige Stadtoberhaupt besteht bereits.
Sylvia Ackermann, Pianistin, Leiterin des Claviersalons und gleichzeitig aktuelle Präsidentin des Rotary Clubs Miltenberg, spielte im prächtigen Palais Waldstein auf dem imposanten Petrof-Flügel die gleichnamige Waldstein-Sonate von Beethoven, die schwierigste seiner Klaviersonaten; davor brachte sie noch die Kleine Pastorale und die Mondscheinsonate des unsterblichen Komponisten zu Gehör – ein einmaliges Erlebnis für alle, die hier zuhören durften, denn diese Interpretation Beethoven‘scher Klaviermusik umfasste von verträumt über anschwellend bis wuchtig, von getragen bis wirbelnd, perlend bis tanzend – alles, was man sich wünscht zu hören. Sehr berührend, eine Sternstunde in unvergleichlichem Ambiente. Milan Cerny hatte davor mit seiner Laute eine zauberhafte Stimmung in den Ahnensaal gebracht.
Beethoven gab an diesem Ort 1812 ein Konzert und widmete seinem Gönner Graf Waldstein ebendieses Klavierstück. Aber auch gekrönte Häupter (Drei-Kaiser-Treffen) und Staatsmänner sowie zahlreiche berühmte Dichter, Musiker und Gelehrte waren schon im Schloss Dux zu Gast. Giacomo Casanova schrieb hier seine berühmten Memoiren – und starb 1798 im Schloss in einem Sessel, der dort noch zu bewundern ist.
Dux und seine weitere Umgebung – Chomutov (Komotau), Most (Brüx), Litivinov (Oberleutensdorf) – sind für viele Sudetendeutsche Orte der Erinnerung. Aber besonders Teplice (Teplitz-Schönau) hat sich herausgeputzt. Man sieht die Reste einer großen Synagoge, das Kaiserbad, prächtige Bibliotheken, Kurhotels, Kirchen, Bürgerpaläste, das große Theater mit Restaurants, man schlendert über große Plätze mit Brunnen und Prachtsäulen, und immer wieder durch den die Stadt umgebenden herrlichen Ringpark. Prächtig das Stadtwappen mit dem Kopf von Johannes dem Täufer! Das Zisterzienserkloster in Osek (Ossegg) wurde 1192 vom Mutterkloster Waldsassen aus gegründet. Die Basilika Mariä Himmelfahrt ist sehr schön renoviert, Kreuzgang mit Kapitelsaal und Brunnenhaus haben die Hussitenkriege und den 30-jährigen Krieg überstanden. Das Kloster wurde 1991 vom Staat wieder an den Orden zurückgegeben, es möge „wieder geistliches Leben einziehen“.
An den tschechischen Partnern liegt es sicher nicht, wenn in die Beziehung wieder Schwung kommen soll. Ein Glücksfall ist dabei der deutsche Pfarrer der Duxer Gemeinde, Philipp Irmer, der die kleiner gewordenen Christenschar seelsorgerisch betreut. Miltenberg hat er bereits besucht und pflegt diesen Kontakt gerne und regelmäßig. Er versucht, das im Krieg zerstörte barocke Gotteshaus „Maria Verkündigung“ – mit staatlicher und privater Hilfe – wieder zu restaurieren und seiner Bestimmung zuzuführen, es dann aber gleichzeitig auch museal zu nutzen. Eine gewaltige Aufgabe!
Horst Striegel und Josef Foit
Autor:Rotary Club Miltenberg aus Amorbach |
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