Kloster Miltenberg – Von den Franziskanern zur Caritas
Unser Landkreis ist nicht nur wunderschön, er hat auch einiges an Kulturdenkmälern zu bieten. Unsere grüne Region mit ihren ausgedehnten Wäldern und der reizvollen, hügeligen Landschaft ist gesegnet mit Sehenswürdigkeiten, die sich auf vielfältige Weise entdecken lassen. Die lange Geschichte Unterfrankens hat bei uns ein reiches Erbe hinterlassen: So zum Beispiel das Franziskaner-Kloster Miltenberg mit seiner markanten Klosterkirche, das in der Kreisstadt direkt am Engelplatz gelegen ist und das wir einmal etwas näher vorstellen.
Auf eine wechselvolle Geschichte durch die Jahrhunderte seines Bestehens kann das Kloster Miltenberg mittlerweile zurückblicken. Von den Anfängen während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges über die Lehrtätigkeit am Miltenberger Gymnasium, die Säkularisation und das Ende des Klosters bis zum Einzug des Caritasverbands für den Landkreis Miltenberg in die ehemaligen Klosterräume reicht das Auf und Ab, das die Einrichtung immer wieder erfahren hat. Viel ist in Vergessenheit geraten, doch so manches wirkt in den alten Gebäuden noch bis in die Gegenwart fort.
Die Anfänge des Miltenberger Klosters reichen bis in das Jahr 1629 zurück. Damals kamen auf Initiative des nahen Klosters Tauberbischofsheim die ersten Brüder an den Untermain, um der durch die Pest und den Krieg gebeutelten Bevölkerung zu helfen. Es waren Franziskaner – zwei Patres und ein Laienbruder. Damals herrschte ein regelrechtes Wettrennen zwischen Kapuzinern und Franziskanern um Gebiete, die noch nicht einem Kloster angehörten, wie dies in Miltenberg der Fall war. Diese Bettelorden haben sich, wie auch die Dominikaner und die Augustiner, sehr stark ausgebreitet.
„Probezeit“ bestanden
Nachdem die Franziskaner-Brüder ihre „Probezeit“ von einem Jahr bestanden und als segensreich für die Bevölkerung erklärt wurden, durften sie dauerhaft in Miltenberg bleiben. Ihre erste Unterkunft war das damalige Spital in der heutigen Manggasse. Die Patres kümmerten sich zunächst um die Pflege der Kranken. Auch seelsorgerische Aufgaben in der Stadt und der Umgebung übernahmen sie schon recht bald. Neben der Krankenpflege und der Seelsorge wurde die Lehrtätigkeit bald zu einem wichtigen dritten Standbein. Diese drei Aufgaben nahmen die Franziskaner bis zur Schließung des Klosters wahr.
Das Kloster wird gebaut
1641 bezogen die Brüder des hl. Franz ein eigenes Haus in der Ziegelgasse und richteten eine Hauskapelle mit einem Dachreiter als Glockenturm ein. Schon ab 1637 erwarben die Patres am Engelplatz, wo später die Klosterkirche stehen sollte, Häuser und Grundbesitz. Nach der Genehmigung durch den Erzbischof konnte dann dort 1660 mit dem Bau des Klostergebäudes begonnen werden. 1662 war der erste Bauabschnitt mit Konventbau und Hauskapelle beendet und die Franziskaner zogen in das neue Kloster ein. Das Langhaus der Klosterkirche wurde 1679 fertiggestellt. 1688 wurde mit der Vollendung des Chores der zweite Bauabschnitt abgeschlossen. 1730 folgte die Erweiterung des Klostergartens, der eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Patres spielte. Im Jahr 1735 wurde das Kloster um einen weiteren Flügel erweitert und erhielt noch eine noch eine Hauskapelle an der Kirchenmauer. Dies war der dritte und letzte Bauabschnitt des Klosters.
Wichtige Rolle am Gymnasium
Eine große Rolle spielten die Franziskaner bei der Unterrichtung von Jungen am Gymnasium Miltenberg, das mit dem Schuljahr 1700/1701 seinen Betrieb aufgenommen hatte. Die ersten Unterrichtsräume befanden sich im Spital in der Manggasse, wo die Stadt eine Schule eingerichtet hatte. Man könnte die Einrichtung ein Gymnasium im Aufbau nennen, weil es zunächst nur aus den ersten drei Klassen bestand. Trotzdem war der Stoff an sich sehr umfangreich. Neben Deklination, Konjugation und den einfachsten Regeln der Syntax kam recht umfangreiche Lektüre wie Cicero, Ovid oder Horaz. Auch einfache Gesetze der Metrik wurden behandelt. Einen sehr guten Einblick in diese Zeit Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts bietet die Lebensgeschichte von Dr. Simon Joseph Schmitt, der 1766 in Klingenberg geboren wurde und auf Anraten des Klingenberger Pfarrers ab 1778 das Franziskanergymnasium besuchte: „Mein geistlicher Professor war ein strenger Mann und erklärte oder examinirte immer mit dem Stock in der Hand, aber das war auch notwendig, denn es waren viele recht sehr muthwillige Knaben unter uns.“ Später wurde er in Fulda zum Priester geweiht und studierte Philosophie.
Das Kloster während der Säkularisation
Im Jahr 1803 wurden während der Säkularisation etliche Klöster aufgelöst. Das Miltenberger Kloster durfte zwar weiterbestehen, es fand aber ein gewaltiger Umbruch statt. Zunächst kam es 1803 zum Fürstenhaus Leiningen, 1806 zum Großherzogtum Baden, dann wurde es 1816 hessisch und schließlich kam es durch den Pariser Vertrag 1816 zu Bayern. Da keine Novizen mehr aufgenommen werden durften, kümmerte das Kloster dahin. Das führte dazu, dass 1821 zwecks Mangel an Priestern die Predigten in der Pfarrkirche aufgegeben werden mussten. 1826 waren nur noch 3 Patres im Kloster.
Bedeutsame Klosterbrauerei
Als sich 1832 die Klöster in Altbayern vereinigten, kam Miltenberg 1836 zur bayerischen Franziskanerprovinz. In diesem Zug wurde 1849 die früher schon bedeutsame Brauerei wiedererrichtet und das Klosterleben erstarkte. Im Dezember des gleichen Jahres wurde das erste selbst gebraute Bier ausgeschenkt. Die Menge stieg rasant: Von 8.600 Litern im ersten auf 42.000 Liter im zweiten Jahr. Bruder Kleophas war der letzte Braumeister, als 1902 durch strengere Ordensregeln die Brauerei aufgelöst wurde, alle Brauutensilien verkauft wurden und in den Brauereiräumen das Archiv und die Bibliothek einzogen.
Pater Petrus Mangold
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu einer ruhigen Zeit machte ein weiterer Franziskaner von sich reden: Pater Petrus Mangold. Er unterrichtete etwa 10 Jahre lang Religion im Miltenberger Institut „Unserer lieben Frau“, bevor er nach Pfreimd in der Oberpfalz ging. Der unerschrocken für die Kirche eintretende Priester zog sich durch regimekritische Äußerungen bald den Unmut der Nazis zu und wurde 1941 ins Konzentrationslager nach Dachau gebracht. Mit Georg Häfner, der 2011 selig gesprochen wurde, war er gemeinsam im Priesterblock. 1942 starb Pater Petrus Mangold in Dachau. Eine Gedenktafel am Miltenberger Klosterfriedhof erinnert an ihn.
Die letzten Klosterjahre
Im Jahr 1960 wurde durch Pater Quardian Saturnin Pauleser die Klosterkirche umfassend renoviert, bevor 1983 die Ära des Klosters endgültig endete. Der Auszug der letzten Franziskanerbrüder war ein trauriger Tag für die Stadt. Pater Saturnin, der für sein unermüdliches seelsorgerisches Wirken 1983 zum Ehrenbürger der Stadt Miltenberg ernannt wurde, das Bundesverdienstkreuz erhielt und noch vielen Miltenbergern bekannt ist, blieb bis 1996 in der Stadt. Er starb 2006 und ist auf dem Klosterfriedhof in Miltenberg beerdigt.
Die Caritas führt das soziale Wirken fort
Die Diözese übernahm anschließend die Räumlichkeiten des Klosters von den Franziskanern, so dass glücklicherweise deren Weiterverwendung gesichert war. Nach umfassenden Umbauarbeiten wurde 1986 aus dem Franziskanerkloster das Franziskushaus. Der Caritasverband für den Landkreis Miltenberg zog ein und führt seitdem das segensreiche soziale Wirken der Franziskaner bis heute fort.
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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