Wahl zum Kirchenvorstand
Kirche und Demokratie
Passen Kirche und Demokratie zusammen? Wo es doch immer irgendwie um die Wahrheit geht? Wo Pfarrer oder Pfarrerin in der Gemeinde so eine dominante Stellung innehat? Wo Kirche, jedenfalls in bestimmten Konfessionen, streng hierarchisch organisiert ist?
Am 20. Oktober feiert die Demokratie in den evangelisch-lutherischen Gemeinden Bayerns ein Fest. Denn an diesem Tag wird ein neuer Kirchenvorstand gewählt. Genauer gesagt, bis zu diesem Tag. Dazu gleich noch. Der Kirchenvorstand leitet gemeinsam mit Pfarrern oder Pfarrerinnen die Geschicke einer evangelisch-lutherischen Gemeinde. Das geht von Personalentscheidungen über Finanzen bis zur Form des Gottesdienstes. Sämtliche Beschlüsse fallen in demokratischer Abstimmung, in der auch der Pfarrer nicht mehr als eine Stimme hat.
Alle sechs Jahre wird der Kirchenvorstand neu bestimmt. Und zwar, wie auf politischer Ebene auch allgemein, frei, gleich, unmittelbar und geheim. Schon das Aufstellen der Kandidatinnen und Kandidaten erfolgt in sehr offener und transparenter Weise. Wahlberechtigt sind alle evangelischen Mitglieder einer Gemeinde, die mindestens 16 Jahre alt sind, oder die mindestens 14 Jahre und konfirmiert sind. Um gewählt werden zu können, muss eine Person mindestens 18 Jahre alt sein und Mitglied der entsprechenden Gemeinde sein.
Für das Beispiel Miltenberg: Der Kirchenvorstand setzt sich aus insgesamt 11 Mitgliedern zusammen. Der Pfarrer ist automatisch Mitglied. Es werden (diesmal aus 14 Kandidatinnen und Kandidaten) acht Personen gewählt und von dem vorläufigen Gremium dann zwei weitere berufen, auch das in demokratischer und geheimer Wahl, (um z.B. eine Jugendvertreterin dabei zu haben, oder eine bestimmte wichtige Kompetenz hinzuzugewinnen).
Die14 Kandidierenden für Miltenberg setzen sich aus 12 Frauen und zwei Männern zusammen und sind zwischen 25 und 60 Jahre alt. Beruflich reicht die Bandbreite vom Diplomkaufmann über die Lehrerin bis zum Braumeister und zur Verwaltungsfachangestellten. Drei von ihnen haben bereits Erfahrung im aktuellen Kirchenvorstand gesammelt.
Der Wahltag ist der Sonntag, 20. Oktober. Da können Gemeindeglieder im Wahllokal im neuen Gemeindehaus von 11-12 Uhr ihre Stimme abgeben. Das werden nur wenige sein, weil alle Wahlberechtigten automatisch Briefwahlunterlagen bekommen haben. Diese bereits vor sechs Jahren in Bayern erprobte Form führte zu einer spürbaren Erhöhung der Wahlbeteiligung. So sind bereits seit Ende September zahlreiche Wahlbrief im Pfarramt eingegangen.
Am 20. Oktober werden nicht nur die Mitglieder des Wahlausschusses gespannt auf das Ergebnis der Auszählung blicken. Die 14 Kandidierenden erhalten früher oder später am Tag den Anruf, ob sie das Vertrauen der Wahlberechtigten gewonnen haben und gewählt wurden.
Lutz Domröse
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