Beitrag 6 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Johannes Drach wird erster Pfarrer von Miltenberg 1522
Vor 500 Jahren reist ein junger Mann mit der Kutsche von Erfurt nach Miltenberg. Im Handgepäck hat er außer ein paar Habseligkeiten den Titel Baccalaureatus Theologicus.
Zwei Mentoren haben ihm geraten nach Miltenberg zu gehen und die hier neu geschaffenen Pfarrstelle zu übernehmen. Der eine ist sein Onkel, ein angesehener Bürger und seines Zeichens Amtskeller zu Miltenberg, Friedrich Weigand, der andere Martin Luther selbst, der dem jungen Priester rät, vor weiteren Studien zunächst Praxiserfahrung zu sammeln. Zwei Jahre später endet der Aufenthalt dieses ersten Miltenberger Pfarrers in einem Fiasko - doch davon später.
Johannes Drach, so heißt der junge Priester kommt ursprünglich aus Karlstadt und wächst in der beginnenden ‚Neuzeit‘ in eine aufregende Welt hinein. Zu Drachs 13. Lebensjahr entdeckt Christoph Kolumbus Amerika. 1521 erobert Cortes das Aztekenreich im Westen, zeitgleich bedrängt Süleyman der Prächtige das Christentum von Osten her und erobert Belgrad.
Noch aufregender für den jungen Theologen sind jedoch die Ereignisse um den elf Jahre älteren Dr. Martin Luther. Luther soll sich auf dem Reichstag in Worms vor dem Kaiser verantworten. Sein Weg dorthin führt ihn durch Erfurt. Hier reisen ihm Drach und einige wenige Theologiestudenten begeistert entgegen, ungeachtet der Tatsache, dass Luther zu dieser Zeit schon vom Papst gebannt und damit zu ewigem Höllenfeuer verurteilt ist. Selbst die Reichsacht, die Kaiser Karl V wenige Monate später mit dem Edikt von Worms über Luther legt, ändert nichts an der Begeisterung unseres jungen Theologen. Allenfalls erhöht sie seine Verachtung für den konservativen Klerus.
Tatsächlich ist es nun bei Strafe verboten Luthers Schriften zu lesen oder zu verbreiten. Dessen ungeachtet verkündet Johannes Drach in seiner neuen Pfarrstelle in Miltenberg, das zum Erzbistum Mainz gehört, das Evangelium im neuen Gewand und das mit außerordentlichem Erfolg. Innerhalb weniger Monate hat er die Bürger und den Rat der Stadt ‚evangelisch‘ gemacht. Allein die konservative Bruderschaft der Altaristen, eine Gruppe von wenig gebildeten Laienpriestern, die um ihre Pfründe bangen, sind entsetzt über die Reden des neuen Priesters.
Das vorliegende Predigtfragment Drachs haben wir den Spitzeln des Erzbistums zu verdanken, die fein säuberlich notieren, welche Ungeheuerlichkeiten dieser Drach verkündet. In diesem Text wendet sich Drach gegen, diese 12 Miltenberger Altaristen, die ihren Dienst am Altar mehr schlecht als recht, aber dafür mit großem Geschäftssinn verrichten. Die Reaktion der Obrigkeit auf Drachs theologische Ausführungen und seine Kritik an den herrschenden Verhältnissen lässt erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten ...
Johannes Oswald
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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