Beitrag 12 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Johann Robert von Capitain - Türkischer Major und frommer Katholik
Captain ist tiefgläubiger Katholik und schon deshalb Gegner Bismarcks zur Zeiten des Kulturkampfes, der 1864 von Seiten des Papstes beginnt und in den Siebziger Jahren durch Bismarck eskaliert und erst in den Achtziger unter einem neuen Papst endet. Zu allem Überfluss hat der Gründer des Deutschen Kaiserreiches auch noch Capitains Heimatstadt, die Freie Reichsstadt Frankfurt widerrechtlich annektiert, denn diese ist im Deutschen Bruderkrieg 1866 neutral. Dies ist der Grund, weshalb er in Miltenberg das Weiße Schlößchen erwirbt.Capitain scheut sich nicht öffentlich seinen Glauben zu bekennen, wenn er auch von liberaler Seite manche Anfeindung erfährt.
In glänzender türkischer Uniform folgt er dem Allerheiligsten bei der Fronleichnamsprozession auf seinem weißen Schimmel Derwisch. In seinem Park krachen von der sogenannten Kanzel die Böller um die Wette mit den auf dem Main aufgestellten Kanonen. Vom Turm des Weißen Schlösschens weht die große weißblaue, von den Dachzinnen flattert die gelbe päpstliche, die rote türkische, die rotweiße Miltenberger und die schwarzgelbe Frankfurter Fahne im Frühlingswind. Ein unvergessliches Bild.
Die Miltenberger Nationalliberalen ärgern ihren Bismarkgegner, indem sie ausgerechnet den von ihm der Stadt geschenkten Aussichtsplatz am Conradyweg „Bismarcksruhe“ nennen.
Bei der Restaurierung der Stadtpfarrkirche beteiligt sich Frau von Capitain an der Herstellung des linken Seitenaltars durch namhafte Spenden, ebenso an den Glasfenstern in der Klosterkirche. Jahrzehntelang sorgt sie in aller Stille für die Instandhaltung und Neuanschaffung der Paramente und Kirchenwäsche des Franziskanerklosters. Dort hat die Familie einen Kirchenstuhl „gemiethet“.
Als Christ war Capitain auch ein großer Wohltäter der Armen. Dem Institut der Armen Schulschwestern ist er ständiger Berater und Gönner, besonders 1877 und 1878, als der neue Flügel und die Kapelle gebaut werden. Fast täglich sieht man ihn auf seinem Schimmel zur Baustelle reiten.
Captain läßt eine eigene Kapelle an sein Schlösschen anbauen, in der die Familie regelmäßig betet. Alle zwei Jahre kam der Bischof zur Firmung nach Miltenberg.
Tochter Irene erinnert sich: „…auch Marie wurde mitgefirmt von Erzbischof Stein. Am Nachmittag besuchte er den Grauberg. Da waren alle Leute im Vorplatz und wir im Saal, wo wir kniend den Segen bekamen. Mama hatte immer für diese Tage den Wagen zur Verfügung gestellt. Edmund als Ministrant darf ihn im weißen Chorrock mit einer kleinen Fahne in der Hand unten vom Tor im Garten abholen. Der Bischof hat Mutter immer besucht.“
Fürst zu Löwenstein äußert sich am 26.4.1879 über Capitain „Wie sind die Wege Gottes geheimnisvoll! Dieser Mann durchstreifte erst die weite Welt, gründete dann sein Heim in dem bescheidenen Miltenberg, machte sich hier erst verdient durch sein thätiges Wirken für die katholischen Vereine, und nun ist er der Schutz und Hort der Schwestern geworden…“
Michael Söller, Klaus Hench
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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