Bildergalerie und Essay
Größere Klang-Entfaltung mit vier Händen auf dem frisch renovierten Flügel
Größere Klang-Entfaltung mit vier Händen auf dem frisch renovierten Flügel
Fedra Blido und Carsten Klomp begeisterten mit Klaviermusik zur bald beginnenden, eigentlichen Weihnachtszeit
Wertheim. Acht imposante Musikstücke und zwei temperamentvolle Zugaben aus Klassik und Moderne servierte ein bekanntes Klavierduo vielen interessierten Gästen in der sehr gut besuchten Stiftskirche am vergangenen Samstagabend bei einem einstündigen Konzert unter dem Motto „Morgen, Kinder, wird’s was geben – vierhändige Klaviermusik zur Weihnachtszeit“.
Passend zum vierten Advent spielten Fedra Blido und Carsten Klomp , die in der Region längst keine Unbekannten mehr sind, auf dem erst kürzlich renovierten und überarbeiteten Musikschul- Flügel in der altehrwürdigen evangelischen Stiftskirche zwischen dem festlich geschmückten Chorraum und dem Langhaus wunderbare Weisen aus alter und neuerer Zeit.
Seit etwa drei Jahren erarbeitet das Klavierduo Blido/Klomp regelmäßig neue Programme. Jetzt konzentrierte man sich erstmals auf den Weihnachtsfestkreis und beide erzählten per meisterhaftem Tastenspiel von Schlittenfahrten, vom Nussknacker und vom Mäusekönig, von weidenden Schafen und einer tanzenden Zuckerfee.
Das gefiel - ohne Frage - allen Gästen, jung und alt. Das Publikum war begeistert und applaudierte eifrig nach den einzelnen Stücken, erst recht am Konzertende.
„Jetzt kann Weihnachten kommen! Ich fühle mich so richtig eingestimmt in die kommenden Festtage! Mal gab es für mich bekannte, dann wieder mal neue Melodien, darunter waren Raritäten und ‚Ohrwürmer“, besinnliche und heiter-frohmachende Programmteile – so wie sich die jetzige Zeit auch darstellt: Beschaulichkeit und Betriebsamkeit, Alleinsein und Gemeinschaft in der Familie, Spannung und Entspannung,also leider nicht immer nur gute Nachrichten und frohe Botschaften.“- resümierte ein Senior Mitte Siebzig auf dem Nachhauseweg beim Verlassen des Gotteshauses.
In der Tat standen bekannte Klassiker der vierhändigen Klavier-Literatur bei Fedra Blido und Carsten Klomp auf dem Programm. Es gab auch seltene Stücke,“ von denen es nicht einmal Tonaufnahmen gebe“, betonte Carsten Klomp. So war die Freude, dass man bei diesem Konzert“ Schon-Gehörtes“ wie Unbekanntes entdeckte, besonders groß.
Wer kennt nicht den Nussknacker und den Mäusekönig (Carl Reinike), die Petersburger Schlittenfahrt (Richard Eilenberg), den Tanz der Zuckerfee (Peter Tschaikowsky) oder von Johann Sebastian Bach die beliebte Kantate „Schafe können sicher weiden“? In Auszügen und moderiert klangen alle virtuos gespielten Beiträge kurzweilig und wirkten mit reichlich Aha-Effekt versehen, versöhnlich und wohltuend. Sie weckten Erinnerungen an die Kindheit und setzten religiöse sowie jahreszeitlich typische Assoziationen von Wintervergnügen, Wanderungen im Schnee, Geschenke, Gemütlichkeit, Geborgenheit sowie Harmonie-Streben frei.
Mit einem lebhaften, quirlig anmutenden Einstieg begann die Sonate Nr. 3 in F -Dur und Allegro sowie Rondo-Allegro von Johann Christian Bach (1735 – 1782): Gedanken an den eben noch erlebten, schillernden, glitzernden Wertheimer Weihnachtsmarkt vor der Tür wurden sicherlich manchem Gast wieder lebendig.
Die von Mary How arrangierte Johann-Sebastian-Bach-Kantate BWV 208 „Schafe können sicher weiden“ erzeugte bei vielen Anwesenden wohl Beschaulichkeit, Ruhe und ein Gefühl von Geborgenheit. Dieses pastoral anmutende Stück wird auch gern bei Geburtsfeiern und Hochzeiten gespielt und verweist auf mythologische Charaktere, in diesem Fall auf Pales, eine Gottheit und einen wachsamen Hirten, der Herden, insbesondere Haustiere und Schafe beschützt.
Ein guter Hirte - so heißt es schon in der Bibel (bei Johannes 10,1- 18) - habe drei Eigenschaften: der gute Hirte komme durch Türe herein, er kenne die Schafe und kümmere sich um sie und er gebe sein Leben für die Schafe hin - insgesamt schenke er ein erfülltes Leben.
Im kurzweiligen Konzert folgten dann weitere faszinierende Beiträge, so von Carl Reinike (1824 – 1920), Michael Praetorius (1571 - 1621), Charles Henry (20. Jahrhundert), Mell Tormè & Co („The Chrismas Song“) sowie die „Petersburger Schlittenfahrt“ von Richard Eilenberg (1848- 1927).
Nachhaltig dürften auch die Auszüge von Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) bei den Zuhörerinnen und Zuhören gewirkt haben: Aus der „Nussknacker-Suite“ gab es das von Stepán Esipoffaus arrangierte Klavierstück zu vier Händen mit musikalischen Motiven aus dem „Tanz der Zuckerfee“, aus dem Russischen Tanz „Trepak“ und den Blumenwalzer zu hören – allesamt optimistische, frohgelaunte und heiter stimmende Beiträge, die derzeit gut tun in einer Zeit der Krisen, Kriege, Katastrophen und schlimmen Nachrichten bei uns und in der Welt.
Hintergrund:
Fedra Blido, ist eine in Albanien geborene Pianistin, die zusammen mit ihrem Mann Stefan Blido die Musikschule in Wertheim leitet. Sie studierte zunächst in Sofia (Bulgarien) und danach bei Prof. Till Engel an der Essener Folkwang-Hochschule. Fedra Blido errang mehrere Preise und hatte im Rahmen ihrer musikpädagogischen Arbeit in Wertheim über 70 Preisträgerinnen und Preisträger von Jugend-musiziert-Wettbewerben auf Bundes-und Landesebene hervorgebracht.
KMD Prof. Carsten Klomp ist seit Oktober 2024 als Bezirkskantor an der Wertheimer Stiftskirche tätig. Zuvor hatte er seit 2012 die Professur für Orgel an der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik inne, nachdem er bereits 17 Jahre als südbadischer Landeskantor in Freiburg tätig war. Er blickt auf über 1000 Konzerte als Organist, Dirigent und Pianist zurück und ist in zahlreichen Verlagen als Autor, Komponist und Bearbeiter tätig.
Ausblick:
„Vom Himmel hoch ... Musik zur Weihnacht“ heißt das Konzert am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26.12.2024, um 17 Uhr in der Stiftskirche in Wertheim.
Mitwirkende sind Sonja Miranda Martinez, Sopran Bianca Schütz, Carsten Klomp (Klavier und Orgel). Die besinnlichen Texte liest Wibke Klomp. Der Eintritt ist frei – eine Kollekte wird erbeten.
Auch ein Orgelfeuerwerk steht am an Silvester, 31.12.2024, ab 23 Uhr auf dem Programm, der Stiftskirche Wertheim. Carsten Klomp spielt festliche Orgelmusik zum Jahresausklang, Ein Sektempfang zum Jahreswechsel gibt es außerdem, der Eintritt ist auch hier frei, erbeten wird aber eine freiwilllige Spende.
Roland Schönmüller
BU: Vierhändige Klaviermusik vom Feinsten und voller Virtuosität - Fedra Blido und Carsten Klomp begeisterten mit Klaviermusik zur bald beginnenden, eigentlichen Weihnachtszeit. Foto Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.