Bildergalerie und Essay
Funkelnde Stimmen, farbige Lichtkegel, freudestrahlende Akteure und gut gelaunte Gäste .
Imposantes (Vor-)Weihnachtkonzert in der altehrwürdigen Stiftskirche.
„Viva Voce“ präsentierte sich als „Glücksbringer“ und servierte mit eigenem Stil eine wunderschöne Stimmung.
Wertheim. Ein voll besetztes Gotteshaus mit ausgebuchtem Benefiz-Konzert, facettenreichen Gesänge eines populären Quartetts, das schon mal vor zwölf Jahren hier war und unzählige, nachhaltige
Eindrücke beim begeisterten Publikum – so lässt sich der rund 90- minütige Auftritt von Viva Voce, eines bekannten A-Capella-Ensembles aus dem mittelfränkischen Ansbach, in der Main-Tauber-Stadt prägnant und kurz beschreiben.
Bei der Frage, was den Besucherinnen und Besuchern am vergangenen Freitagabend (13.12.2024) besonders gefallen habe, gab es ausschließlich positive Antworten wie
„Ich verlor sämtliches Zeitgefühl“,
„Wir erlebten professionelle Sänger“,
„Selbst Humor und Witz durften nicht fehlen“,
„Die Bandbreite an (vor-)weihnachtlichen Liedern überstieg meine Erwartungen“,
„Das Quartett ist tatsächlich weiter auf Erfolgskurs“ oder
„Ich spürte Herzblut und wahre Leidenschaft“.
Dass eine solche Gesangsgruppe ganz ohne Musik, Instrumente und Playback auskommen kann, bewiesen Heiko Benjes, Bastian Hupfer, David Lugert und Andreas Kuch eineinhalb Stunden lang im Chorraum der imposanten illuminierten Stiftskirche.
Das Konzert war unterhaltsam, stimmungsvoll, mit Gänsehaut-Effekt, ohne Pause und hatte ausschließlich abwechslungsreiche Passagen.
Größtenteils wirkten Viva Voce als Quartett zusammen, teilweise zeigten sich die Akteure gelungen in Einzelbeiträgen mit effektvollen Rollen als ein kurzweiliger Erzähler, humorvoller Buchvorleser oder als überzeugender Schlagzeug-Imitator (nur mit Mikrofon-Einsatz).
Wie lässt sich die diese Professionalität und Souveränität von Viva Voce erklären?
Das habe sicherlich mit eigenen Biographien der Sänger und mit der Entwicklung als Gesangsgruppe zu tun, meinte ein weiblicher Fan, der rechtzeitig in der ersten Reihe einen Konzertplatz gefunden hatte.
Bekanntlich wurde vor mehr als einem Vierteljahrhundert im Jahr 1998 Viva Voce von Mitgliedern des Windsbacher Knabenchores gegründet.
Das Repertoire der damals vier Sänger (Bastian Hupfer, David Lugert, Matthias Lutze und Thomas Schumm) beschränkte sich anfangs auf vierstimmige Männerchorsätze von Friedrich Silcher, Billy Joel und den Commedian Harmonists.
Seit 2001 war Jörg Schwartzmanns (bis 2020) Mitglied der Band und ab diesem Zeitpunkt entwickelten die nun fünf Sänger ihren eigenen Musikstil, den sie als „Vox Pop“ bezeichneten.
Im Jahr 20023 wechselte Viva Voce ins professionelle Musikgeschäft.
2004 stieg als Bass Heiko Benjes mit ein. Hinzu kam 2020 als Bariton und Beatboxer Andreas Kuch.
Zwischen 2004 und 2026 traten Viva Voce mehrfach bei „Songs an einem Sommerabend“ auf.
Von 2027 bis 2019 moderierten sie erfolgreich deren Nachfolge-Veranstaltung „Lieder auf Banz“ mit einem eigenen Showblock. Ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum startete Viva Voce mit einer ersten Tournee.
Es folgten besondere Jubiläumskonzerte, auch mit früheren Besetzungen. Seit vier Jahren ist die Band in der Prunksitzung „Fastnacht in Franken“ mit eigenen Beiträgen vertreten.
Darüber hinaus singen sie oft bei weiteren Auftritten den traditionellen Finalsong “Feierabend“.
Viva Voce sei weltweit unterwegs, berichtet ein Insider:
so war das Ensemble unter anderem Repräsentant des Freistaates Bayern auf der Expo 2020 in Shanghai zu Gast und besuchte regelmäßig Musikfestivals in Walkenried (Kreuzgangkonzert), Königslutter (Domkonzert) oder die Burgfestspiele in Bad Vilbel.
Im Frühjahr 2017 reiste Viva Voce als musikalischer Botschafter der Evangelischen Kirche zu einer landesweiten Tournee nach Brasilien.
Auch auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag sang und singt das populäre Ensemble regelmäßig.
Viva Voce - eine erfolgreiche Gesangsgruppe auf Tournee in Einzelporträts.
Bastian Hupfer zeigte sich am Freitagabend nicht nur als begnadeter Sänger, sondern auch als hochbegabter Schauspieler mit komischem Talent. Immer wieder registrierte man bei ihm den Schalk im Nacken“ als erfahrener Bühnenkomödiant.
Mit jungenhaftem Charme und sympathischer Unkompliziertheit präsentierte sich der leidenschaftliche, energiegeladene Vollblutsänger David Lugert. Er sei zwar ein Rotzlöffel, aber er könne außergewöhnlich gut singen, attestierte schon seine einstige Grundschullehrerin. Balladen und gefühlvolle Songs entfaltete er sich im Wertheimer Weihnachtskonzert als charismatischer Frontmann.
Mit einer faszinierten Singstimme und seiner fast magisch Sprechstimme gesegnet offenbarte sich der aus dem Saarland stammende, in Franken heimisch gewordene Heiko Benjes. Seine Beiträge aus der Lektüre „Das böse Buch von Weihnachten“ und sein tiefer Bass klingen wohl noch so manchem Gast angenehm oder nachdenklich in den Ohren.
Andreas Kuch verkörperte den Musik-Nerd, wie er im Buch steht: als kreativer Komponist, ideenreicher Interpret, Beatboxer, Arrangeur, Songwriter und Chorleiter, bei dem alle Stränge zusammengelaufen sind und der viel Applaus für seine Schlagzeug-Nachahmung erhalten hat.
Von wegen Flügel und weißer Bart
Groß war – insgesamt gesehen - die Bandbreite des Weihnachtsshow-Benefizkonzerts von Viva Voce.
Schon allein der Titel „Glücksbringer“ war vielversprechend.
Nicht dienen konnte das A-capella -Quartett mit den bekannten Assoziationen „Flügel“ oder “langem weißen Bart“.
Dafür traten sie an mit engelsgleichen Stimmen und einem tatsächlich glücklich machenden Weihnachtskonzert für Menschen, die gerne lachten, hochklassige Musik schätzten und sich einen ganzen Abend lang glücklich machen wollten.
Die vier Sänger waren ein Garant für stimmgewaltige Musik, für Humor und einem lang nachhallendem Konzerterlebnis – ganz ohne Instrumente.
Denn bei Viva Voce war jeder Ton mundgemacht.
Die charmante Band lieferte Glücklichermacher am laufenden Band.
Mit einem funkelnden Weihnachtsprogramm sang Viva Voce fröhlich und mutig gegen den aktuellen Geschenkewahn und potentiellen Konsumterror.
Zum „Fest der Liebe“ wurden alle Fallstricke des Weihnachtsfestes in gut gelaunte, mitreißende Musik verpackt und mit einem Augenzwinkern unter den Baum gelegt.
Weihnachten also, nicht für Zwischendurch, sondern als Fest der Fröhlichkeit und Entspannung mitten im Advent.
Natürlich gab es auch ruhige Momente, in denen die „Jungs“ nur ihre ausgebildeten Stimmen hatten funkeln lassen und mit geliebten Klassikern wie „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ für absolute Stille und für sensibles Gänsehaut-Feeling sorgten.
Am Ende sprach Dekanin Wibke Klomp den Segen für alle Besucherinnen und Besucher. Es folgte das gemeinsam gesungene Lied „O du fröhliche“.
Martina Wenzel vom Förderverein Stiftskirche Wertheim bedankte sich für den zahlreichen Besuch dieses besonderen Konzertes.
Jede verkaufte Karte diene einem guten Zweck und zwar der Sanierung und Renovierung der - in die Jahre gekommenen - weit und breit bekannten Rensch-Orgel, die 2025 anstehe.
Veranschlagt seien 210.000 Euro. Die Landeskirche übernehme 76.000 Euro. „Um den Rest darf sich die Kirchengemeinde selbst kümmern“, betonte Frau Wenzel schmunzelnd.
Ein Anfang sei schon gemacht mit dem Benefizkonzert. Außerdem hätten acht großherzige Sponsoren von Betrieben, Firmen und Institutionen finanzielle Unterstützung zugesagt:
sie konnte sie schon namentlich aufzählen, die die Orgel-Renovierung tatkräftig fördern wollen.
Fazit: Das gelungene, stimmungsvolle Benefiz-Konzert in der Stiftskirche war für viele Gäste schon ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Auch die wechselnden, mystisch-magisch-märchenhaft anmutenden Lichteffekte im Chorraum der Stiftskirche werden wohl allen Besucherinnen und Besuchern stets in Erinnerung bleiben.
„Nach dem Konzert habe ich mir noch eine Musik-CD von Viva Voce gekauft. Jetzt bin ich gespannt auf das Anhören zuhause“, freute sich eine Jugendliche beim Verlassen der Kirche.
Roland Schönmüller
BU: Viva Voce live am Freitagabend in der Wertheimer Stiftskirche Foto Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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