Der Palmsonntag zeigt -
Freude und Leid sind oft nahe beieinander
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2019 versammelten sich die Gläubigen am Palmsonntag, 10.04.22, zur Segnung der Palmzweige am Engelsplatz, wo sie von Pfarrer Albrecht Kleinhenz herzlich begrüßt wurden. Wie nahe Freude und Leid im Leben beieinander liegen, sollte im Rahmen dieses Sonntags allen bewusst werden. Nach dem Jubel über den Einzug Jesu in Jerusalem folge das Leid, die Passion Jesu, so die einleitenden Worte von Pfarrer Kleinhenz. Nun segnete der Pfarrer die Palmzweige als Zeichen des Lebens und des Sieges, mit denen wir Christen Jesus, unserem König, huldigten. Nach der Verkündigung des Evangeliums und musikalisch begleitet von der Stadtkapelle Miltenberg, setzte sich die Prozession in Richtung Pfarrkirche St. Jakobus in Bewegung. Zur Ehre Jesu Christi wurden die Strophen des Liedes „Singt dem König Freudenpsalmen“ abwechselnd mit den Anrufungen „Christus Sieger, Christus König – wir huldigen dir“ gesungen bzw. gesprochen. Nach dem Einzug in die Kirche folgte die erste Lesung; die zweite Lesung wurde von der Schola Cantorum gesungen. Im Anschluss daran wurde die Passionsgeschichte nach Lukas von Pfarrer Kleinhenz und zwei Lektoren vorgelesen. In seiner Predigt wies der Pfarrer darauf hin, dass wir zwischen Palmsonntag und Karfreitag die ganze Bandbreite menschlichen Verhaltens erleben würden: Am Palmsonntag riefen wir Jesus „Hosanna“ zu, am Karfreitag „Kreuzige ihn“! Heute würden wir lieben, morgen hassen. Pfarrer Kleinhenz deutete auf einen Palmzweig, den eine Messdienerin in der Hand hielt und bat darum aufzupassen, was im Laufe seiner Predigt aus dem Palmzweig werde. Nun verdeutlichte er an verschiedenen Beispielen die Nähe von Freude und Leid, während die Messdienerin bei jedem Beispiel für das Leid ein Palmkätzchen vom Zweig abtrennte: Da freue sich ein Schüler auf einen Nachmittag mit seinen Freunden im Schwimmbad; angesichts einer schlechten Note vergehe ihm aber die Freude; ein junger Vater sei glücklich über die Geburt seines Kindes – am nächsten Tag werde er arbeitslos; ein junges Paar ziehe in ein neues Haus ein und trenne sich nach einem halben Jahr; man erfreue sich bester Gesundheit, dann erleide man einen Herzinfarkt; ein Mann sei berufstätig, nach seinem Renteneintritt frage niemand mehr nach ihm; Fußballstars seien umjubelt, schließlich würden sie ausgepfiffen; an Weihnachten sei Jesus geboren, am zweiten Weihnachtstag folge die Steinigung des Hl. Stephanus; am Anfang diesen Jahres herrschte Frieden in Europa - seit sieben Wochen werde in der Ukraine gekämpft. Jeder könne ein Beispiel aus seinem Leben anfügen. An dieser Stelle verwies Pfarrer Kleinhenz auf den mittlerweile kahl gewordenen Palmzweig. Aus ihm sei eine Rute geworden, mit der man andere verletzen könne. So nahe lägen Palmsonntag und Karfreitag zusammen. Der Pfarrer fragte, ob wir Gott in Freude oder im Leid näher seien. Jeder solle in der Karwoche darüber nachdenken, welche Rolle Jesus in seinem Leben zwischen Palmsonntag und Karfreitag spiele.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
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