Beitrag 10 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Ermutigung durch Drach und Luther

Spottblatt auf Cochlaeus; Holzschnitt undatiert | Foto: Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte
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Im Herbst 1523 werden die Miltenberg unter Zwang wieder „rechtgläubig“ gemacht und müssen schwören sich fortan der lutherischen Lehre zu entsagen. Im Februar 2024 schreibt Drach einen Sendbrief und Martin Luther schickt einen Trostbrief an die Miltenberger. Beide Schreiben sind Flugschriften und damit nicht nur an die Miltenberger sondern an möglichst viele Gemeinden gerichtet.
Johannes Drach beschreibt die Versuchung, der die Miltenberger durch die Gewalt und die Aufforderung der Landesherrn abzuschwören ausgesetzt sind. Er bezeichnet die Miltenberger als Auserwählte und beschwört sie standhaft zu bleiben und nicht vom neuen Glauben abzufallen. Er erinnert sie daran, dass sie als Christen auf Jesu Tod zum ewigen Leben getauft wurden und, dass dort, wo kein Kreuz zu tragen ist, auch kein Christus ist. Nicht durch Verdienste, sondern durch Gottes Gnade, durch das Hören des Evangeliums und durch den Glauben an Jesus Christus würden die Menschen erlöst. Drach interpretiert das Evangelium, er ruft zum schuldlosen Erleiden auf und vertröstet auf das Jenseits. Er wendet sich gegen alle Äußerlichkeiten und appelliert an die Reinheit des Herzens und den Glauben der Miltenberger. In Drachs Text mit knapp 2000 Worten, kommt Christus 31 mal und Jesus 20 mal vor. Auch Martin Luther beschwört die Miltenberger durchzuhalten. Im Mittelpunkt seines Schreibens steht der Trost, der 39 mal vorkommt. Bei Luther benötigen nicht nur die Bestraften Trost sondern auch die Strafenden, die sich ihren Trost jedoch beim Teufel holen. Der Teufel, der die anderen reitet, kommt in diesem Text 20 mal vor. Einerseits ruft Luther zur Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe auf, anderseits beschimpft er im selben Atemzug die Mainzer auf deftigste Weise als „Feinde des Evangeliums, als Seelenmörder und Seelenjäger, als Tempel- und Hurenknechte oder als Mastbäuche, die den Frieden hassen und verfolgen“. Luther ärgert sich, dass „die Mainzer frevelnden Lästermäuler das Wort Gottes jetzt als lutherische Lehre bezeichnen" und er schreibt den Miltenbergern: „nicht zuletzt, weil ihr als Lutherische beschimpft und verfolgt werdet, habe ich mich der Sache angenommen". Die Lutheraner, ein Begriff, der sich im Laufe der Zeit durchsetzt, bildet sich hier gerade erst. Luther fordert die Miltenberger auf, sich am Teufel zu rächen und ihm richtig weh zu tun. Das könnten sie tun, indem sie fröhlich sind und dafür danken, dass sie würdig wurden Gottes Wort zu hören. ,Christus' oder ,Jesus' kommen in dem Lutherschreiben nur fünf mal vor.
Mit diesen Texten endet erst einmal die Reformationszeit in Miltenberg. Während des Bauernkrieges versuchen die Miltenberger noch einmal vergeblich die Religionsfreiheit zu erreichen und werden dafür hart bestraft. - Miltenberg bleibt in den folgenden Jahrhunderten offiziell beim alten Glauben, doch die evangelische Idee ist ausgesät und geht immer wieder auf, doch davon nächste Woche.

Johannes Oswald

Spottblatt auf Cochlaeus; Holzschnitt undatiert | Foto: Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte
Karikatur der Reformationszeit: 
"Des Teufels Sackpfeife", Gotha um 1530  | Foto: Stiftung Schloss Friedenstein
Autor:

Cornelius Faust aus Miltenberg

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