Von Jubel zu Ablehnung und Hass-
Die zwei Gesichter des Palmsonntags
Angesichts einer prognostizierten Regenwahrscheinlichkeit von 90 % hätte er gestern Abend nicht darauf gewettet, die Messfeier am heutigen Palmsonntag am Engelsplatz beginnen zu können, sagte Pfarrer Jan Kölbel zur Begrüßung der Gläubigen am 02.04.23. Der Regen sei verzogen, nun könne der Palmsonntag gefeiert werden, wie es sich gehöre. Ein Palmsonntag ohne Prozession, das sei wie Handkäse ohne Musik. Dabei sei es Tradition, nicht in der Kirche zu beginnen und Jesu Einzug in Jerusalem nicht nur mit dem Kopf, sondern mit den Beinen zu begrüßen – ganz so, wie seinerzeit Jesus zugejubelt worden sei. Beim Binden der Palmzweige durch Mütter und Kinder sei am gestrigen Tag im Pfarrhaus viel los gewesen. Hierbei seien sehr schöne Sträuße entstanden, von denen er dankenswerter Weise einen bekommen habe. Der Palmsonntag habe jedoch zwei Gesichter: Es sei nicht nur der Tag einer festlichen Prozession, sondern an diesem Tag werde auch die Leidensgeschichte Jesu im Gottesdienst vorgetragen. Die selben Menschen, die Jesus am Palmsonntag zugejubelt hätten, hätten nur wenige Tage später „ans Kreuz mit ihm“ gerufen. Jesus sei kein König, der das Volk Israel mit Waffengewalt von den Römern befreit hätte, sondern er sei ein König wie ein guter Hirte. Er gehe den Verlorenen nach und wolle, dass keiner vergessen werde. Wir sollten darüber nachdenken, ob wir nur zu Jesus hielten, wenn schöne Feiertage zu begehen seien oder auch dann, wenn schwere Wege zu bewältigen seien und wenn Jesus gekreuzigt werde. Die Palmzweige seien ein Zeichen des Lebens und des Sieges und sollten uns das ganze Jahr daran erinnern, Jesus die Treue zu halten. Nach dem Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem segnete Pfarrer Kölbel die Palmzweige und bat Gott, dass wir durch Jesus einst zum himmlischen Jerusalem gelangten. Nun setzte sich die Prozession unter musikalischer Begleitung der Stadtkapelle in Richtung Pfarrkirche St. Jakobus in Bewegung. Auf dem Weg wurde Jesus abwechselnd mit einer Strophe des Liedes „Singt dem König Freudenpsalmen“ und Anrufungen wie z.B. „Christus Sieger, Christus König“ gehuldigt. Dem Einzug in die Pfarrkirche folgte die erste Lesung. Die zweite Lesung wurde abwechselnd von der Schola Cantorum und der Gemeinde gesungen. Die Leidensgeschichte Jesu nach Matthäus schloss sich an. Sie verdeutlichte, wie schnell die Stimmung der Menschen von Jubel für Jesus in Ablehnung und Hass umschlug. In den Fürbitten wurde ganz besonders den Menschen im Heiligen Land gedacht, die den christlichen Glauben an den Stätten des irdischen Wirkens Jesu bezeugen und denen wir uns in dieser Heiligen Woche besonders verbunden fühlen. Der Pfarrer bedankte sich beim Kirchencafé-Team und bei allen, die zum Gelingen des Gottesdienstes beigetragen hatten. Er wünschte den Gläubigen eine gesegnete, Heilige Woche und lud zur Teilnahme am Kirchencafé im Anschluss an die Messfeier ein. In diesem Rahmen übergab das Kirchencafé-Team den Verantwortlichen der Kinderkirche eine Spende in Höhe von 100 € für deren Arbeit.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
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