Beitrag 9 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Die Stadt Miltenberg wird gestürmt

Deckblatt der Berichte der Chronisten Bernhart Johims und Michel Finken   | Foto: Johannes Oswald
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Auf Grund seiner ‚häretischen‘ Lehre wird Pfarrer Drach gebannt, exkommuniziert und flieht nach Nürnberg. Zurück bleiben die Miltenberger und ihr Kaplan Schrepfer. - Die folgenden Ereignisse in Miltenberg werden von drei Chronisten beschrieben. Die Berichte der lutherischen Seite sind von Bernhard Johims und Michael Finken, der der traditionellen Kirche stammt von Heinzen von Scharffenstein.
Nach übereinstimmenden Aussagen der Chronisten werden nachts, irgendwann im Spätherbst 1523, Aschaffenburger Reiter und Fußvolk heimlich von hinten zur Burg hineingelassen. Johims spricht von 40 Reitern, Michael Finken von einer Vorhut von 30 Reitern und davon, dass das Schlosstor nachts offen bleiben muss, weil nicht alle Angreifer hineinpassen. Heinzen von Scharffenstein spricht von 150 Reitern und 400 Mann Fußvolk. Am nächsten Morgen stürmen Reiter- und Fußvolk vom Schloss herab. Nach Johims allen voran, der Schultheiß Conz von Aulenbach, mit dem Ruf: „her, her, steckt tot, stecht tot, alle Bösewichter, ihr müsst alle sterben“. Auch nach Scharffenstein kommen die Aschaffenburger vom Schoss aus, um sich „der Stadt Miltenberg gewaltig zu machen“. Drach selbst schreibt aus sicherer Entfernung, dass „die Wölfe ein Gemetzel im Schafsstall Christi angerichtet“ hätten. Die Miltenberger werden zusammengetrieben. Ein gutes Dutzend namhaft gemachter Wortführer, allen voran Friedrich Weygandt, werden für einige Tage im Kerker der Burg gefangen gesetzt. Vergeblich suchen die Aschaffenburger nach dem Pfarrer - den Kaplan dagegen machen sie ausfindig, in dem Sie diejenigen mit „Verlust von Leib und Gut“ bedrohen, die ihn verstecken. Eine Miltenbergerin gibt dem Druck nach und Scherpfer wird gefangen genommen. Seit diesem Tag wird sie Judasin genannt. Kaplan Scherpfer wird abgeführt, in Aschaffenburg ‚peinlich befragt‘ und widerruft im Einzelnen seine evangelische Gesinnung. Die von den Altaristen denunzierten Miltenberger werden auf dem Marktplatz öffentlich zum Wiederruf gezwungen. „Sie sollen glauben, was ihre Eltern geglaubt haben, Vigilien, Messen und Festtage einhalten und für die Toten opfern“, wie früher. Den Männern wird empfohlen „ihren Frauen die Mäuler zu stopfen, so dass sie nicht mehr von dem Pfaffen reden!“ Die Miltenberger müssen schwören, sich der Lutherischen Lehre und Sekte gänzlich und auf ewig zu enthalten und zu entäußern, alle Schriften abzugeben, keine mehr zu besitzen, zu kaufen, zu lesen und zu hören – und sie werden zur gegenseitigen Denunziation verpflichtet. Eine polemische Empfehlung an die Miltenberger lautet: „Lest lieber Wein und Korn als die Bibel!“ Sollte der Pfarrer nochmal nach Miltenberg kommen, so sollen sie ihn von der Kanzel herabstürzen, so Johims. Scharffenstein, nach dessen Worten die Miltenberger zunächst Verführte und dann Schuldige sind, gibt Drach die Verantwortung für den Überfall, indem er scheibt: „Lieber Drach, wärest Du deiner Obrigkeit gehorsam gewesen … wäre alle Handlung erledigt gewesen“. Er schließt mit einer klaren Drohung:
„Heinz von Scharffenstein bin ich genannt, den strafwidrigen Priestern im Stift Mainz bin ich wohl bekannt, bin [zu-] geordnet zu ihrem ewigen Gasthalter und Wirt, welcher von ihnen mir zu Gast geschickt wird, der darf sich wahrlich nicht hoch freuen, denn er tut zu ewigen Tagen Sonne oder Mond niemals mehr schauen.“
Johannes Oswald

Deckblatt der Berichte der Chronisten Bernhart Johims und Michel Finken   | Foto: Johannes Oswald
Deckblatt des Chronisten Heinzen von Scharrenstein | Foto: Johannes Oswald
Autor:

Cornelius Faust aus Miltenberg

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