Beitrag 16 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Die Evangelisch-Freikirchlichliche-Gemeinde und ihre Sicht auf die Ökumene in Miltenberg
Gewachsenes Miteinander trotz Unterschiede
Wir feiern in diesem Jahr gleich drei Kirchenjubiläen: 500 Jahre katholische Pfarrei Miltenberg; 125 Jahre evangelisch-lutherische Kirche, mit 100 Jahre eigener Pfarrei und 75 Jahre Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Miltenberg, die ihre Wurzeln in der Reformationszeit hat. Glücklicherweise ist aus den Streitigkeiten der damaligen Zeit nicht mehr viel übriggeblieben. Inzwischen ist die Akzeptanz unter den Kirchen generell sehr positiv. In der „Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen in Miltenberg“ (ACK) ist ein herzliches Miteinander gewachsen. Alle drei Kirchen feiern jährlich das frühere Pfarrfest, als ökumenisches Gemeindefest, zusammen. Es ist ein Miteinander trotz der Unterschiede. Da darf man angesichts der herausfordernden Kirchengeschichte laut „Halleluja“ rufen.
Die Freikirche in Miltenberg – so „ungewöhnlich“ anders!
Als Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Miltenberg (kurz EFG-Miltenberg), gibt es auffallende Unterschiede zu den beiden Großkirchen, deren sakrale Gottesdienstformen und Sakramente in unseren Breitengraden mehr bekannt sind. Die äußerliche Verpackung unserer freikirchlichen Gottesdienste und Veranstaltungen ist super modern. Die sehr bibelzentrierten Predigten und Predigtserien sind peppig aufgemacht. Unsere Botschaft aber ist immer noch die alte. Insgesamt wirken unsere Gottesdienste wie „multimediale Infotainment-Veranstaltungen, aber mit Tiefgang“.
So beschrieb es kürzlich zumindest ein neuer Besucher. In jedem Gottesdienst gibt es Möglichkeit intensiver Gotteserfahrungen und einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus, zu denen immer wieder eingeladen wird. Zugehörige und Besucher sprechen oft über intensive persönliche Erlebnisse ihres Glaubenslebens. Das „Himmelreich“ ist für uns keine allein jenseitige Sache, sondern durch Christus bereits gekommen. Durch Glauben bricht es unsichtbar in unseren Herzen an, hat dann aber eine sichtbare und transformierende Auswirkung auf unser Leben und Umfeld im Hier und Jetzt. Der pfingstlich-charismatische Einfluss auf die EFG-Miltenberg begann bereits ab den 70ern des letzten Jahrhunderts: Wir glauben und praktizieren die Taufe im Heiligen Geist, wir lieben die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes und sprechen in „Zungen“ (Sprachenrede). Die Pfingstbewegung war in ihren frühen Anfängen sehr „ökumenisch“ eingestellt – diese offene Gesinnung liegt also fast schon in unserer geistlichen DNA.
Der gegenseitige Respekt, Inspiration und die herzliche Freundschaft in der Ökumene
Die gegenseitige Ergänzung liegt einfach in der Tatsache, dass wir so unterschiedlich, ja gänzlich anders sind. Wäre es nicht so, worin könnte oder sollte man sich ergänzen? Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, eher als moderne, „schillernde“ Fußnote. Wir achten und schätzen die beiden anderen, älteren Kirchen. Wir dürfen uns gegenseitig inspirieren, voneinander lernen und uns lieben, aber auch stehen lassen, ohne unsere eigene Identität zu verlieren und uns in einem nebulösen Konstrukt aufzulösen. So wie Christus uns liebt, lieben wir einander. Darin verwirklicht sich die Einheit, wie wir sie verstehen. Grenzen für uns als Freikirche wären Aktionen mit eher politisch gesinnten Inhalten oder Statements. Im Moment werden mancherorts auch interreligiöse Gottesdienste, über die Grenzen des Christentums hinaus, immer populärer – auch das spränge für uns das Verständnis von christlicher Ökumene.
Die ökumenische Botschaft und die Zukunft der Ökumene in Miltenberg
Genau das, was die Ökumene in Miltenberg ausmacht, ist unseres Erachtens auch eine der großen Botschaften: Obwohl wir so unterschiedlich und anders sind, kommen wir dennoch freundschaftlich zusammen, ob katholisch, evangelisch oder freikirchlich.
Im Kern stimmen wir sicherlich alle in den Appell von Johannes Drach an die Miltenberger mit ein: „Ich bitt Euch aber vor dem Angesicht Gottes und Christi: laßt alle Ding liegen und lauft zur Predigt.“. Mit anderen modernen Worten: „Miltenberg, komm erlebe unseren freundlichen Gott, der dich liebt und dir in Liebe in Gemeinschaft mit anderen Christen begegnen möchte!“.
Wir wünschen uns Wachstum und dass sich auch junge Menschen für die Ökumene in Miltenberg begeistern lassen.
Mein Gebet für die Ökumene in Miltenberg hat mir vor 500 Jahren Pfarrer Johannes Drach vorweggenommen: „Ich bitte Gott, daß er seinen heiligen Namen in Eurer Stadt rasten lasse ewiglich.“
Text: Pastor Andy Bodenschatz
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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