Bildergalerie und Essay
Der achte März ist ein besonderer Tag! Wissen Sie Bescheid?
Der Internationale Weltfrauentag am 08.03.2024 zwischen Geschichte und Gegenwart.
Gedanken zu einem Ehrentag der Mädchen und Frauen.
Aktuelle Interviews aus unserer Region, die nachdenklich stimmen und zugleich motivieren.
Nedima Atac: “Wir sind nicht wie die Deutschen”
"Aufgewachsen bin ich in einer Familie mit Migrationshintergrund.
Schon von klein auf mussten meine Schwestern und ich lernen, einen Mittelweg zwischen zwei aufeinanderprallenden Kulturen, der türkischen und der deutschen, zu finden.
Besonders als Frau stellte dies eine Herausforderung dar; wie passt man sich der westlichen Kultur an, ohne dabei die eigenen Sitten und Bräuche über Bord zu werfen?
Was davon ist nun richtig oder falsch? Es stellen sich nämlich die Fragen: wie bin ich geprägt? Was erfahre ich Neues? wo sehe ich mich selbst und wo möchte ich sein?
Nachdem ich mein Fachabitur in Pädagogik/Psychologie an der FOS Obernburg abgeschlossen hatte, studierte ich vier Jahre “Kindheitspädagogik” an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Neben meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hatte ich die Gelegenheit während eines Praktikums im Familienstützpunkt Hefner-Alteneck in Aschaffenburg Angebote für Mütter zu begleiten und zu leiten.
In Kooperation mit dem Verein “Frauen für Frauen” wurden wöchentlich so genannte “Mutter-Cafés” organisiert, in denen sich die Frauen austauschen und um Rat fragen konnten.
Besonders interessant war, dass Frauen aus den verschiedensten Kulturen zu diesen Treffen erschienen.
Die meisten waren Geflüchtete, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig waren. Trotz der Sprachbarriere bauten sich Bindungen und Freundschaften auf, denn alle beschäftigte die Frage, wie sie ihre Kinder erziehen sollten, dass diese sich in beiden Kulturen wohl und zuhause fühlen und wie sie sich selbst in der neuen Kultur zuhause fühlen konnten.
Diese großartige Erfahrung hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, dass Raum geschaffen wird, in dem sich Frauen sicher fühlen, um ihre individuellen Themen anzusprechen und diese dann auch gezielt anzugehen. Durch die Gemeinschaft wird man ermutigt um Hilfe zu bitten.
Die Beziehung zu meinen beiden Schwestern war für mich persönlich essenziell. Denn sie verstanden, wie es ist “zwischen zwei Welten” zu stehen.
So ist meiner Meinung nach das Netzwerk zwischen Menschen innerhalb und außerhalb des eigenen Kulturkreises enorm wichtig, um seinen ganz individuellen Platz als Frau in der hiesigen Gesellschaft zu finden."
Lena Dieterle: Was ist typisch weiblich?
Meine Stellungnahme zum Weltfrauentag:
Lena Dieterle ist als selbstständige Schriftstellerin und Solokünstlerin mit Lebensmittelpunkt in Aschaffenburg. Wenn sie nicht für ihr Unternehmen lena.literatur arbeitet, reist sie mit ihrem Hund und einem Mini-Camper alleine durch Europa.
"Beim Thema Weiblichkeit denke ich zunächst daran, dass jeder Mensch sowohl weibliche als auch männliche Aspekte in sich trägt. Das hat mir geholfen, meinen Platz zu finden.
Wenn ich über typisch weibliche Eigenschaften nachdenke, fällt mir besonders die ausgeprägte Intuition ein. Diese erlaubt es uns, mit einer feinen Beobachtungsgabe die subtilen Nuancen des Lebens zu erfassen und angemessen darauf zu reagieren.
Bei Männern ist es die Rationalität, die mir direkt in den Sinn kommt.
Typisch weiblich zu sein bedeutet für mich, nicht nur die Stereotypen zu erfüllen, sondern auch die Vielfalt und Stärke des weiblichen Geschlechts zu leben. Wir sind nicht nur Mütter, Partnerinnen oder Pflegerinnen, sondern auch Denkerinnen, Forscherinnen, Schöpferinnen und Führungskräfte.
Das Frauenbild hat sich zum Glück verändert: Weniger gesellschaftliche Schablonen, mehr Vielfalt und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten.
Der Weltfrauentag bietet eine Gelegenheit, die historischen Errungenschaften von Frauen zu würdigen und gleichzeitig darauf aufmerksam zu machen, wie weit wir noch gehen müssen, um Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu erreichen.
Ich bin große Befürworterin der wachsenden Anerkennung für die Vielfalt menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten, unabhängig vom Geschlecht.
Als selbstständige Autorin habe ich die Möglichkeit, mitzugestalten, und durch meine Literatur sowie meine Lebensweise einen ganz eigenen Beitrag zu leisten."
Ghada Amee aus Altenbuch im Südspessart entdeckt und pflegt ihre kreative Begabung: Die junge Frau ist eine freischaffende jesidische Künstlerin, die seit November 2021 in Deutschland lebt.
Sie erzählt: "Für mich ist es wichtig, mich auf mein Talent zu konzentrieren. Denn ich habe das Gefühl, dass die kreative Seite und das Schaffen von Schönheit das ist, was mich als Frau am meisten auszeichnet!
Die Möglichkeit zu arbeiten und meine Ideen in verschiedene Designs umzusetzen, ist der größte Segen in meinem Leben, besonders in schwierigen Zeiten.
Es ist sehr schwierig, einen Flüchtlingshintergrund zu haben.
Die Integration in eine neue und völlig andere Gesellschaft erfordert viel Zeit und Mühe.
Zur Zeit arbeite ich in meiner Freizeit als Übersetzerin für sechs verschiedene Sprachen (Kurmanji, Arabisch, Englisch, Deutsch, Griechisch, Hindi) bei Frauen für Frauen."
Frauen fordern Gleichberechtigung und mehr Eintreten gegen Diskriminierung.
Internationaler Weltfrauentag am 8. März 2024.
Seit mehr als hundert Jahren wird der Internationale Frauentag begangen.
In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern hat die Frau absolute Priorität Nummer eins! Warum? Schauen wir in den Kalender! Am achten März ist er diesen zwei Bundesländern sogar seit 2019, letzteres seit einem Jahr gesetzlicher Feiertag (Gratulation!) - in den übrigen 14 Bundesländern (noch) nicht.
Doch bundesweit finden organisierte Frauen-Veranstaltungen statt.
Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern werden verschärft erfahren.
Vor allem Frauen arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen.
Frauen müssen Einkommens-Einbußen hinnehmen, erfahren Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit.
Sie übernehmen den überwiegenden Teil der Familien- sowie Hausarbeit und reduzieren dafür ihre Arbeitszeit in ihren Berufen.
Geschichte des Internationalen Frauentages
Seine Wurzeln hat der Internationale Frauentag in der Arbeiterinnen- Bewegung des späten 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts.
Schon seit über hundert Jahren setzen sich Frauen für Gleichberechtigung, höhere Löhne, bessere weibliche Arbeitsbedingungen, für ein Frauenwahlrecht (eingeführt 1919) und gegen Diskriminierung ein.
1911 wurde der erste Internationale Frauentag begangen: in Deutschland, Dänemark, Österreich, Schweiz und in den USA.
Hauptforderung war damals das aktive und passive Wahlrecht für Frauen.
Mehr als eine Million Frauen gingen im ersten Friedensjahr nach dem Ersten Weltkrieg auf die Straße.
Ein Jahr später folgten Demonstrationen zum Internationalen Frauentag in weiteren Ländern wie Schweden, Frankreich, in den Niederlanden und Russland (1913).
1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“.
Fakten zum Weltfrauentag:
Der Internationale Frauentag wird seit 1921 am 8. März begangen.
Bereits im 19. und 20. Jahrhundert demonstrierten Frauen für Gleichberechtigung.
Insbesondere Arbeiterinnen in den Städten litten unter den schlechten Bedingungen in den Betrieben und erhielten eine miserable Bezahlung.
Vor allem Aktivistinnen forderten das Wahlrecht auch für Frauen.
In Deutschland ist Clara Zetkin als führende Streiterin bekannt, die sich für Frauenrechte engagierte und 1910 die Einführung eines Internationalen Frauentags forderte.
Der 8. März ist weltweit in vielen Staaten sowie in zwei Bundesländern gesetzlicher Feiertag.
Organisierte Kundgebungen gibt es 2021 am 8. März in vielen Ländern, die auf unzureichende Rechte der Frauen aufmerksam machen wollen.
Geschichtliches:
Die Gleichberechtigung in Schul- und Bildungsfragen war schon im Wilhelminischen Kaiserreich ( 1890- 1914) eines der großen Themen der Zeit.
Mädchen wie Jungen besuchten im Kaiserreich sechs bis acht Jahre eine Volksschule, auf dem Land zumeist gemeinsam eine Klasse oder einen jahrgangsübergreifenden Unterricht.
Für die meisten Mädchen endete damit im 14. Lebensjahr ihr schulischer Werdegang. Die Chance auf höhere Bildung war damals hart umkämpft.
Sie blieb Mädchen aus wohlhabenden Familien vorbehalten. Manche besuchten eine private „Höhere Töchterschule“.
Sie bereiteten die jungen Frauen auf ihre spätere Rolle als Mutter-, Haus- und Ehefrau vor.
Einzig standesgemäßer Beruf für die bürgerlichen Töchter waren der sich anschließende Besuch eines Lehrerinnen-Seminars jener der Lehrerinnen - solange sie nicht verheiratet waren.
Erst ab 1900 konnten in Deutschland Mädchen das Abitur ablegen und anschließend regulär studieren.
1914 studierten rund 4 000 Frauen an deutschen Universitäten. Das waren gerade einmal sieben Prozent aller Studierenden, die mit Vorbehalten, Einschüchterungen und Anfeindungen leben mussten.
Viele Familien waren auf das Einkommen beider Elternteile sowie mithelfender Familienangehörigen angewiesen, vor allem im Kleinbürgertum, in den städtischen und ländlichen Unterschichten.
Die meisten Frauen arbeiteten um 1900 in der Landwirtschaft. Industrie, Handel und Gewerbe sowie Dienstleistungen folgten mit Abstand.
Landflucht und Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt.
Immer mehr Frauen zog es vom Land in die industriellen und urbanen Ballungszentren - in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Historiker und Soziologen sprechen von der „Landflucht“ um die Jahrhundertwende.
Eine Anstellung als Dienstmädchen im bürgerlichen Haushalt war oft ein erster Schritt, eine Arbeitsstelle in einer Fabrik oder im Büro, in der Textil- und Nahrungsmittelbranche oder in der Chemie- und Elektroindustrie zu bekommen.
Verkäuferinnen in Warenhäusern kamen meist aus der Arbeiterschaft, Büroangestellte aus dem Kleinbürgertum.
Einen kleinen Aufschwung erlebten vor 1914 die sozialen Berufe in der Kranken- und Wohlfahrtspflege.
Dennoch wurde Frauenarbeit miserabel bezahlt, war eintönig und stand unter männlicher Aufsicht.
Mit der Heirat schieden Frauen keineswegs aus dem Erwerbsleben aus.
Schlecht vergütete Heimarbeit, etwa für die Textilindustrie, war im damaligen Kaiserreich keine Seltenheit. Haushaltsmaschinen von Stoewer und Pfaff machten es möglich.
Roland Schönmüller (rsc)
Weitere Bilder und Infos folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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