"Da steh'n die drei auf rotem Stein ..." - Miltenberger Staffelbrunser-Brunnen am Hochwasserschutz nahe der St. Jakobus-Stadtpfarrkirche feierlich in Betrieb genommen
Impressionen vom Freitag, dem 19. August 2016.
Beim Fremdenverkehrsverein Miltenberg e.V. wurde vor Jahren die Idee geboren, den im Volksmund bekannten "Miltenberger Staffelbrunsern" ein Denkmal zu setzen.
Gute Erfahrungen mit dem Künstler Helmut Kunkel bei der Figur des prominenten Miltenberger Musik-Komponisten Joseph Martin Kraus machten den Aschaffenburger Bildhauer zum ersten Ansprechpartner für die Realisierung des Brunnen-Denkmals.
Dank der exzellenten Zusammenarbeit mit der Stadt Miltenberg "erfand" man dann - so Friedel Neumann, erster Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Miltenberg e.V, die Kunst-Figuren als Brunnen im Rahmen des neuen Hochwasserschutzes im Schwarzviertel.
Rechtzeitig zur Einweihung des letzten Abschnitts beim Hochwasserschutz am ersten Juli-Wochenende wurden die drei jungen Bronze-Figuren positioniert und die neue Sehenswürdigkeit der Stadt erfreut sich seitdem eines regen Zuspruchs:
Die drei Staffelbrunser sind als humorvolle Gestalten täglich willkommene Plattform für die Erinnerungsfotos von Besuchern und Gästen Miltenbergs.
In den letzten Wochen wurde die Brunnentechnik fertiggestellt und die Inbetriebnahme konnte nun feierlich mit prominenten Gästen und bekannten Rednern erfolgen.
Das neue Denkmal wie die erst kürzlich fertiggestellte Hochwasserschutz-Promenade soll - so Miltenbergs Stadtoberhaupt Helmut Demel - Einheimischen und Gästen viel Freude bereiten.
Mit Fremdenverkehrsvorsitzendem Friedel Neumann gab Bürgermeister Helmut Demel das symbolische Start-Signal "Wasser marsch!" für die Brunnen-Inbetriebnahme.
Binnen weniger Sekunden schoss klares Wasser von den drei bronzenen Buben in den neuen Brunnen aus Sandstein. Der Brunnen ist künftig täglich zwischen sechs und 22 Uhr ( wohl mit Ausnahme der Wintermonate ) eingeschaltet.
Werner Reuling aus Miltenberg vermutete in seinem humorvollen Beitrag über die Miltenberger Staffelbrunser eine Nachbargemeinde als Stichwortgeber dieses Ortsnecknamens.
Der Name "Miltenberger Staffelbrunser" ist inzwischen verewigt:
- als Bezeichnung für einen hiesigen, 1957 gegründeten Stammtisch,
- für ein noch intaktes, am Freitag vorbeiziehendes Holzboot des Miltenberger Ruder-
Clubs,
- für einen Klassenjahrgang (1946)
- sowie für eine Blasmusik-Formation. Letztere spielte zur Einweihung unter der
Stabführung von Jörg Amrhein zünftig auf.
Miltenbergs Altbürgermeister Joachim Bieber hatte zur Einweihung des Staffelbrunser-Denkmals ein dreistrophiges Gedicht verfasst, das wir unseren Lesern abschließend nicht vorenthalten möchten :
"Da steh'n die drei auf rotem Stein
und schauen feixend in die Welt.
Sie wollen sich vom Druck befrei'n,
grad dort, wo man sie hingestellt.
Ein Mann, der Miltenberger ist,
gilt als Mensch von schneller Tat,
hat das Örtchen nie vermisst -
auch eine Staffel ist probat,
selbst wenn sie das Ufer schmückt.
Es gilt: ein jeder Platz ist unser,
wenn's im Manne heftig drückt.
Wir sind gerne Staffelbrunser!"
Hintergrund: Was sind Orts-Necknamen?
Orts-Necknamen, zum Beispiel Staffelbrunser oder Kreuzköpf, sind scherzhafte Bezeichnungen der Ortseinwohner durch die Bevölkerung benachbarter Orte.
Meist kennt man eine schwankhafte Geschichte (nicht selten aber auch mehrere, voneinander abweichende), die den Ortsnecknamen erklärt).
Oft ist der Ursprung des Necknamens aber nicht mehr bekannt.
In der Ethnologie werden solche (oft gegenseitige) spöttische Beziehungen von Volksgruppe „joking relationships“ genannt.
Beispiele für Orts-Necknamen gibt es in Deutschland überall:
BEISPIEL 1 ==> Siehe Bremen: Die Bewohner Buntentors werden Geelbeen (niederdeutsch für Gelbbein) genannt, da in der schweren Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg ein lebhafter Schmuggel aus dem Bremer Hafen- und Freihafen-Bereich entstand, unter anderem auch von Tabak, der unter der Kleidung versteckt war und die Haut gelb färbte.
BEISPIEL 2 ==> Siehe Darmstadt: Heiner; daher auch die Bezeichnung Heinerfest für das Darmstädter Stadtfest.
BEISPIEL 3 ==> Eschwege: Die Einwohner der Stadt werden Dietemänner genannt.
BEISPIEL 4 ==> Koblenz: Schängel – In französischer Besatzungszeit (1794–1814) entstandener Begriff vom französischen Namen Jean (in Koblenzer Mundart damals Schang ausgesprochen) abgeleitet. Gemeint waren damit ursprünglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Über die Zeit entwickelte sich hieraus schließlich Schenkel.
Stolz auf Orts-Neckname
Ursprünglich meist höchst abfällig gemeint, wurden die Orts-Necknamen im 20. Jahrhundert häufig von den so Verspotteten selbst aufgegriffen und mit Stolz als Teil ihrer Identität betrachtet.
Als Beispiel für das Wechselspiel von positivem Selbstbild und Negativ-Stereotyp nennen sich die „eingefleischten“ Fellbacher stolz Moiekäfer (Maikäfer), während sie Neubürger abfällig als Engerlinge bezeichnen.
Gelegentlich sind den Ortsnecknamen moderne Denkmal-Skulpturen gewidmet.
Forschungsgeschichte
Die maßgebliche volkskundliche Monographie hat Hugo Moser vorgelegt. In den letzten Jahren erscheinen vor allem in Süddeutschland populär ausgerichtete Bücher mit Necknamen-Sammlungen, auch für unsere Region:
siehe:
David Depenau 2001–2004).
Liste der Ortsnecknamen in Stadt- und Landkreis Aschaffenburg
Liste der Ortsnecknamen im Landkreis Miltenberg
Weitere Bilder und Informationen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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