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Brauchtum, Bauernregeln, Besinnliches zum 2021-Start.
„Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken.“
Brauchtum, Bauernregeln, Besinnliches zum 2021-Start.
Alte Traditionen im Odenwald, Bauland, Spessart und Maintal - in Franken und Nordbaden.
„Wir wünschen euch ein neues Jahr / viel besser, als das alte war / und dazu viel Glück und Segen / und dazu ein langes Leben / und dazu das Himmelreich, / werdet den lieben Eng’lein gleich“ - so klingt es poetisch in einem traditionellen Spruch einer jungen Neujahrswünscherin zum Neuen Jahr.
Der Start ins neue Jahr, vor allem der erste Tag des Jahres, wurde bei uns im Spessart, Maintal, Odenwald und Bauland im Brauchtum von jeher festlich gestaltet.
Mit dem Anfang eines neuen Jahres regten sich bei unseren Altvorderen schon früher Wünsche und Hoffnungen. Es drohten aber auch bereits damals Gefahren und unvorhersehbare Ereignisse.
„Ein frohes Neues“! - "Prosit Neujahr!" - Alles Gute, vor allem Gesundheit 2021!"
Daher war und ist es nicht verwunderlich, wenn die Menschen diese Zeit in den Heiligen Zwölf Nächten (zwischen Weihnachten und Dreikönig) insbesondere die ersten Tage im Neuen Jahr feierlich erhöhen und sich - trotz Corona - sich Gesundheit, Glück und den Segen Gottes wünschen.
„Ein frohes Neues“ heißt aktuell die Kurzformel beim Abstand wahrenden Vorbeigehen mancher Passanten in Feld und Flur, in Stadt und Land. Etwas mehr Informations-Austausch und Small-Talking gibt es vielleicht unter Freunden oder näheren Bekannten.
Und nach wenigen Minuten ist man schon wieder über alle Berge, mit sich allein beschäftigt, lässt wehmütig die Gedanken an frühere, kommunikationsfreudigere Zeiten Revue passieren. Doch - das war einmal!
Friedrich Schiller hatte schon zu seiner Zeit im 18. Jahrhundert einen passenden Spruch dazu:
„Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
pfeilschnell ist das Jetzt entflogen
Ewig still steht die Vergangenheit!“
Mit Glockenklang ins neue Jahr.
Fast überall gab es sicherlich auch heuer wieder den alten Brauch, dass zum Jahreswechsel um Mitternacht das neue Jahr mit allen Kirchenglocken eingeläutet wurde.
Doch das einst obligatorische, gegenseitige Händeschütteln dürfte wohl nur in der Familie vollzogen worden sein oder noch stattfinden.
Aber mit “Prosit Neujahr“ wird man diesmal auf Distanz - alle begrüßen, die einem an Neujahr begegnen werden.
Nicht überall: Fromme Lieder und erbauliche Bibelverse.
In manchen abgelegenen Orten im Odenwald, Bauland und nordbadischen Raum sang man früher am Silvesterabend im Familienkreis fromme Lieder oder der Hausvater las aus der Bibel vor.
Jedoch hat, wie es in einer hiesigen Chronik heißt, seit 1840 die sinnliche Belustigung wieder die Oberhand gewonnen.
An diese alte Sitte erinnerte der Heische-Brauch unserer Vorfahren in einigen Höhendörfern, still durch die Neujahrsnacht zu gehen und durch Klopfen an Tür und Fenster den noch nicht schlafenden Leuten Neujahr zu wünschen.
Mancherorts wurde vor Corona an Silvester bei den Wirten der Jahresabschluss gefeiert und auch getanzt. Um 24 Uhr wünschte man sich Glück.
Die verheirateten Männer gingen heim, während das Neujahrstreiben der Jugend erst so richtig begann. Das war einmal.
Wünsche und Weck zu Neujahr.
Am Neujahrstag oder einige Tage später erhielten die Kinder von ihren Paten ihr Geschenk. Sie zogen aber auch selbst von Haus zu Haus und sammelten Geschenke: Naturalien, Süßigkeiten oder Geld.
Wenn im Odenwald, Spessart oder im Maintal Kinder ihren Paten ein glückliches neues Jahr wünschten, bekamen sie noch einst mancherorts so genannte „Ringe“, einen Neujahrsweck also.
In vielen fränkischen Orten traf man sich früher am Neujahrsabend zu einem gemütlichen Beisammensein im Wirtshaus. Die Männer spielten Karten um „Ringe“ oder Brezeln. Damit genügend Neujahrsgebäck zu Hand war für die vielen, die an der Tür standen , wurden eine Reihe besonderer Gebildbrote gebacken.
Vor allem die Kinder ärmerer Leute ließen sich einst nach dem Frühgottesdienst am Neujahrsmorgen von ihren Müttern die größte Schürze umbinden, die im Haus zu finden war. Überall riefen sie vor den Anwesen ihr „Glückselig’s neu’s Johr“ und hielten die Schürzen auf.
Was heute an Weihnachten geschenkt wird, gab man früher am Neujahrstag. Patengeschenke sind seit dem 13. Jahrhundert belegt, vor allem zu festlichen Terminen, wie an Neujahr.
Der Pate oder „Dote“ zu Besuch.
Als Geschenke waren Patenlöffel und –becher, mit den Initialen des Beschenkten sehr beliebt. Weibliche Paten schenkten Kleidungsstücke oder Schmuck. Gewöhnlich erhielten die Kinder bis zum Schulaustritt an Neujahr vom Taufpaten ein Geschenk.
Diese Gaben brachte der Pate in einem verknoteten Tuch, dem „Patenbündel“, das verschiedene Formen beispielsweise Hufen oder Hufeisen, Ringel, Eierweck, Reiter aus Lebkuchen und anderes enthielt. Sehr beliebt waren auch die Lebkuchen vom Paten oder der Patin, die so genannten Doten – Lebkuchen.
Necken, Wecken und Kredenzen.
Wie bei anderen Terminen belegt, wurden im Odenwald, Bauland, Spessart und Maintal zwölf mit Salz gefüllte Zwiebelschalen nebeneinander auf den Tisch gelegt. Das Salz zog in der Nacht die Feuchtigkeit an und je nach Feuchtigkeitsgrad des Salzes in den einzelnen Zwiebelschälchen konnte man voraussehen, ob die kommenden zwölf Monate nass oder trocken werden.
Obwohl die Arbeit früher in den zwölf Heiligen Nächte ruhte, trafen sich in einigen fränkischen Regionen die Burschen und Mädchen in den Licht-, Rocken oder Spinnstuben.
Es wurde Neujahr gefeiert und zur Bewirtung sind Äpfel, Nüsse, Schwarzbrot, Kaffee , Kuchen oder Lebkuchen kredenzt worden.
Am Abend zog die angeheiterte Gesellschaft durch das Dorf und hielt Markt. Es wurden Erbsen an die Fensterscheiben geworfen, um bereits schlafende Leute wieder zu wecken. Nach der Rückkehr in die Spinnstube wurde getanzt. Gerne goss man Blei zwischen zwölf Uhr nachts und ein Uhr.
Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf.
Seit dem sechsten Jahrhundert wird der 1. Januar als Fest begangen. Durch Papst Innozenz XII. (1691) fand Neujahr als Feiertag kirchliche Anerkennung.
In Nordbaden und Franken sahen die Hausleute am liebsten einen Knaben vor der Haustür das Neujahrs-Sprüchlein aufsagen, der ohne viel Federlesens forderte:
„Ich wünsch’ Euch
a glückselig’s, neu’s Jahr, freudenreich
gebt mäsch Geschenk gleich,
loaßt mich net so lang steh;
mich friert’s an mei’m Zeh’,
denn ich will noch weiter geh’“.
„Je frostiger der Januar, desto freudiger das ganze Jahr“
Symbolik und Wetter am janusköpfigen Beginn des Jahres
Der altrömische Gott Janus, der Beschützer des Jahres öffnet im Gregoranischen Kalender die „Tür des Jahres“ .
Mit seinem Doppelgesicht schaut Janus zugleich nach drinnen und draußen, hütet sowohl den Eingang als auch den Ausgang.
Janus wird mit einem Schlüssel und einem Pförtnerstab als Beigaben sowie mit einem jungen und alten Gesicht dargestellt. Das alte Gesicht blickt zurück in die Vergangenheit, das junge in die Zukunft.
Der Januar ist der erste Monat im Jahr. Er hat 31 Tage und bekanntlich seinen Namen von diesem altrömischen Morgengott Janus. Die Römer sahen ihn als Beschützer des Hauses an.
Er war der Gott der Tür und des Torbogens. Mit seinem ungewöhnlichen Doppelgesicht schaute Janus zugleich nach drinnen (Hausinnere; Innenwelt und nach draußen (Umfeld, Außenwelt) und hütete so den Eingang und den Ausgang. Sprichwörtlich ist es der „Januskopf“, dessen Augen nichts entgeht.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese römische Gottheit zu einem Symbol des Anfangs. Janus wurde am Gebetsbeginn angerufen und seine heiligen Zeiten waren die ersten Stunden des Tages, die ersten Monatstage und der erste Monate des Jahres. Darstellungen zeigen Janus mit einem Schlüssel und einen Pförtnerstab als für ihn typische Erkennungszeichen oder Attribute sowie mit einem jungen und einem alten Gesicht; das junge Gesicht blickt in die Zukunft das alte in die Vergangenheit.
Gerade zum Jahreswechsel sind dies Zeichen für eine persönliche und nachdenkliche Rückschau und einen hoffnungsvollen Ausblick auf kommende Tage, Wochen und Zeiten.
Bis ins 18. Jahrhundert gab es für den ersten Monat im neuen Jahr noch andere Namen: Jänner oder Jenner ist heute nur noch in oberdeutschen Mundarten gebräuchlich, insbesondere in der Schweiz und in Österreich.
Alle älteren Bezeichnungen und Namen wie Winter-, Eis oder Schneemonat, aber auch das alte altdeutsche Wort Hartung verweisen auf den ursprünglichen und eigenartigen Charakter des Januars als eine harte, bittere und eiskalte Winterzeit.
Auch unzählige Bauern- und Wetterregeln spiegeln alte Erfahrungen des Volkes mit dem Wetter im Winter wieder und verlangen vom „Hartung“ klirrende Kälte und viel Schnee. Nur so meinen sie, kann das Jahr gelingen und ein rechter Sommer Einzug halten.
Bauernregeln:
*Schnee und Eis im Januar, künden ein gesegnet’ Jahr.
* Januar hell und weiß, wird’s im Sommer heiß.
*Gibt’s im Jänner Eis und Schnee, wächst im Sommer Gras und Klee.
* Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken.
*Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr.
*Die Neujahrsnacht still und klar, deutet auf ein gutes Jahr.
Neujahrswunsch
Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf.
Die junge Sonne steigt herauf.
Bald schmilzt der Schnee, bald taut das Eis.
Bald schwillt die Knospe schon am Reis.
Bald werden die Wiesen voll Blumen sein,
die Äcker voll Korn, die Hügel voll Wein.
Und Gott, der ewig mit uns war,
behüt' und auch im neuen Jahr.
Und ob wir nicht bis morgen schaun,
wir wollen hoffen und vertrau’n.
Volksgut.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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