BILDER - REPORTAGE: Messe-Montagabend, u.a. mit dem Spessart-Räuber und seiner Bande
Impressionen von der Jubiläums-Michaelismesse am Montag, dem 28. 08. 2017.
Von wegen Ruhetag !
Miltenberger Messe-Montag nach der Devise: „The show must go on!“
MILTENBERG. Bei sonnigstem Spätsommerwetter startete am vergangenen Montag der gut besuchte traditionelle Handwerker-Frühschoppen mit der Stadtkapelle Miltenberg, erstmals unter der Stabführung von Michael Geiger.
Am Nachmittag gab es ein Unterhaltungskonzert mit der gleichen Musiker-Formation.
Ab 19 Uhr spielte auf dem Marktplatz traditionsgemäß das Polizeiorchester Hessen unter der Leitung von Alfred Herr.
„Der Spessart-Räuber und seine Bande“ sorgten am Abend im nicht mehr so heißen Messezelt für die richtige Partystimmung.
Hier meine Eindrücke vom Montagabend:
Das Parkplatz-Problem ist schneller gelöst als befürchtet:
Fast gähnende Leere erwartet mich am Norma-Discounter kurz nach 21 Uhr.
Die dortige Schranke ist und bleibt offen. Die öffentliche Ortsbeleuchtung ist auf Sparflamme. Ein Kleinbus von der Kreisverkehrswacht weist nur darauf hin, dass an frequentierteren Messeabenden hier eine Abordnung ehrenamtlicher Helfer präsent ist.
Weiter geht’s zu Fuß in Richtung Messegelände. Verschlafen wirkt das Mittelschulgebäude: noch sind zwei Wochen Sommerferien.
Kaum Betrieb herrscht an der Tankstelle. So gut wie kein Lärm ist von der Michels-Mess’ zu hören.
„Ist heute Ruhetag?“ frage ich mich. Ich denke an die Gepflogenheiten anderer Volksfeste. Da hat man während der Festwoche tatsächlich einen Ruhetag.
Doch bald werde ich eines Besseren belehrt: Das Riesenrad dreht sich mit effektvollen Farbspielen.
Stimmungsmusik dringt immer mehr aus dem Bierzelt. Das Gemurmel der Passanten an den Verkaufsständen und vor dem Franken-Biergarten wird zunehmend lauter.
Bevor ich das Festzelt ansteuere, geht es über die Rampe am beleuchteten Zwillingsbogen auf die alte Mainbrücke.
Messe-Besucher zieht es heimwärts: zur Bushaltestelle, zum Bahnhof oder zu irgendeinem Parkplatz in Miltenberg-Nord.
Ein Dutzend Jugendlicher schaut noch einmal gebannt, fast fasziniert auf den Vergnügungspark.
„Unser Zug fährt gleich!“ drängt Stefan aus Eisenfeld, der als Elektroniker am Dienstagmorgen wieder früh die Arbeit anfangen muss.
Seine Freundin Susanne, auch Ende Zwanzig, nickt. Sie muss als medizinische Fachangestellte in einer Arztpraxis ihren Mann, pardon ihre Frau, stehen. Dabei will sie bei den vielen Patienten nicht müde ausschauen.
Ein älteres Ehepaar ist vom Campingplatz herübergekommen. Sie sind aus dem Sauerland und noch ein paar Tage hier. Beide unterhalten sich über Gott und die Welt, über Kirchen in Russland und Kathedralen in Frankreich und schauen von ihrem exponierten Standort auf das noch quirlige Treiben vor dem Auto-Scooter.
Gegen 21.30 Uhr beginnen für manche Verkaufshändler die täglichen Aufräumarbeiten. „Schluss für heute!“ schmunzelt eine Endfünfzigerin. „Morgen geht’s in aller Frische wieder los!“ betont die Haushaltsprodukte-Verkäuferin.
Vor dem Riesen-Rad angekommen, komme ich angesichts der gigantischen Größe ins Staunen wie vor einer gotischen Kirche in Paris, Reims oder Chartres.
„Da müssen Sie mal rein!“ ermuntert mich ein Riesenrad-Passagier, der eben mit seiner weiblichen Begleitung etliche Runden zwischen (Maintal-)Himmel und Erde gedreht hat. „Es ist traumhaft!“ schwärmt seine Frau, Mitte 50. "Mache ich morgen - bei Tag!" - antworte ich.
Das Ausstellungszelt schließt. Security-Leute schlendern aufmerksam vorbei.
Das Weindorf nebenan wirbt mit kulinarischen und musikalischen Leckerbissen. Oldies von anno dazumal regen tatsächlich zum minutenlangen Verweilen an.
Das Ketten-Karussell dreht sich auch um 22 Uhr noch. Davor steht eine gut gelaunte Frau, Ende 30, mit ihrer Mutter. Ihre beiden Kinder sind die einzigen Fahrgäste.
Etwas benommen und müde kehren die "Kids" zu Mama und Oma zurück. Jetzt will das Quartett den Heimweg antreten. Tagsüber wäre es ihnen hier zu heiß gewesen, erzählt die Mutter.
Jugendliche aus Miltenberg und Umgebung zieht es im Eiltempo zum Autoscooter. Sie genießen noch den Urlaub oder die Ferien und werden an diesem Messe-Montagabend noch länger bleiben - wie die meisten jungen Gäste im Festzelt.
Die bekannte Party-Band „Der Spessarträuber und seine Bande“ versucht - meist mit Erfolg - das Dirndl- und Trachten-Publikum auf den Bänken und Tischen gegen 22.30 Uhr noch in Stimmung zu bringen.
Bedienungen warten auf neue Bestellungen. Zwei von ihnen gönnen sich eine kleine Rast zwischen Biertheke und Kasse. „Wir sind seit acht Uhr auf den Beinen!“, erzählt eine routinierte Bedienung.
„Ich freue mich schon auf mein Bett“, antwortet die andere Service-Kraft. „Das geht während der Messe tagein, tagaus so, von der schönen Stadt selbst bekommen wir - wie woanders- so gut wie nichts mit!“, seufzt mit tiefer Stimme und oberbayerischem Akzent ein hinzukommender Ober.
Gegen 23 Uhr leeren sich überall die Bankreihen und Sitzplätze.
„Einer geht noch!“ skandiert ein Trio an der Zelt-Bar.
Für „Frische Mandeln!“ , Popcorn und Lebkuchen-Herzen wirbt ein Schild draußen an einem Süßigkeiten-Stand.
Die Tankstelle hat längst geschlossen. Im Dunkeln finde ich gerade noch mein Auto, das mich schließlich unfallfrei nach Hause bringt.
Etwas unkonzentriert verpasse ich im Erftal die unbeleuchtete Einbiegung über die Brücke nach Pfohlbach. Das ist mir noch nicht passiert! Eine Wendemöglichkeit gibt es erst nach drei Kilometern in Riedern.
Die Minuten des Messe-Montags sind gezählt. „Hast du wenigstens auf der Mess' was gegessen und getrunken?“, fragt mich meine bessere Ehehälfte.
„Nein!“ antworte ich. „ich bin gar nicht dazugekommen!“
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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