BILDER - REPORTAGE: Fast auf Tuchfühlung unterwegs ... Zweiter Messe-Samstag (02.09.2017) in Miltenberg

Original und Bild. Gesehen auf der Mess`
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Impressionen vom vorletzten Messe-Abend.

Es ist Samstagabend um 21.30 Uhr. Ich finde einen Parkplatz  im obersten Stockwerk des Parkhauses nahe der Dreifachturnhalle. 

Ein Dutzend Jugendlicher und junger Erwachsener macht einen Zwischenstopp in der Tankstelle.  Ein Volljähriger besorgt für sich und wohl für seine Clique alkoholische Getränke, Süßigkeiten und Knabbbersachen.

Eine halbe Stunde ist hier der Tank-Shop noch geöffnet. Die Bedienung ist Ende zwanzig und freut sich nach acht Stunden Dauer-Stress auf ihren sicherlich wohlverdienten Feierabend. 

Sie bedient den Kunden vor sich, schaut aber - scannerartig - auch in den Verkaufsraum, dass die grölenden, zum Teil schon alkoholisierten Besucher hier nichts anstellen. Hastig geht zeitgleich ihr Blick nach draußen zu den tankenden PKW-Kunden. Auch hier herrscht Hochbetrieb.

Belagert ist stets der Messe-Grill-Imbiss-Stand nach der Fußgängerampel, die viel zu schnell wieder auf Rot umschaltet.  Nur im Sprint ist die Grün-Phase zu schaffen.

"Essensportionen mit Schaschlik, Grillwurst und Pizzastücken gehen immer - für den großen oder kleinen Hunger!" - berichtet eine Verkäuferin. 

Nebenan sitzen in einem offenen Zelt auf Bänken und an Tischen  meist ältere Gäste. Sie haben wohl vom Trubel und der Enge im Bierzelt genug.

Ein weiterer Grund:  Sie können sich vor dem gerade wieder einsetzenden Regen besser schützen.

Außerdem: Hier kann man sich gut unterhalten.  Man muss sich nicht ständig mit Mimik, Gestik und vorgehaltener Handmuschel am Ohr verständigen.

Ein bärtiger Mann im Trachtenjanker, Ende 50, erzählt  im erweiterten Zuhörerkreis Witze über die Kirchzeller,  Bürger einer Randgemeinde im Odenwald. 

Er hat stets die Lacher auf seiner Seite. Inhaltlich klingt alles nach einem Mix aus Ostfriesen- und Blondinen-Witzen.  Arme Kirchzeller - sie haben es nicht verdient!

In der Nähe gibt es für mich das erste "Bild für Götter". Ein junges, anmutiges Paar sitzt nebenan auf der Mauer. Sie kommen aus Erbach und genießen hier im Trachten-Outfit bei Bier und Brotzeit stillere Momente.

Sie haben noch eine längere Heimfahrt vor sich. Ein Messebesuch in Miltenberg gehöre alljährlich dazu - erzählt der sympathisch, junge Odenwälder. Sein Freundin nickt strahlend und selbstbewusst:  sie trinkt etwas Alkoholfreies und wird wohl durch Wind, Regenwetter und Nacht das Auto heimwärts steuern.

Nach wenigen Minuten und zwei Security-Kontrollen bin ich für eine halbe Stunde im vollkommen überfüllten Festzelt angekommen. 

Episode vorher: Ein junges Mädchen hat mich gebeten, sie mit durch die Passage  zu schleusen. Nach einer Zigarettenpause will sie wieder ins Zelt zu ihren Freundinnen zurück.

"Geht nicht!", sagt einer der Sicherheitsleute. "Fotograf ja, Assistentin muss warten!"

Wenn fünf Leute das Bierzelt verlassen, darf ein Quintett wieder rein. 

Ein Security-Mann fühlt sich durch die ständigen Durchlass-Anfragen  genervt.  Er muss immer wieder die gleichen Argumente aufzählen: "Sicherheit geht vor! " - "Sie können sich da drin kaum bewegen! " -  " Das Zelt ist total überfüllt! " -  "Haben Sie Geduld!" -
"Hier hören Sie auch die Musik!" - Die Luft ist im Freien besser!"

Er übergibt seine Funktion einem nachrückenden Kollegen und läuft Streife mit einem anderen Wachmann. Die  beiden Würzburger freuen sich ebenfalls schon auf Dienstschluss, doch das dauert noch Stunden.

Die tägliche, frühmorgendliche Heimfahrt in ihre rund 80 km entfernten Wohnorte dauere auch noch einmal eine Stunde - erzählen sie, dennoch gefalle beiden ihr Job.

Sie werden ausschlafen bis zum späten Nachmittag, dann kommt wieder die Fahrt nach Miltenberg und der neue Wachdienst startet.

Drinnen gelingen mir einige Schnappschüsse der Gäste. Ich dränge mich als Fotograf nicht auf, man winkt mir zu, Einzelpersonen kommen auf mich zu.

"Wir feiern Geburtstag!", lotst mich ein Mann,  Mitte vierzig, zu seiner Truppe. Ich fototografiere mit Weitwinkel-Objektiv, damit alle Partygäste im Messe-Erinnerungsbild verewigt sind.

Von der angeblichen Superlative-Partyband "Zefix" aus Mittelfranken höre ich nur die Musik, zur Bühne selbst ist kein Durchkommen möglich. "Ein klassisches Flötenkonzert mit disziplinierten, ordentlich auf ihren Plätzen sitzenden Zuhörern wäre mir jetzt lieber!", denke ich.

Endlich bin ich wieder draußen. Viel los ist am Autoscooter, am  Kettenkarussell, an anderen Fahrgeschäften und am Riesenrad.

Mein Freund, ein Künstler aus Kroatien, ist jedes Jahr hier. Er malt gerade ein Doppel-Porträt: die beiden jungen, karikierten Mädchen aus Waldaschaff bei Aschaffenburg sind mit ihrem Bild zufrieden und sind schon wieder mit ihrer mütterlichen Begleitung verschwunden.

Das Trio entschwebt per Riesenrad-Kabine in andere Gefilde zwischen Himmel und Erde, vom Licht in den dunklen Abendhimmel.

Schnell geht's am stark frequentierten Weindorf vorbei: überall sieht und trifft man bekannte Gesichter. Eine Kollegin winkt mir zu und schon ist sie in der Menge untergetaucht.

Unterwegs treffe ich afghanische Jugendliche:  sie kenne ich beruflich seit zwei Jahren.  Hier in Deutschland fühlen sie sich wohl und erzählen stolz von ihrem Berufsstart vor wenigen Tagen.  Ein Foto von und mit ihnen ist obligatorisch. Ich verspreche, es ihnen zuzuschicken.

In aller Ruhe bestelle ich an einem Süßigkeitenstand noch drei Mitbringsel für Zuhause: Popcorn, gebrannte Mandeln und gezuckerte Nüsse.

Mein Auto wartet.  Heimwärts begleiten mich wohltuende CD-Melodien  von Albinoni, Corelli & Co.  -  große Meister des italienischen Barock.  Mein Gehör erholt sich zunehmend.

Am frühen Sonntagmorgen sinke ich reich an Messe-Eindrücken ins ersehnte Bett. Nach wenigen Stunden wartet der letzte Messetag.

Weitere Bilder und Informationen sind in Vorbereitung.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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