MMM 2019
Auf zur Miltenberger Michaelismesse 2019 - Teil II: Messe, Messerecht und Märkte in Miltenberg
„ Heut ist Markt! So viel Leut’ auf der Straß’ “.
Miltenberg profitierte einst von der großen Wirtschaftskraft des Bronnbacher Zisterszienserklosters im Taubertal.
Die Michaelismesse in Miltenberg ist einzigartig wie die Geschichte der Stadt am Main selbst - das betonen nicht nur Regional-Historiker, örtliche Politiker und Lokal-Patrioten.
Messe, Messerecht und Märkte in Miltenberg stehen in der Tat in enger Verbindung und geben Aufschluss über die frühere und gegenwärtige Festkultur.
Ohne Frage hatten einst der Adel und die Städte selbst sich mit ihren Festformen auch auf die Dörfer und das Land ausgewirkt.
Ebenso gingen kirchliche und wirtschaftliche Traditionen enge Verbindungen ein: Märkte siedelten sich an herausgehobenen Terminen des Kirchenjahres an und wurden so in ihrer Benennung selbst oft zur „Messe“.
Kirchweih und Markt gestalteten sich zu verweltlichten festlichen Ereignissen.
Was sind Märkte?
Jeder Markt hat bekanntlich seine eigene, mindestens in seinen Anfängen oft unbekannte Geschichte. Sie begann meist mit der Verleihung des Marktrechtes, das vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert vergeben wurde.
Mancherorts ist der Markt heute zur Vergnügungs-Veranstaltung mit Karussell, Fahrgeschäften und Rummelplatz geworden.
Es gibt Märkte in Städten - wie in Miltenberg - und Märkte in Marktflecken. Es gibt aber auch andere Märkte, die auf freiem Feld gehalten werden.
Zu den wichtigsten Funktionen des Marktes gehört der Verkauf von Waren und Tieren. Die Kram-Märkte haben in der Neuzeit wieder an Beliebtheit gewonnen.
Wer als Kunde zum Markt ging, der hatte meist mehr im Sinn, als nur einen Eimer, einen Hut oder günstige Gewürze zu kaufen.
Er wollte Bekannte treffen, außerdem essen und trinken, außerdem Vergnügen haben und Unterhaltung genießen. Ein größerer Markt war immer auch ein Fest und es ist es heute noch.
Insbesondere die Mischung aus Verkaufs- und Vergnügungsangelegenheit ist - wie in Miltenberg - oft auch überall anzutreffen.
Anfang des 13. Jahrhunderts herrschte in Miltenberg bereits ein intaktes Marktleben. Hier gab es eine Zollstation für den Durchgangsverkehr unterhalb der Mildenburg. In Urkunden wird auch ein Fischverkaufszoll genannt.
Spätestens 1237 wurde Miltenberg zur Stadt erhoben. Initiator war der damalige, für das Gebiet zuständige Mainzer Erzbischof Siegfried III., der auch den hier neu errichteten Bronnbacher Klosterhof stiftete und förderte.
Die junge Stadt Miltenberg profitierte von der großen Wirtschaftskraft des Zisterszienserklosters im Taubertal. Die klösterlichen Agrarprodukte stellten dabei ein beachtliches Marktreservoir dar.
So hat man nachgewiesen, dass der Miltenberger Hof des Klosters Bronnbach unweit des Mainhafens lag, an der günstigsten Stelle des damals jüngsten Gemeinwesens Miltenberg. Vor dem Hof lag das Zolltor. Somit wurde die Stadt auch Zollstätte und das gilt als deutlicher Hinweis auf die steigende Popularität der Stadt.
Für die wirtschaftliche Bedeutung und politische Entwicklung des Miltenberger Raumes waren alte Fernverkehrswege ebenso entscheidend wie die verkehrsgünstige und strategische Lage am Main zwischen der Mündung von Erf und Mud.
Unter diesen Voraussetzungen entstand in Miltenberg ein Markt zunächst wohl als eine Art Verkaufs-Umschlagplatz, hauptsächlich von landwirtschaftlichen Produkten.
Dann dürfte im Laufe der Jahrhunderte der Wochen- oder Sonntagsmarkt aufgekommen sein.
Er diente sicherlich zur Befriedigung der täglichen Bedürfnisse, zum Tausch von Naturalien sowie dem Verkauf ländlicher Erzeugnisse sowie den Ankauf gewerblicher Produkte. Als Besucher dieser Wochenmärkte können wir sicherlich die Bevölkerung der umliegenden Orte vermuten.
Allmählich gab es auch den traditionellen Jahrmarkt, abgehalten am Namenstag eines Kirchenheiligen neben den kirchlichen Hauptfesten, der Kirchweih oder Kirmes und dem Patronatsfest .
Dieser Jahrmarkt war ein Hauptereignis im Gemeinschaftsleben einer Stadt oder Gemeinde. Der Marktfriede erstreckte sich über die ganze Dauer der eintägigen bis einwöchigen Veranstaltung .
Der Zustrom zum Jahrmarkt war früher ganz gewaltig. Die meisten Bürger und Bewohner aus dem Umland waren auf den Beinen.
Händler und Handwerker aus nah und fern hatten sich eingefunden. Als Verkaufsgüter werden in Schriftstücken vor allem Brot, Fleisch, Leder und besondere Schuhe genannt. Natürlich waren auch andere Waren, sei es auf dem Markt oder in der Stadt, zu erhalten.
Bei solchen Jahrmärkten gab es Tanzveranstaltungen, zu den sich die die Jugend von nah und fern einfand. Unverkennbar wird hiermit auch die soziale Bedeutung solcher Märkte deutlich.
Viele Märkte waren also nicht nur ein Kram- und Viehmarkt, sondern auch etwas wie ein Anlass zu „Heiratsvermittlung“.
Viele ältere Leute erinnern sich, dass dieses oder jenes Paar sich auf einem dieser Märkte kennengelernt habe.
Von noch größerer Bedeutung aber war, dass die Jugendlichen früher durch einen Marktbesuch die seltene Gelegenheit erhielten, Altersgenossen aus entfernteren Dörfern kennenzulernen.
Dass sich aus diesen Bekanntschaften in diesem besonderen Umfeld auch feste Beziehungen entwickelten, war wohl die eine logische Konsequenz.
Die Markt-Entwicklung hat auch in den letzten Jahrzehnten noch recht bedeutende Änderungen erfahren.
Heute sind viele besondere Märkte wahre Volksaufläufe. Für viele ist der Kauf lebensnotwendiger Gebrauchsartikel nur Anlass. Motivation ist nach wie vor der soziale Kontakt, der Wunsch nach Begegnung - wie vor dreißig, vierzig Jahren.
Gegenwärtig werden potentielle Marktbesucher oft durch eine strikte Arbeitsverpflichtung abgehalten.
Was bleibt, ist aber der nach Angebot und Nachfrage ausgerichtete Markt, der sich in das ausgeprägte Konsumverhalten der Kunden einordnet.
Und diese Einordnung gliedert sich in ein Kaufverhalten ein, das durch Mobilität, Werbeüberflutung und Konsumdenken geprägt ist.
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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