Bildergalerie und Essay
Auf Pfingsten zu.
Juni-Eindrücke in Franken und Nordbaden.
Nächtliche Kälte adé, Wärme willkommen“.
"Pfingsten, das liebliche Fest"
Pfingsten: Ein Fest des Grünens und Blühens – voller Lebensfreude.
„Christi Himmelfahrt und zehn Tage später Pfingsten waren früher in den 1960 /70 er Jahren schöne Festtage!“, erinnert sich ein älterer Herr aus der Region.
„Sie fielen meist in die Zeit der schweren Bracharbeit. Da kamen der doppelte, oft sonnige Pfingstfeiertag besonders gelegen“ - weiß der einstige Landwirt zu berichten.
Pfingsten - das waren auch früher schon zwei Wochen erholsame Ferien und freie Tage für Schülerinnen und Schüler. Endlich konnte man seine Lieblings-Lektüre lesen oder sich mit Freunden fern aller unterrichtlicher Verpflichtungen treffen.
Gekommen war nun auch wieder die Zeit für kleine Radausflüge zu Nachbarorten oder in die nähere Umgebung. Im Wald oder in Hecken bauten sich manche Kinder Unterschlüpfe, Biwaks und Baumhäuser.
Aber auch das Lernen für die letzten Schulaufgaben nach den Pfingstferien durfte nicht vernachlässigt werden.
Birkenreisig wurde aus den nahen Wäldern als Schmuck für Haus, Hof und Kirche geholt.
Junge Burschen steckten am Pfingstsonntag-Morgen Birken an die Haustüre, vor das Fenster oder in den Schlot des Gebäudes, wo ihre „Angebetete“ wohnte. Meist fand das still und möglichst unauffällig statt, wenn das ganze Dorf schon oder noch schlief.
Hatte sich ein Mädchen vorangegangenen Kontakt- und Annäherungsversuchen sehr abgeneigt gezeigt, so fand sie am ersten Pfingstfeiertag-Morgen vereinzelt auch einen Schandmaien vor, das heißt: man steckte ihr einen Besen aufs Dach.
Auch anderer Schabernack wurde in der Pfingstnacht angestellt: einem unsympathischen Nachbarn hebelten manche dreiste Jugendliche die Gartentür aus, ein Holzstoß vor der Scheune wurde umgeworfen oder Haustüren „mauerte“ man mit Reisig oder Holzscheiten zu.
Kirchlich gesehen bildete Pfingsten neben Weihnachten und Ostern ein weiteres Hauptfest im Jahr.
„Das Pfingstfest gedenkt der Herabkunft und Ausgießen des heiligen Geistes über die mit Maria versammelten Apostel.“ - So heißt es in einem alten Religionsbuch der Grundschule.
In mittelalterlichen Buchmalereien schweben am Pfingsttag Flammenzeichen und Strahlen über ihren Häuptern. In Form einer Taube senkt sich der Heilige Geist nieder.
Wundersames geschah schon am ersten Pfingstfest:
Feuer fiel vom Himmel und rührte die Herzen an.
Pfingsten heute ist ein bedeutungsvolles Fest der Kirche geblieben. „Es ruft die Menschen zu einem Leben für die Welt und für die Mitmenschen auf!“ - kommentiert ein hiesiger Geistlicher das aktuelle Fest.
Pfingsten meine, dass wirkliche Verständigung unter den Menschen verschiedener Rassen, Klassen und Religionen auf Dauer nur möglich sei, wenn zwischen den Menschen der Geist der Verständigung, des Friedens, der Geist Gottes herrsche.
Für uns alle ist Pfingsten auch ein Fest des Wiedererwachens der Natur, ein Fest des Grünen und Blühens und damit - trotz allmählich abschwächender Pandemie - auch ein Fest der Lebensfreude.
Das Pfingstfest steht an der Wende vom Auswärts zum Sommer. Der Winter ist fast überwunden, obwohl die Kälte immer noch nach den Eisheiligen spürbar war.
„Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden!“ heißt es poetisch.
Der Pfingstvogel, der Pirol, flötet im fast vollerblühten Kastanienbaum. Die alten Fliederbüsche rings um den Würzgarten duften betäubend und die Pfingstrosen, auch Päonien genannt, zeigen nuancenreich ihr strahlendes Gesicht.
Unser deutscher Dichter Wolfgang von Goethe hat Pfingsten als „das liebliche Fest“ bezeichnet. Es ist inzwischen zu einem geflügelten Wort geworden und dieses sicherlich mit Recht.
Pfingsten ist wie kein anderes Fest des Kalenderjahres liebreich schon um des Zeitpunktes willen, an dem es bereits bei unseren Altvorderen mitten in der Frühjahrspracht der Natur gefeiert wurde.
Der Gelehrte Wilhelm von Humboldt kennzeichnet das Pfingstfest so:
„Pfingsten ist mir eigentlich das liebste unter den großen Festen. Seine heilige Bedeutung, das Herabsteigen göttlicher Kraft auf menschliche Wesen, hat etwas zugleich Tröstendes und Erhebendes, das doch nicht über der Fassungskraft unseres Geistes liegt, da man wohl zu begreifen vermag, wie sich Göttliches und Menschliches mischt. Irdisch genommen aber ist es ein gar liebliches Fest, weil es den Winter recht eigentlich beschließt und man nun dem heiteren Sommer entgegengeht“.
Weitere Bilder und Informationen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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