Auf in den Mai - Teil 3

Erbach: Blick von einem Café zum Schlosspark.
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„Sieh, das Gute liegt so nah“:

Im einladenden Odenwald, der stillen Schönheit vor der Haustüre, sind Erlebnisse für jung und alt garantiert

„Der Odenwald ist für mich die stille Schönheit vor meiner Haustüre, betont der 69-jährige Kurt Fritz aus Hettigenbeuren. Das heimatliche Mittelgebirge sei für ihn nicht so vordergründig und offensichtlich wie andere süddeutsche Urlaubslandschaften, zum Beispiel der Schwarzwald, die Alpenregion oder der Bayerische Wald. Für den gebürtigen Mannheimer gelte der Odenwald sozusagen eine als eine Schönheit auf den zweiten Blick, als eine liebliche Gegend, die man leicht übersehen kann, die aber dennoch ihre besonderen Reize hat.

Nicht nur ihm, sondern auch der 17-jährigen Selina Utz auch Eichenbühl-Heppdiel, gefallen am Odenwald der Wechsel von Wald, Wiesen, Weiden und Wasser. Viel Vergnügen bereiten ihr die Laubwälder im Wechsel der Jahreszeiten, die stillen Flusstäler sowie die überproportional vielen Burgen und die romantischen, mittelalterlichen Städtchen mit kopfsteingepflasterten Gassen und alten Fachwerkhäusern zwischen Heidelberg, Miltenberg, Wertheim und Michelstadt.

Motorradfahrer dagegen schätzen die Region zwischen Bergstraße, Neckar und Maintal wohl eher aufgrund ihrer kurvigen Straßen und steilen Tal-Einschnitte, die ihnen viel Professionalität abverlangen, aber auch ein erstklassiges Revier für Sightseeing-Touren und Biker-Treffs darstellen, zum Beispiel am Marbach-Stausee (mit einer großen Motorrad-Ausstellung).

Eine beliebte Tour durch den Odenwald ist die „Siegfriedstraße von Wertheim nach Worms, die Motorradfahrer an vielen Sehenswürdigkeiten im Odenwald vorbeiführt.

Der Odenwald ist ein Mittelgebirge, das sich über Teile von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen erstreckt. Man unterteilt ihn in den (Bunt-)Sandstein-Odenwald und in den Kristallinen Odenwald. Der höchste Berg ist der Katzenbuckel mit 626 Metern und einem Aussichtsturm, von dem man einen wunderschönen Blick auf den Landstrich hat.

Egal ob zu Fuß, per Rad oder Pkw: Touristen und Naherholungssuchende freuen sich im Odenwald auf ganzheitliche Erlebnisse mit kulturellen und kulinarischen Pausen, etwa die beiden 22-jährigen jungen Erwachsenen Franziska Lenhardt und Julian Brose aus Erbach. Sie wohnen seit eineinhalb Jahren im Mümlingtal, der pulsierenden Lebensader im Herzen des hiesigen Mittelgebirges. Wenn es zeitlich möglich ist, ist das junge Paar auf Erkundungssuche von Land und Leuten zwischen Geschichte und Gegenwart. Gerade haben sie an einem warmen April-Sonntagnachmittag die einstige römische Luxusvilla bei Höchst begeistert in Augenschein genommen.

Was ist so faszinierend am Odenwald?

Aktiv im Odenwald

Der Odenwald glänzt förmlich mit vielfältigen Freizeit – und Sportangeboten. Radfahrer und Wanderer sind hier jahrein, jahraus unterwegs auf längeren, flachen Passagen und anspruchsvollen Anstiegen.

Das Gefühl, frei wie ein Vogel durch die Lüfte schweben zu können, erfahren die Gleitschirm-, Drachen- und Segelflieger im Odenwald, beispielsweise in Weinheim, Birkenau, Michelstadt-Vielbrunn oder in Walldürn.

Hoch hinaus kommen auch die Kletterer im Odenwald: Drei Kletterparks in Mudau-Steinbach, Würzberg und Darmstadt erlauben, gut gesichert, ein annähernd alpines Klettergefühl weit über dem Boden, über lange Seile, wippende Bretter und Reifen. Stillgelegte Steinbrüche in Breuberg-Hainstadt sowie in Heubach bei Großumstadt sind eine besondere Herausforderung für einheimische Kletterer.

Bekanntlich ist der Odenwald Pferdeland. Pferdeliebhaber und Reitsport-Fans werden sich hier bald wohlfühlen. Sogar ein mehrtägiges Wanderreiten durch Felder und Wälder ist im Angebot von derzeit 18 Reiterhöfen. Außerdem gibt es hier Reiterferien, Ranch-Aufenthalte, Planwagenfahrten, Reitturniere und beispielsweise einen Pferdemarkt in Beerfelden.

Vor allem Wanderer kommen im Odenwald auf ihre Kosten. 20 regionale Freizeitkarten im Maßstab 1: 20 000 sind ideale Begleiter bei Wanderungen und Radtouren im Odenwald und an der Bergstraße. Der Wanderlust sind somit keine Grenzen gesetzt. Diverse Routen erschließen die einladende Region über Stock und Stein, Berg und Tal.

Der 132 km lange Alemannenweg führt über mehrere Tage zu imposanten Schlössern, schönen Fachwerkstädtchen und stattlichen Burgen (z.B. Schloss Reichenberg, Burg Frankenstein, oder Michelstadt).

Ebenso abwechslungsreich und 124 km lang ist der sogenannte Nibelungensteig zwischen Zwingenberg an der Bergstraße und Freudenberg am Main. Beide Wanderrouten sind deutschlandweit prämierte Wegstrecken und „Highlights“ im Odenwald.

Als romantisch gilt der Neckarsteig (126 km) zwischen Heidelberg und Bad Wimpfen, insbesondere durch die Margaretenschlucht bei Neckargerach.

Als „ein Fest mit allen Sinnen“ beschreiben Wanderer den Blütenweg an der Bergstraße (80 km), der jetzt im Frühling seinen Namen alle Ehre macht. Der mit einem gelben „B“ bezeichnete Fernwanderweg führt von Darmstadt-Eberstadt bis nach Wiesloch, vorbei an blühenden Kirsch-, Pfirsich, Mandelbäumen, Magnolien und Forsythien, die durch das relativ milden Klima früh erwachen.

Parallel zum Blütenweg gibt es oberhalb im Wald den 85 km langen Burgenweg an der Bergsraße entlang, wo auch Schlösser und Ruinen für kurzweilige Etappenziele sorgen. Empfehlenswerter Start ist die Burg Frankenstein in Darmstadt, Ziel das Heidelberger Schloss.

Viel los ist am 1. Mai bei der traditionellen Weinlagen-Wanderung, wenn für Gaumenfreunde die Winzer der hessischen Bergstraße ihre Weine zum Probieren anbieten.

Essen und Trinken


Im Odenwald und an der Bergstraße ist die
deftige Küche beheimatet. Da gibt es Schnitzel, Bratwurst, Braten und andere Spezialitäten als badische, südhessische oder bayerische Variante in Hülle und Fülle.
Hinzu kommt natürlich der Kochkäse, in herkömmlicher Weise mit frischem Brot oder zünftig zum Schnitzel gereicht.
Regionaler Apfelsaft und -wein runden fast obligatorisch das Odenwälder Menü ab. Übrigens: Der Apfelwein – das klassische „Stöffsche“ – keltert man aus verschiedenen Apfelsorten.

Hiesige Brennereien verarbeiten das Obst der regionalen Streuobstwiesen zu qualitätsvollen Edelbränden. Reich ist die Palette mit feinem Himbeergeist, sowie kräftigen Zwetschgen-, Mirabellen und Waldkirschbränden.

Vielfältig sind die frischen regionalen Produkte, die oft vor Ort beim Erzeuger vermarktet werden wie Weinbrände, Weinberg-Schnecken, Forellen, Wurst, Gemüse, Obst, Käser, Honig, Nudeln oder Grünkern. Außerdem gibt es im Laufe des Jahres köstliche saisonale Schlemmereien: zum Beispiel Lamm-, Spargel, Grünkern-, Wild- und Kartoffelwochen.

Wohl fühlen sich die Weinreben an der milden Bergstraße. Weiß- und Grauburgunder, Silvaner, Rivaner und Riesling gedeihen prächtig im hessischen und badischen Teil, ebenso Rotweine wie Spätburgunder, St. Laurent und Dornfelder.

Rustikale Weingüter, und gemütliche Weinstuben laden an der Bergstraße zum Einkehren und Probieren ein.

Wer aber lieber Bier mag, für den sind die Brauereien, und angeschlossenen Gaststätten in Heidelberg, Darmstadt, Michelstadt und in Mossautal ein Muss. Bier gibt es hier als süffiges Pils, Märzen, Weizen, Bock und Landbier.

Familienurlaub

Sehr beliebt sind im Odenwald insbesondere für Familien der Urlaub auf dem Bauernhof, ferner Reiterferien und der Besuch von Wildparks (z.B. in im Erbacher Brudergrund, im Englischen Garten in Eulbach, im Überwald bei Wald-Michelbach und im Erlenbacher Bergtierpark).

Feste und Feiern

Gefeiert wird im Odenwald und an der Bergstraße gern und zu jeder Jahreszeit. Nicht nur attraktive saisonale Märkte, sondern auch Volksfeste und Open-Air-Festivals ziehen Tausende von Besucher aus dem Dreiländereck an. Als größtes Volksfest im Odenwald gilt das Erbacher Wiesenfest Ende Juni. „Finki“ ist die Kurzformel für das Finkenbacher Krautrock-Festival (Mitte August), der älteste Musik-Event nicht nur im Beerfelder Land.

Zehn Reise-Highlights im Odenwald

1. Das Odenwälder Freilandmuseum liegt im Walldürner Ortsteil Gottersdorf umfasst 16 Gebäude aus der Region Odenwald und Bauland mit Bauernhäusern, Gärten und Grünkern-Darren.

2. Die Barockstadt Amorbach gilt als architektonisches „Schmuckkästchen“. Sie hat verwinkelte Gassen, romantisch anmutende Fachwerkhäuser, ein historisches Rathaus und zwei sehenswerte Kirchen. Von weitem grüßt die Gotthardsruine.

3. Eine der schönsten Schau-Höhlen Deutschlands ist die 600 Meter lange rund zwei Millionen Jahre alte Eberstadter Tropfsteinhöhle bei Buchen.

4. Einen Rundgang lohnt die Michelstadter Altstadt mit ihrem spätgotischen weltweit bekannten Rathaus, den filigranen Fachwerkhäusern, dem Diebsturm und der Burgkellerei.

5. Zentrum der deutschen Elfenbein-Schnitzerei ist die Kreisstadt Erbach. Über weithin bekannte Sammlungen verfügt das Schloss. Sehenswert ist hier auch das größte Elfenbeinmuseum der Welt.

6. Die Villa Haselburg ist heute ein Freilichtmuseum, früher stand hier die römische Villa rustica, im Volksmund Haselburg genannt. Es ist die bislang größte, weit und breit bekannteste erforschte Ausgrabungs-Anlage in Hessen.

7. Die Burg Breuberg gilt als eine der eindrucksvollsten Burg-Anlagen – nicht nur in Südhessen. Sie verfügt über einen 25 Meter hohen Bergfried aus der Stauferzeit und gut erhaltene Bauten aus der Gotik und Renaissance als einstiger Mittelpunkt und Residenz der Herrschaft Breuberg.

8. Gesehen haben sollte auch die Veste Otzberg: auf einem erloschenen Vulkan befindet sich diese imposante Festung in exponierter Position.

9. Schloss Lichtenberg: Schon weitem kann man dieses architektonisch einmalige Schloss aus der Zeit der Renaissance erkennen: es wurde von Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt auf den Grundmauern einer Burg erbaut – und zwar als Witwensitz.

10. Schon die Römer kannten das Felsenmeer bei Reichenbach: es ist eine riesige, vor 340 Millionen Jahren entstandene Quarzdiorit-Felsenlandschaft, einst genutzt zur Steingewinnung, heute ein gern besuchtes Naturdenkmal.

Fazit:

„Wie herrlich leuchtet mir die Natur“ Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur“ So spricht Johann Wolfgang von Goethe in seinem Mailied.

Es ist auch für uns heute eine Aufforderung hinaus in die Natur zu gehen: zum Wandern im farbenfrohen Odenwald!

Unsere Region ist – nicht nur jetzt im Frühling ein wunderbares Land. Einheimische und Besucher unserer Region mögen den sanften Einklang mit der Natur, sie erleben Einblicke in Feld und Wald und begeistern sich für sportliche Aktivitäten und Outdoor-Aktivitäten im Grünen.

Manchmal liegt das Glück nämlich nur ein paar Schritte vor der Haustüre oder eine kurze Radtour entfernt. „Willst du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!“ Das erkannte schließlich schon unser Dichterfürst Goethe.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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