Bildergalerie und Essay.
„An Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt“
Altehrwürdiges Marienfest am achten September
Ende des Frauendreißigers - Endgültiger Herbstanfang
Anfang September feierten früher unsere Vorfahren ein volkstümliches Fest: Mariä Geburt.
Das Geburtsfest der Gottesmutter entstand im sechsten Jahrhundert in der Ostkirche. Um 700 ist es auch im Abendland, zunächst in Rom, nachgewiesen.
Lichterprozessionen zu Ehren Marias gab es dann ab dem Mittelalter am 8. September überall in der westlichen Kirche.
Populäres Bildthema
Beliebt war das Bildthema von Maria Geburt bei vielen Künstlern, zum Beispiel bei Altdorfer und Giotto - zunächst in einem sakralen Innenraum, dann genrehaft mit einer zeitgenössischen Wochenstube und später festlich-feierlich.
Die Wöchnerin Anna - als ältere Frau dargestellt - ruht auf einer Liegestatt. Frauen reichen ihr Geschenke und Speisen. Eine Hebamme und weitere Frauen bereiten das Bad für das Kind Maria vor. Besucherinnen bekommen bei Albrecht Dürer sogar einen Willkommenstrunk.
Majestätisch Engel steigen vom geöffneten Himmel herab ( de Sartos ).
Termin für die Winter-Aussaat
Im Volksmund heiß der Festtag Mariä Geburt auch „Kleiner Frauentag“ im Unterschied zum „Großen Frauentag“ an Mariä Himmelfahrt am 15. August.
Eine andere Bezeichnung war „Unsere Frau in der Saat“ als Anspielung an die Aussaat des Winterkorns. Bauernregeln nehmen hierfür Bezug, beispielsweise:
- „Mariä gebor’n / Bauer sä Weiz' und Korn“ oder
- „Nach Mariä Geburtstag, /der Sämann nicht mehr warten mag.“
Segensreicher Frauendreißiger
In der Zeit zwischen dem 15. August und dem 15. September liegt der sogenannte Frauendreißiger. Es ist eine Zeitspanne, in der die Natur dem Menschen besonders freundlich gesinnt sein soll und wo die Landleute sagen, dass ein dreifacher Segen auf Tier und Pflanze ruhen.
Nutzpflanzen und Heilkräuter etwa sollen nach Meinung früherer Generationen in dieser Zeit wirksamer als sonst sein.
„Der Septembers ist der Mai des Herbstes“
Besondere Wallfahrtstraditionen, Patrozinien und Kirchweihtermine gibt es um diese Zeit für Mariä Schneeberg im Landkreis Miltenberg, Heilig-Blut in Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis), Mariä Glosberg im Frankenwald (Landkreis Kronach) oder nach Vierzehnheiligen (Landkreis Lichtenfels).
Gekommen ist jetzt auch die Zeit, wo sich Schwalben und andere Zugvögel sammeln und bald in Scharen gen Süden ziehen:
- „Mariä Geburt / ziehen die Schwalben furt“ oder
- „An Maria Geburt, nimmt die Schwalb’ den Reisgurt!“
In manchem Jahr wirkt die Luft im September noch so klar und blauseiden wie ein Frühlingshimmel, dann gilt:
- „Der Septembers ist der Mai des Herbstes“ oder
- „Durch Septembers heiteren Blick schaut nochmals der Mai zurück.“
Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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