Riesiger Ringwall, römische Schanze, reichlich Rudimente, rasantes Rettungssystem
Am Miltenberger Greinberg unterwegs
Impressionen von einer österlichen Wanderung im Greinberg-Waldgebiet am 22. April 2019.
Das sonnige Wetter lädt zum Wandern ein. Ziel ist der Greinberg bei Miltenberg-Monbrunn.
Vom Rastplatz an der oberen Bushaltestelle in Monbrunn geht es an einem quirligen Hühner-Freigehege vorbei zum reich beschilderten Wald, wo sich viele Wander-Wege kreuzen.
Die Tiere haben viel Auslauf und entdecken immer wieder etwas Neues im Gras. Nachts sind sie geschützt in ihrem Stall, denn trotz Zaunsicherung dürften nächtlich vorbeistreifende Füchse hier immer wieder für Aufregung unter den gefiederten Tieren sorgen.
Der Frühlingswald mit seinem nuancenreichen Grün wirkt erfrischend. Ein zugiger Höhenwind zwischen den Gehöften und dem ersten Waldstück hat sich in entschleunigte, gemäßigte Luftwirbel verwandelt.
Viel Holz ist hier geschlagen und abtransportiert worden: große und kleine Felsblöcke liegen frei auf dem Waldboden. Manche Buntsandsteine und Baumstöcke
sind so stark bemoost, dass man sie nicht voneinander unterscheiden kann.
Liebevoll haben Kinder mit ihren Eltern bei einem Familienausflug am Wegrand Steine übereinander geschichtet: die steinernen „Pyramiden“, „Säulen“ und „Obeliske“ wirken wie kleine, aber sensible Kunstwerke. Selbst die Wildtiere scheinen sie zu meiden.
Schneller als gedacht kommt man zum Ringwall und zu seinen alten, historischen Befestigungen: wenn Steine erzählen könnten ...
Doch die Gegenwart ist um so präsenter: neuzeitliche Wildschweinspuren gibt es allerorten.
Die ehrgeizigen Mountainbiker, die auf dem Weg zu ihrem Kelten-Trail sind, haben leichtes Spiel auf dem geschotterten Weg in der einstigen Römerschanze. Probleme gibt es aber dort, wo die Wildschweine auf den schmalen Pfaden wüteten.
Der Rasen ist aufgeschlitzt. Ans Tageslicht gekommene Steine liegen überall verstreut und es riecht permanent nach Wildschweinen im undurchsichtigen Dickicht. Schnell geht es weiter!
Ein maroder Hochsitz älteren Datums nebenan freut sich auf eine Ablösung, der ausrangierte Bürostuhl auf dem Waldboden hat hier eigentlich nichts (mehr) zu suchen.
Die verwitterten Informationstafeln am Ringwall und an der Fundstelle des ominösen Teutonensteins müssten auch erneuert werden und die letztere geschichtliche Anlage sollte besser vor Wildtieren geschützt werden
Wo ist der einstige Merkur-Tempel? Kein Hinweis verrät den einstigen römischen Standort. Vielleicht stand das Händler-Heiligtum an exponierter Stelle, doch da ist gegnwärtig viel Dickicht und großes Durcheinander.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz am Monbrunner Ortseingang freuen sich vier Einheimische über ein kurzes Gespräch mit mir und meiner interessierten Begleiterin. Doch Kaffee und Kuchen warten daheim.
Die Osterfeiertage neigen sich ihrem Ende entgegen, der Abend und der Alltag kommen schneller als erwartet.
Historischer Hintergrund:
Schon die Menschen der Vor- und Frühgeschichte erkannten die strategische Bedeutung des Engpasses am Mainknie zwischen Odenwald und Spessart und errichteten mächtige Ringwälle auf dem Greinberg (Ringwall Greinberg) oberhalb Miltenbergs und auf dem Bürgstadter Berg (Ringwall Bürgstadter Berg).
Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, um 155 n. Chr. schlossen die Römer hier den fast schnurgerade nach Süden verlaufenden „vorderen Limes“ an den Main an.
In der Nähe des heutigen Miltenbergs stieß der Limes auf den Main, der ab hier weiter nordwärts eine natürlichen Grenze des Römischen Reiches nach Germanien hin wurde.
Heute befinden sich die Überreste zweier römischer Kastelle zwischen Miltenberg und Kleinheubach (Kastell Miltenberg-Altstadt) sowie zwischen Miltenberg und Bürgstadt (Kastell Miltenberg-Ost).
Der Ringwall Greinberg, auch Römerschanze genannt, gilt als eine abgegangene vorgeschichtliche Ringwallanlage auf etwa 430 m Höhe um den Gipfel des 452 m hohen Greinbergs über dem Maintal. Das sind rund 1200 Meter östlich der Kirche in Breitendiel, einem heutigen Stadtteil von Miltenberg.
Auf dem strategisch günstig über dem Maintal gelegenen Greinberg errichteten die Kelten eine Ringwallanlage von der nur noch ein drei Kilometer langer Wall und Grabenreste erhalten sind. Hier huldigten die Römer dem Gott Merkur.
Eindrucksvolle Funde dazu befinden sich im Museum der Stadt Miltenberg.
Roland Schönmüller
Bild 1: Die Mountainbiker, die im Greinberg-Wald auf dem Weg zu ihrem Kelten-Trail sind, haben leichtes Spiel auf dem geschotterten Weg in der einstigen Römerschanze. Probleme gibt es aber dort, wo die Wildschweine auf den schmalen Pfaden wüteten. Foto Roland Schönmüller
Bild 2 /3: Keltentrail und Keltensteig. Am Ostermontagnachmittag verunglückte ein Mountainbike-Fahrer im Greinberg-Wald zwischen Miltenberg und Monbrunn unweit von der bayerisch-badischen Landesgrenze. Notarzt, Rettungswagen und Bergwacht konnten dank des im Herbst 2018 geschaffenen Informationssystems schnell an Ort und Stelle kommen und helfen. Foto Roland Schönmüller
Weitere Bilder und Anmerkungen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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