Beitrag 5 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Altäre und Altaristen in Miltenberg
Um 1500 ist Miltenberg mit rund 2.000 Einwohnern keine Kleinstadt, sondern eine Mittelstadt. Zum Vergleich: 1500 hat die Reichsstadt Frankfurt nur 12.000 und die Residenzstadt Würzburg 10.000 Einwohner. Man fragt sich, warum hat Miltenberg keine eigene Pfarrei, sondern ist als letzte von mehreren Bürgstadter Filialen immer noch nicht selbständig.
Dompropst und das Mainzer Domkapitel hatten die Patronatsrechte in Bürgstadt und wollten die große und einträgliche Filiale nicht verlieren. Außerdem mangelte es der Stadt nicht an Geistlichen. Dafür hatten im 14. Jahrhundert die Bürger mit frommen Stiftungen gesorgt. Das im Archiv von St.Jakobus liegende Statutenbuch der Stadt Miltenberg gibt darüber Auskunft, dass die Stadt die Pfründen von 11 Altären zu vergeben hat. Die von der Stadtführung erkorenen Kandidaten mussten sich vom Dompropst bestätigen lassen. Es fällt auf, dass viele Bürgersöhne darunter sind.
Von den 11 Altären wurden 6 zwischen 1380 und 1390 gestiftet. Deshalb vermutet man in diesen Jahren einen Neu- oder größeren Umbau von St.Jakobus.
Der früheste Beleg für eine Stiftung stammt aus dem Jahr 1328 und wurde für einen Altar ausgestellt, der den Heiligen St.Nikolaus, St. Leonhard und St. Katharina geweiht war. Gestiftet wird eine tägliche Frühmesse, die der Altarist lesen soll „wanne die Sonne ist uffgangen“. Der Priester soll qualifiziert sein, die Messe persönlich halten und „hie zu Miltenberg sitzen huselich“. Ist er krank muss er auf eigene Kosten Ersatz stellen. Der für St.Jakobus zuständige Pfarrer kann ihn bei Bedarf wie einen Kaplan für alle seelsorgerischen Aufgaben einsetzen. Tut er das nicht, ziehen die Gotteshausmeister seine Einkünfte ein. Das sind die beiden bürgerlichen Kontrolleure der Altaristen.
1384 hat man den St.Stephans-, Blasius-, Sebastian-,Margarethe-, Agnes-Altar und den St.Nikolausaltar an denselben Altaristen vergeben. Er soll deshalb zu weiteren Aufgaben herangezogen werden können, die spezifiziert sind: Vom Messe halten, über die Stundengebete bis hin zur letzten Ölung und Beichte hören. Die Gebühren darf er behalten.
Die 11 Altäre waren insgesamt 23 Heiligen geweiht. Hinzu kamen zwei Altäre für alle 12 Apostel und die 10.000 Märtyrer am St.Jost Altar. Der Mutter Maria waren drei Altäre geweiht. Man wollte möglichst viele Fürsprecher für das Leben nach dem Tode haben. Später hat man auch die Altäre der Kapelle Maria uff den Staffeln, der Spitalkapelle und der Laurentiuskapelle mit einbezogen.
In St.Jakobus standen die meisten Altäre auf der Mainseite.
Ein Dienstplan des Mainzer Generalvikars für St.Jakobus vom 14. September 1418 sah von Montag bis Samstag 33 Messen vor. Dazu sind wöchentlich 3 Messen in der Spitalkapelle zu lesen. Alle Altaristen haben sonntags am Amt teilzunehmen.
Die Zahl der Messen wird nicht erstaunen, wenn man erfährt, dass an der Schlosskirche Wittenbergs nicht weniger als 64 Priester seit 1508 jährlich fast 9.000 Messen feierten.
Der im Statutenbuch nicht aufgeführte Altar Trium Regum wird im Juli 1522 „der newen Pfarr daselbst incorporiert“, um die wirtschaftliche Situation des neuen Pfarrers Magister Johan Karlstadt zu verbessern. Dem stimmen Bürgermeister und Rat zu.
Dass es in Miltenberg viele Beschwerden über Pflichtverletzungen und unwürdigen Lebenswandel der Altaristen gab, unterscheidet die Stadt keineswegs von anderen Städten.
Es ist nicht verwunderlich, dass Amtskeller Friedrich Weygandt, der Stadtrat und große Teile der Bürgerschaft sich durch eine eigene Pfarrei mit einem vom Rat bestimmten Stadtpfarrer wesentlich Verbesserungen versprachen.
Wilhelm Otto Keller
Autor:Cornelius Faust aus Miltenberg |
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