Am Patrozinium des Heiligen Jakobus
65 Jahre Schilling-Geläute und 15 Jahre Vleugels-Orgel gefeiert
„Fest gemauert in der Erden, steht die Form aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden! Frisch, Gesellen, seid zur Hand!“ Ob Friedrich Schillers berühmtes Gedicht „Das Lied von der Glocke“ (1799) im Jahr 1954, dem Entstehungsjahr der Miltenberger Kirchenglocken, Pate stand, ist leider nicht überliefert. Bekannt ist jedoch, dass das sog. „Schilling-Geläute“ (bestehend aus sechs Glocken) in der Glockengießerei von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen und am 25.07.1954, dem Patrozinium des Heiligen Jakobus in der Miltenberger Stadtpfarrkirche zum ersten Mal geläutet hatte. Die „Vleugels-Orgel“, die im Zuge der Kirchenrenovierung 2004 von der Firma Vleugels, Hardheim, mit 2004 Pfeifen erstellt wurde, hat neben einem virtuosen Klang auch einige, nicht alltägliche Register, z.B. „Bieber-Boom“, „Cymbelstern“, „Kuckuck“ und „Nachtigall“ zu bieten. Anlässlich des 65. Geburtstags der Miltenberger Kirchenglocken und des 15. Geburtstags der „Vleugels-Orgel“ fand am Abend des 25.07.2019 ein Glocken- und Orgelkonzert statt. Zunächst spielte Alexander Huhn an der Orgel ein Stück von Charles Marie Widor („Allegro vivace“), bevor Pfarrer Jan Kölbel die Daten (Name, Schlagton, Gewicht, Durchmesser und Übersetzung der lateinischen Inschrift) der Glocken erläuterte und Kirchenmusiker Michael Bailer sie einzeln erklingen ließ. Es handelt sich um folgende Glocken: „Jakobus“ (2.575 kg), „Johannes-Nepomuk“ (1.334 kg), „Bonifatius“ (878 kg), „Pius“ (616 kg), „Kilian“ (500 kg) und „Muttergottes“ (4.415 kg). Die Muttergottes- und die Jakobus-Glocke befinden sich im Nordturm, die übrigen Glocken im Südturm. Orgel und Glocken würden geweiht und hierdurch von der Kirche wie Menschen behandelt, so Pfarrer Kölbel. Sie übernähmen einen wichtigen Verkündigungsdienst von der Schönheit des Glaubens an Gott. Im Anschluss an ein weiteres Stück („Adagio“) von Charles Marie Widor wurden alle sechs Glocken auf einmal geläutet. Die „Toccata“ rundete das sehr schöne Glocken- und Orgelkonzert ab, während das Vollgeläut beeindruckend zeigte, dass die Pfarrkirche St. Jakobus Miltenberg über das zweitstärkste Geläut im Bistum Würzburg, direkt nach dem Kiliansdom, verfügt. Überregional bekannt wurde es durch das beherzte Eingreifen des seinerzeitigen Miltenberger Stadtpfarrers Boom, der durch das Läuten eine Versammlung der rechten Szene auflöste. Nähere Informationen zu den Glocken und zur „Vleugels-Orgel“ sind auf Schautafeln am Taufstein in der Pfarrkirche zu finden.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.