Zukunfsbörse: Jugendarbeit bedeutet Kooperation

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Die Jugendarbeit, gerade in Verbindung mit Betreuungs- und Bildungsmaßnahmen, ist zu einer intensiv und oft diskutierten Aufgabe geworden – auch im Hinblick auf den demographischen Wandel.

Intensiv auseinandergesetzt wurde sich damit am 22. November 2014 in den Räumlichkeiten des Landratsamtes Miltenberg bei der „Zukunftsbörse Jugendarbeit“. Bei dieser Fachtagung, einer inzwischen zur Tradition gewordenen Veranstaltungsreihe, die vom Kreisjugendring und dem Landratsamt organisiert wurde, stand die Zukunft der Jugendarbeit im Focus.

Rund 60 Vertreter verschiedener Vereine, Verbände, Gemeinden und Institutionen diskutierten die Situation und Vielfalt der Jugendarbeit in der Region und versuchten in drei unterschiedlichen Workshops Vorschläge für neue Perspektiven und Weiterentwicklungen zu entwickeln.
Landrat Jens Marco Scherf stellte fest, dass sich die Jugendarbeit als fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur im gesamten Landkreis etabliert habe, bedauerte aber auch die abnehmende Bereitschaft, sich im Ehrenamt zu engagieren.

Die Zukunftsbörse sei als wichtiger Baustein in Sachen Jugendhilfeplanung zu sehen. 2015 solle intensiv der Jugendhilfeprozess angegangen werden. Ein Motor könne nur funktionieren, wenn viele Teile zusammenarbeiten. Auch Jugendarbeit ist eine Aufgabe Vieler, die nur gemeinsam wirkungsvoll ist und immer wieder neu angegangen werden muss. Dazu gehört auch, unter dem Aspekt des demographischen Wandels, die Integration von Flüchtlingen als Chance zu sehen (von den bisher 408 Asylbewerbern im Landkreis sind derzeit 30-35 % unter 18 Jahren). Es stellt sich auch die Frage, wie man ein dauerhaftes Engagement in Sachen Ehrenamt erhält ? Auch die Veränderungen der Familienstrukturen spielen eine große Rolle.

Hochkarätige Referenten
Prof. Dr. Jürgen Schwab von der Katholischen Fachhochschule Freiburg gilt als Experte in Sachen Jugendarbeit. Er war als Gastredner geladen und analysierte in einer PowerPoint-Präsentation die derzeitige Situation der Jugendarbeit im ländlichen Raum und mögliche Entwicklungen. „Rezepte und Ermahnungen funktionieren nicht“, so Schwab.
„Das Tragische an der Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie hätte brauchen können.“

Die Jugend weiß, was sie nicht will, aber es gibt vieles, was sie überhaupt noch nicht kennt. Soziale Kompetenzen, Teamarbeit und das, was später gefragt ist, kann durch Jugendarbeit vertieft werden. Das heißt, dass auch die außerschulische Bildung gestärkt werden muss. Dazu gehört die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe.

Kooperation ist notwendig, um junge Menschen zu finden, zu halten und zu etablieren. Das heißt aber nicht nur extern, sondern auch intern – etwa in Vereinen. Klassisches Beispiel Männerchor: hier könnte ein Schritt hin zu den Jugendlichen neue Perspektiven bringen. In Zukunft muss darauf hingearbeitet werden, bedarfsgerechte Angebote zu schaffen. Es gibt viele Herausforderungen bei der aktiven Jugendarbeit. So nimmt etwa die Gewinnung von Ehrenamtlichen für Leitungsfunktionen stark ab. Und die Überalterung des hauptamtlichen Personals ist nicht alleiniges, aber doch ein spezielles Problem in der offenen Jugendarbeit. Zukünftig darf Jugendarbeit (JA) nicht mehr „Mädchen für alles sein“, sondern es muss eine Positionierung stattfinden. Ein Antrag zur Profilbildung der Jugendarbeit steht an.

Als weiterer Referent sprach der Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR), Matthias Fack, über die Entwicklungen in der Jugendarbeit aus Sicht des BJR. „Jugendhilfeplanung in kritischen Zeiten ist eine gute Sache und Datenerhebung ist sehr wichtig. Der BJR freut sich immer, wenn er auf etwas zurückgreifen kann“, erklärt Fack. Weiter führte er aus, dass die Situation der Jugendlichen meist aus Sicht der Erwachsenen beleuchtet werde. Dabei werde Negatives verstärkt besprochen, Positives hingegen einfach übergangen. Jugendarbeit bedeute auch immer eine Veränderung, da wir Menschen uns ebenfalls verändern.

Reges Interesse an den Workshops
Im Anschluss an die Vorträge teilten sich die Anwesenden in drei Workshop-Gruppen zu unterschiedliche Themenschwerpunkten auf:

1. Jugendarbeit und Schule – Chancen durch Kooperation? (Leitung Ulrich Wohlmuth/Staatl. Schulamt und Rudi Reissmann/Jugendhaus Erlenbach)
2. Vereine … 2030 – Müssen sich die Vereine neu aufstellen? (Leitung Dr. Christian Steidl und Alexandra Fries vom KJA Miltenberg)
3. Gemeinde … - Können Kommunen Jugendarbeit beflügeln? (Leitung Dietmar Fieger/Bgm. der Stadt Obernburg und Helmut Platz/KoJA)

In der abschließenden gemeinsamen Zusammenfassung stellten die jeweiligen Arbeitsgruppenleiter ihre Ergebnisse vor. Einig war man sich darüber, dass ein permanenter kommunikativer Prozess nötig sei. Eine Kooperation von Gemeinden, Städten, Vereinen, Verbänden, Institutionen, aber auch Einzelner, muss gewollt sein. Dann können die vorhandenen Ressourcen vor Ort effektiv genutzt, mobilisiert und vernetzt werden.

Kreisjugendpfleger Helmut Platz bedankte sich zum Abschluss noch einmal bei allen Anwesenden für ihr großes Engagement und zog ein positives Resümee: „Die kommunale Jugendarbeit und der Kreisjugendring setzen sich auf jeden Fall zusammen und werden mit den Vorschlägen arbeiten, um zu sehen wie man einige von ihnen umsetzen kann“.

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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