Jugendhilfeausschuss sagt Ja zu Leitlinien der Jugendhilfeplanung
Einstimmig hat der Jugendhilfeausschuss am Montag dem Kreistag empfohlen, die vom Ausschuss beschlossenen kinder-, jugend- und familienpolitischen Leitlinien zu verabschieden. Darin geht es um die Grundprinzipien einer dynamischen, bedarfsorientierten Jugendhilfeplanung mit den Schwerpunkten Partizipation, zukunftsfähige Gestaltung des Landkreises und Stärkung der Bildung in der Region.
Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz stellte die Leitlinien vor, die bis zum Ende der laufenden Wahlperiode gelten sollen. Nach dem Beschluss des Kreistags soll der beratende und begleitende Ausschuss zur Jugendhilfeplanung in einer Klausurtagung im März konkrete Ziele ausarbeiten und diese mit Landrat und Jugendhilfeausschuss besprechen, ehe sie umgesetzt werden. Die Festlegung der Ziele soll sich Rätz zufolge jährlich wiederholen.
„Partizipation leben“ heißt die erste Leitlinie, mit der die Partizipation Jugendlicher umgesetzt werden soll. Genutzt werden sollen hierfür andere professionelle Netzwerke und Gremien wie etwa Gemeinden, Kreisjugendring, Jugendhilfeträger und Arbeitskreise. Dabei sollen die Bedarfe erhoben und geeignete Angebote gestaltet werden, wie Rätz ausführte. Dem beratenden und begleitenden Ausschuss zur Jugendhilfeplanung kommt die Aufgabe zu, die Erkenntnisse zusammenzuführen und geeignete Instrumente zu suchen.
Unter dem Punkt „Den Landkreis zukunftsfähig gestalten“ soll der Landkreis sozialräumlich betrachtet werden mit dem Anspruch, gesellschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen und sie aktiv zu gestalten. Die Jugendhilfe will hierbei Städte und Gemeinden unterstützen. Als besondere Herausforderungen gelten etwa die Gestaltung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Zusammenspiel von privater und öffentlicher Verantwortung, das Meistern belastender Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen sowie die Integration von Benachteiligten.
Mit „Bildung in der Region“ ist die Leitlinie überschrieben, mit der die Jugendhilfeplanung die Voraussetzungen für Bildung, Betreuung und Erziehung schaffen will, damit niemand verloren geht. Hier geht es unter anderem um die Förderung der Vernetzung von schulischer und außerschulischer Bildung und die Gestaltung dieser Übergänge.
Mit Interesse nahm das Gremium einen Bericht von Stefan Adams, am Landratsamt zuständig für die Jugendsozialarbeit an Schulen, zur Kenntnis. Er fasste die bisherigen Erkenntnisse der Jugendsozialarbeit an den Berufsschulen Miltenberg und Obernburg zusammen.
Die schwierige Aufgabe, in zwei Schulhäusern mit 1780 Schülerinnen und Schülern und 51 Lehrkräften diese Arbeit zu leisten, wird seit dem 1. Oktober 2015 von Uwe Ludorf geleistet. Seine Halbtagsstelle ergänzt er mit einer weiteren Halbtagesstelle in der ambulanten Jugendhilfe. Ludorf sei bei seiner Tätigkeit in Miltenberg und Obernburg auf zahlreiche Problemfelder gestoßen, listete Adams einige Beispiele auf: Persönlichkeitsprobleme, Perspektivenklärung, finanzielle Probleme der Schüler, Ausbildungsabbrüche, Konflikte mit Betrieben und Sprachprobleme von Flüchtlingen in Regelklassen. Der Jugendsozialarbeiter habe relativ lange gebraucht, um „anzukommen“, bilanzierte Adams und führte dies auf hohe Schülerzahlen, zwei Schulstandorte und zwei Lehrerkollegien zurück.
Zusammenfassend lasse sich sagen, dass Ludorf unter anderem von zu geringen und zerrissenen Präsenzzeiten berichtet habe, so Adams, gleichzeitig steige die Nachfrage nach Ludorfs Rat ständig, wusste Adams. Mittlerweile hätten sich aber auch erste Erfolge eingestellt. Um die Nachfrage zu decken, wären höhere Präsenzzeiten an beiden Schulorten notwendig, sagte Adams, wünschenswert wären unter anderem auch frühe Informationen über drohende Ausbildungsabbrüche und die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern in den Klassen, die von den „Jugendlichen ohne Arbeit“ besucht werden.
Ludorfs Arbeit werde auch von Berufsschulleiter Bernd Kahlert sehr positiv gesehen, zitierte Landrat Jens Marco Scherf aus einem Brief des Rektors. Kahlert nannte die Sozialarbeit „einen echten Fortschritt“ und bat darum, diese Stelle aufzustocken. Der Ausschuss sah diese Bitte wohlwollend, so dass der Landrat ankündigte, dem Ausschuss in der nächsten Sitzung weitere Informationen als Diskussionsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Zur Anregung aus dem Ausschuss, die Jugendsozialarbeit auch auf Realschulen und Gymnasien auszuweiten, sagte Scherf, dass er mit den Schulleitern schon darüber gesprochen habe. Man sei sich einig, dass sich die Schulen zunächst intensiv inhaltlich mit der Jugendsozialarbeit beschäftigen sollten und sich bei Bedarf im Landratsamt melden.
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