Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche
Beratungsstelle „Lichtblick“ in Miltenberg eröffnet
Im Miltenberger Familienzentrum in der Mainstraße 19a hat die Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit sexualisierter Gewalterfahrung, „Lichtblick“, ihre Arbeit aufgenommen. Die neue Einrichtung soll Betroffenen sowie deren Angehörigen und Bezugspersonen Unterstützung bieten. Bei der Eröffnungsveranstaltung am 20. Juni waren Vertreter des Landratsamts, des Caritasverbands und des Jugendamts Miltenberg anwesend.
Erfolgreiche Zusammenarbeit der Institutionen
Landrat Jens Marco Scherf lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Caritas. Das Landratsamt selbst sei nicht in der Lage, sich aller Probleme anzunehmen, sagte er. Es brauche manchmal auch einen anderen Zugang als Landratsamt und Jugendamt, denn diese Begriffe seien bei manchen Menschen negativ besetzt. Die sexualisierte Gewalterfahrung sei „ein düsteres Thema“, in das nun Licht hineingebracht. Extrem wichtig ist es Scherf, allen Betroffenen, ihren Freunden und Angehörigen einen Zugang zu Beratung zu ermöglichen. Nun gehe es darum, Betroffene mit umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit auf die Existenz der Beratungsstelle aufmerksam zu machen. Der Landrat zeigte sich auch dankbar, dass es trotz aller Sparbemühungen des Landkreises gelungen sei, ein solches Angebot zu etablieren.
Bedeutung von Anonymität bei der Beratung
Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz ergänzte, dass die Thematik in den letzten Jahren leider zugenommen habe. Es gelte dabei, möglichst geräuschlos zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass Betroffene, aber auch die Täter, nach Aufarbeitung der Vorfälle wieder in den Alltag integriert werden können. Laut Ursula Weimer (Jugendamt) ist es wichtig, dass das Beratungsangebot nicht beim Jugendamt angesiedelt ist. Im Familienzentrum sei die Anonymität sehr gut gewahrt angesichts der vielen Menschen, die dort tagtäglich ein- und ausgehen und verschiedene Angebote wahrnehmen, stellte Heinrich Almritter fest. „Es soll kein Deckmantel über das Thema gelegt werden, die Anonymität dient ausschließlich dem Schutz der Betroffenen“, betonte Landrat Scherf.
Umfassende Unterstützung durch „Lichtblick“
Die Beratungsstelle soll allen Kindern und Jugendlichen mit sexualisierten Gewalterfahrungen eine Anlaufstelle für vertrauliche Gespräche und eine neutrale Beratung bieten. Die beiden erfahrenen Caritas-Mitarbeiterinnen Christiane Muth und Inge Richter haben die Beratungsstelle mit Unterstützung von Coach Anne Hilpert-Böse seit März aufgebaut. Sie bieten Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 16 Jahren Begleitung und Hilfe an, ebenso deren Eltern sowie Bezugs- und Vertrauenspersonen. Auch Fachkräfte und Ehrenamtliche aus unterschiedlichsten Einrichtungen können sich melden, wenn sie Fragen oder Bedarf für eine Beratung haben.
Präventionsangebote und Workshops
"Doch mit der Beratung alleine ist es nicht getan", erklärte Christiane Muth. Sie verwies auf geplante Angebote wie einen Elternabend zur Prävention, eine Teamfortbildung zum Thema „Noch Doktorspiele oder schon Übergriff?“ sowie eine weitere Fortbildung zum Basiswissen über sexualisierte Gewalt. Für Multiplikatoren planen die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Workshops zur Selbstbehauptung für Kinder und Jugendliche, ebenso eine Informationsabend für Eltern von 9 bis 14-Jährigen, in dem es um Gewalt im digitalen und analogen Alltag geht. Mit Vereinen sollen darüber hinaus ab dem nächsten Jahr Schutzkonzepte erarbeitet werden.
Kontakt:
Die Beratungsstelle ist erreichbar in der Mainstraße 19a in Miltenberg, E-Mail: lichtblick@caritas-mil.de, Telefon: 09371/9789-70 und -71. Persönlich erreichbar sind die Mitarbeiterinnen montags von 8 bis 9.30 Uhr, dienstags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs von 13.30 bis 15 Uhr, donnerstags von 9 bis 11 Uhr und freitags von 9 bis 10 Uhr. Eine offene Sprechstunde findet jeweils dienstags von 13 bis 14 Uhr statt.
Weitere Infos und Hilfsangebote
Weitere Informationen und Hilfsangebote können über das Bundesamt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf www.hilfe-portal-missbrauch.de abgerufen werden.
Hintergrund: Was ist sexueller Missbrauch?
Sexueller Missbrauch beginnt dort, wo die körperlichen und sexuellen Grenzen eines Kindes oder Jugendlichen bewusst missachtet oder überschritten werden. Dies kann durch anzügliche Bemerkungen, mehrdeutige Nachrichten, gezieltes Starren oder sexualisierte Gesten geschehen. Jede sexuelle Handlung, die an oder vor Kindern und Jugendlichen gegen deren Willen vorgenommen wird oder der sie nicht zustimmen können, ist als sexuelle Gewalt zu werten. (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Autor:Katja Bergmann aus Niedernberg |
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