Freibadsaison beginnt
Rettungsschwimmer gesucht

Das Freibad Bayerischer Odenwald in Amorbach. | Foto: Verein Freunde des Freibades Amorbach 1921
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  • Das Freibad Bayerischer Odenwald in Amorbach.
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Fachkräftemangel in Schwimmbädern und Badeseen der Region – Unattraktiver Beruf als Ursache?

Er hat schon mal Anlauf genommen – der Sommer naht und mit ihm schöne warme, bestimmt auch wieder heiße Tage. Da tut Abkühlung gut! Kleine und Große freuen sich schon auf den regelmäßigen Besuch im Schwimmbad. Das kühle Nass erfrischt und obendrein ist Schwimmen gut für die Gesundheit.

Alarmierende Studien

Doch gerade zum Thema Schwimmen gibt es alarmierende Studien. Rund 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland können nicht schwimmen. Diese erschreckende Zahl ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der DLRG.

Die Gründe dafür sind vielfältig und sollen an dieser Stelle auch nicht weiter beleuchtet werden. Viel wichtiger ist es, dass die Aufsicht am Beckenrand funktioniert und gut ausgebildetes Personal in Form von Bademeistern und Rettungsschwimmern zur Stelle ist, um bei Gefahren rechtzeitig eingreifen zu können.

Doch gerade damit sieht es leider gar nicht üppig aus. Die Anzahl an Rettungsschwimmern und Bademeistern in deutschen Schwimmbädern ist eher durchwachsen. Es gibt zu wenige Interessierte, die den Beruf erlernen möchten. Auch in unserer Region sind viele Städte und Gemeinden auf der Suche nach Fachangestellten für Bäderbetriebe, so die offizielle Berufsbezeichnung. Eine davon ist Amorbach.

Das Freibad Bayerischer Odenwald in Amorbach

Das Freibad Amorbach hat einige Probleme, ausreichend Rettungskräfte für die Schwimmaufsicht zu finden. Am Bad selbst liegt es allerdings nicht.

Bald 100 Jahre alt

Das im Jahr 1921 gebaute Freibad, das in zwei Jahren 100-jähriges Jubiläum feiern kann, liegt idyllisch in unmittelbarer Nähe zur Stadt und ist gut erreichbar. Es war seinerzeit eines der ersten Schwimmbäder in der weiteren Umgebung. Die großen Schatten spendenden Bäume sind eines der Markenzeichen des Bades. Das solarbeheizte Schwimmerbecken, eine große Liegewiese, ein Beach-Volleyballfeld, ein Kiosk und ausreichend viele Parkplätze sind weitere Pluspunkte des Freibads. Das bestehende Kinderbecken wurde vor der neuen Saison in eine Bühne umfunktioniert. Die erforderlichen finanziellen Mittel hierzu sponserte der Lions-Club. Am diesjährigen Schwimmbadfest am 26. Mai wird für die kleinen Besucher des Freibads das neu gestaltete Kinderbecken eingeweiht, das mit der außergewöhnlichen Gestaltung sicherlich die neue Attraktion werden wird.

Große Bedeutung für die Region

Die Bedeutung, die dem Amorbacher Freibad zukommt, ist groß. Ganze Generationen von Kindern erlernten hier in spielerischer Form das Schwimmen, eine Fähigkeit, die überlebenswichtig ist. Der Einzugsbereich des Bades erstreckt sich nicht nur auf die in der Umgebung gelegenen Kommunen Schneeberg, Weilbach und Kirchzell, sondern auch darüber hinaus bis nach Rippberg und die umliegenden Höhengemeinden im Odenwald. Als Betreiber fungiert die Stadt Amorbach.

Von Schließung bedroht

Im Jahr 2004 war das Freibad von der Schließung bedroht. Um den Erhalt zu sichern und das Bad für die Bevölkerung zu retten, wurde der Verein „Freunde des Freibades Amorbach 1921“ gegründet. Er kümmert sich seither mit großem ehrenamtlichen Engagement um Spenden für das Bad. Insbesondere jedoch die vielen Arbeitsstunden, die die Vereinsmitglieder in die Unterhaltung investieren, ermöglichen den Fortbestand.

Verein gegründet

„Die Schwierigkeiten sind anderer Natur“, führt Klaus Sartorius, der Pressesprecher des Vereins, aus. „Bereits vor mehreren Jahren ist die Stadt Amorbach eine Kooperation mit der Energieversorgung Miltenberg-Bürgstadt eingegangen. Diese betreut die Freibäder in Miltenberg und Bürgstadt. Durch die Kooperation ist bei Bedarf die technische Betreuung des Bades sichergestellt. Den saisonalen Betrieb und die Aufsicht übernimmt ein Pool von Rettungsschwimmern. Denn für die Stadt als Träger des Bades ist es sehr schwierig, einen fest angestellten Bade- oder Schwimmmeister zu finanzieren. Für diese Saison hat sich ein Rettungsschwimmer gefunden, der als ausgebildeter Bademeister die Technik betreut und auch stundenweise die Aufsicht übernimmt. Unterstützung kommt auch von der Wasserwacht Miltenberg, die uns an Wochenenden mit Personal aushilft.“

Rettungsschwimmer erforderlich

„Die Aufsicht konnten wir in den letzten Jahren immer ganz gut mit Rettungsschwimmern abdecken“, so Klaus Sartorius weiter. „Zumeist waren das junge Leute aus dem hiesigen Gymnasium, die sich auf diese Weise ein paar Euro dazu verdienten. Doch nach dem Abitur ist die Fluktuation hoch und die jungen Leute sind zum Studium weg oder stehen nur noch am Wochenende zur Verfügung. Uns fehlen dadurch immer wieder die Rettungsschwimmer.“

„Die Stadt hat Stellenanzeigen geschaltet, und auch der Verein hat die Werbetrommel gerührt, worauf sich auch einige Bewerber gefunden haben“, sagt Klaus Sartorius zur derzeitigen Situation. „Wir greifen mit dem Verein ja unter die Arme und bezahlen die Ausbildung für das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Silber, aber dazu müssten zumindest Interessenten vorhanden sein. Für dieses Jahr ist der Badebetrieb auf jeden Fall wieder gesichert.“

Aufsicht am Beckenrand

Worauf es beim Rettungsschwimmer ankommt, weiß Klaus Sartorius: „Die Aufgaben bestehen im Wesentlichen aus der Aufsicht über die Becken. Dazu kommen die Kontrolle der Chlorchemie im Technikhaus und verschiedene Kleinarbeiten wie Rasen mähen oder Abfall beseitigen. Bewerber müssen mindestens 16 Jahre alt sein und sollten verantwortungsbewusst und zuverlässig sein. Sie sollten Durchsetzungsvermögen besitzen und gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Das ist eigentlich schon alles.“

Doch Klaus Sartorius kennt auch die Schattenseiten. „Bademeister ist keine attraktive Tätigkeit, denn natürlich ist man den ganzen Sommer über gebunden. Dazu kommen die relativ schlechte Bezahlung und die Tatsache, dass man den Winter über in einem Freibad nichts zu tun hat.“

Der Badesee Freudenberg

Günstiger sieht es da für den Badesee Freudenberg aus, wie Markus Tremmel, Fachbereichsleiter 1 in der Stadtverwaltung, sagt. „Wir haben Gott sei Dank eine super funktionierende DLRG-Gruppe, die uns unterstützt und für den Badesee Rettungsschwimmer stellt. Jeweils für die Wochenenden wird samstags und sonntags dazu ein spezieller Dienstplan aufgestellt. Aber auch wir haben Schwierigkeiten, zusätzliche Rettungsschwimmer auf 450-Euro-Basis zu finden.“

Situation nicht so dramatisch

Dennoch stellt sich die Situation in Freudenberg nicht ganz so dramatisch dar. „Für den Badesee haben wir zwei Rettungsschwimmer in Vollzeit eingestellt. Diese sind von etwa Mai bis September am Badesee und die restliche Zeit des Jahres im Bauhof tätig. Durch diese Konstellation sind die Angestellten im Winter nicht arbeitslos, können Überstunden vom Sommer abbauen, sind aber auch vor und nach der Saison für den Badesee zuständig. So richten sie vor der Saison den See her und machen ihn zum Abschluss winterfest. Das ist eine sehr gute Lösung für uns. Im Bauhof sind zudem weitere Bedienstete, die als Rettungsschwimmer im Notfall einspringen können. Hinzu kommt noch, dass wir für den Badesee nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. generell weniger Personal benötigen als das bei Freibädern, die höhere Auflagen haben, der Fall ist. Das kommt uns natürlich gelegen.“

Weniger Personal erforderlich

Die Aufgaben am Badesee sind ähnlich wie im Freibad. „Auch hier ist natürlich die Aufsicht die Hauptaufgabe“, erklärt Markus Tremmel. „Hinzu kommt die Kontrolle der Pumpen, die das Wasser im See umwälzen.“ Mit dem Seewasser hat Freudenberg keine Probleme. „Wir haben eine sehr gute Wasserqualität. Das liegt daran, dass der See von Naturquellen gespeist wird und sich auf diese Weise selbst regeneriert.“ Weitere Pluspunkte des Sees sind die wunderschöne Lage in der Nähe zum Main, das weitläufige Gelände mit vielen Bäumen, die Schatten spenden, und die günstigen Eintrittspreise. Das Einzugsgebiet des Badesees Freudenberg erstreckt sich zu je einem Drittel auf die Freudenberger Bürger, die Bürger aus den umliegenden Gemeinden und Besucher aus weiter weg liegenden Orten im Umkreis von etwa 50 Kilometern.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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