Orgelkonzert in St. Anna: Leidenschaft, technische Präzision und Virtuosität
Sulzbach. Ein Orgelkonzert ist immer etwas Besonderes. Die Königin der Instrumente bietet Organisten eine Vielfalt von Interpretationsmöglichkeiten. Vor rund 1 000 Jahren wurde sie als Hauptinstrument in der kirchlichen Liturgie eingesetzt. Das ist auch heute noch so. Orgelkonzerte im sakralen Raum sind eine weitere Facette. Am Sonntag, 27. September wurde eine beeindruckende Variante in der St. Anna-Kirche in Sulzbach im Rahmen des diesjährigen Kulturwochenherbstes mit dem Organisten Christoph Hauser und den beiden Sängerinnen Anna Feith (Sopran) und Regina Wahl (Alt) vom Ensemble der Vocalsolisten Frankfurt präsentiert.
Die Gäste begrüßt hatten der örtliche Bürgermeister Martin Stock und die stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann. Hintergrundinformationen gab der Dirigent Gerhard Jenemann als Vertreter von Bell‘Arte Frankfurt RheinMain. Um es vorweg zu nehmen: Es war ein künstlerisch hochwertiges Konzert, das die rund 100 Besucher zu stehenden Ovationen motivierte. Mehr Plätze konnten wegen der Abstands- und Hygienevorschriften auch nicht zur Verfügung gestellt werden. Insofern kann dieses Konzert als ausverkauft bezeichnet werden. Die historisch einzigartige Dauphin-Orgel der St. Anna Kirche mit typisch barockem Klang, die Atmosphäre des von Herigoyen gestalteten Sakralbaus sowie die Virtuosität von Christoph Hauser und der beiden Sängerinnen Anna Feith und Regina Wahl boten höchsten Genuss. Wie in der Ankündigung versprochen, war es eine musikalische Reise in die Vergangenheit und ein Einblick in die Musikhistorie der Region.
Mit Leidenschaft und technischer Präzision agierte Christoph Hauser als Instrumentalist, zog sprichwörtliche alle Register, um die Möglichkeiten der Dauphin-Orgel darzustellen. Er vermochte, den Tonumfang des Instruments in seiner Weite und im Klang als Nahrung für das Ohr des aufmerksamen Publikums höchst schmackhaft aufzubereiten. Die Werke, die ausgesucht worden waren, zeigten einmal die tänzerische und fröhliche Form, bei der die Flöten die Hauptrolle spielten und ein andermal – wenn auch seltener – die Ausdruckskraft der Bässe in den Klangbildern der Tiefe.
Peter Cornelius (1824-1874), der auch als Dichterkomponist bezeichnet wird, gab mit der Komposition der Messe in d-Moll, die Basis für den gemeinsamen Auftritt von Anna Feith, Regina Wahl und Christoph Hauser. Es war eine Symbiose von Orgel und Stimmen als gut aufeinander abgestimmte Formen des Musizierens. Dies, die schöne Akustik der Kirche und die Ausgestaltung des Raumes regten dazu an, ins Schwelgen zu geraten und sich ganz der Musik hinzugeben. Zum Abschluss wurden die Konzertbesucher mit dem »italienischen Konzert« des wohl bekanntesten Orgelkomponisten und Kirchenmusikers Johann Sebastian Bach verwöhnt.
Die zweite Veranstaltung des diesjährigen Kulturwochenherbstes befand sich in einer »kulturellen Einheit über die Ländergrenzen hinweg«, wie sich Gerhard Jenemann ausdrückte. Es war zugleich das letzte Orgelkonzert in der historischen Orgellandschaft Frankfurt RheinMain, eingebettet in die Reihe Klanglandschaft Mainfranken 2020 und in den Kulturwochenherbst des Landkreises Miltenberg.
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